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Krek, Gregor
Gregor Krek bekam er eine Anstellung als Praktikant am Landesge-
richt (Deželno sodišče) in Ljubljana. Bis Dezember 1929
wirkte K. als Richter in Murska Sobota und Ljubljana,
danach als Inspektor im Justizministerium (Ministrstvo
za pravosodje) in Beograd. Ab März 1933 war er Stell-
vertretender Staatsanwalt, ab August 1935 bis zu seiner
Pensionierung am 6. November 1945 Oberstaatsanwalt
in Ljubljana. Bei der Forschungseinrichtung Slovenska
akademija znanosti in umetnosti SAZU [Slowenische
Akademie der Wissenschaft und Kunst] arbeitete er als
Jurist und wissenschaftlicher Mitarbeiter auf Honorar-
basis. Hier engagierte er sich sowohl bei der fachtermi-
nologischen Kommission als auch beim Republiksekre-
tariat für Kultur und Bildung (Republiški sekretariat za
kulturo in prosveto), wo er an der Vorbereitung gesetzli-
cher Vorschriften beteiligt war (1957–1965).
K. nahm aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Seit
der Gründung des → Klub koroških Slovencev [Klub
der Kärntner Slowenen] in Ljubljana im Oktober 1928
war er (Ausschuss-)Mitglied und stellvertretender
Vorsitzender desselben. Darüber hinaus war er Aus-
schussmitglied im Verein Pravnik [Der Jurist], Redak-
tionsmitarbeiter der Zeitschrift Pravosudje in Beograd,
Sekretär des slowenischen Richterverbands (Društvo
slovenskih sodnikov) und geschäftsleitender Sekretär der
Vereinigung des Zentralen Richterverbands (Centralno
združenje sodnikov) in Beograd. K. veröffentlichte meh-
rere juristische u. a. fachbezogene Abhandlungen (teils
unter dem Pseudonym L. Višarski) und wurde mit
dem Hl.-Sava-Orden der III. und IV. Klasse sowie mit
dem Weißen Adlerorden der V. Klasse ausgezeichnet.
Lit.: B. Sancin : Kravina Luka. In : Primorski slovenski biografski lek-
sikon, 8. snopič Kacin-Križnar. Gorica 1992, 192 ; V. Dolhar : Ka-
nalska dolina in slovenska kultura. Trst 1999, 32–33 ; D. Grafenauer :
Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci, (Phil. Diss.) Ma-
ribor 2009.
Danijel Grafenauer ; Üb.: Maja Francé
Krek, Gregor (* 8. März 1840 Četena Ravan [Gorenja
vas – Poljane, Gorenjska], † 2. August 1905 Graz), Phi-
lologe, Ethnograf, Begründer der wissenschaftlichen
Slawistik an der Universität Graz.
K. absolvierte das Gymnasium in → Ljubljana, da-
nach studierte er 1860–1864 klassische Philologie in
Graz und anschließend bei Fran(z) →
Miklosich ein
Jahr Slawistik in Wien. An der Realschule in Graz un-
terrichtete er 1865–1867 bis zur Habilitation, danach
lehrte er bis zu seiner Pensionierung 1902 Slawistik an der Universität Graz. Der Lehrstuhl war unter seinem
Vorgänger Koloman → Kvas auf den praktischen Un-
terricht ausgerichtet gewesen, K. hob ihn auf wissen-
schaftliches Niveau und gründete damit die Slawistik
an der Grazer Universität, womit diese den Universitä-
ten Wien und → Prag gleichgestellt wurde.
1858 hatte K. in den Novice zwei Artikel publiziert :
Cena pesem narodnih (293–294) [Der Wert der Volks-
lieder] und O naši književnosti (243–245) [Über unsere
Literatur] und darin zum Sammeln von mündlicher
Volkskunst aufgerufen. Die →
Slovenska matica beauf-
tragte ihn 1871 mit der Sichtung und Herausgabe des
Nachlasses von Stanko → Vraz. Bis zum vereinbarten
Termin (1873) schrieb er jedoch nur Nekoliko opazek o
izdaji slovenskih narodnih pesmi [Einige Bemerkungen
zur Herausgabe slowenischer Volkslieder] ; das war aber
die erste umfangreichere theoretische Abhandlung
über die mündliche Überlieferung seit Korytko und
gilt als die fundierteste vor Joža → Glonars Einlei-
tung zum letzten Band der Volksliedsammlung Slo-
venske narodne pesmi (1923), deren Redaktion Karel
→ Štrekelj übernommen hatte. Auf K.s Richtlinien
stützten sich alle späteren Sammler und Herausgeber
mündlich überlieferter Volkskunst (→ Folklore).
Für K. war das Volksschrifttum im romantischen
Geist die → Quelle für die Rekonstruktion der slawi-
schen → Mythologie. Die vergleichende Sprachwis-
senschaft hatte insbesondere für die Slawistik Impulse
für die Fortentwicklung gebracht ; ein unbekannter
Autor stellte K. an die Seite von Jernej → Kopitar
und Franz → Miklosich, wohl weil sich K. in sei-
nen mythologischen Abhandlungen gerne auf die
vergleichende Sprachwissenschaft berief. Wegen der
damaligen Grundsätze der zeitgenössischen mytholo-
gischen Wissenschaft musste K. auch über die Grenzen
der slawischen Welt greifen. In seine Artikel führte er
den Begriff der Wissenschaftlichkeit ein, den er oft in
Anspruch nahm. Mythos bedeutete für K. eine Art der
Erfassung des Lebens und der Umwelt, in einer Zeit als
diese noch Naturanschauung war. Die einzelnen Kate-
gorien dieses Denkens nannte er Mythologeme, deren
Entstehung er mit sprachlichen Gesetzmäßigkeiten
erklärte : Synonymie, Polynonymie (d. i. Homonymie)
und Metaphorisierung in drei Entwicklungsstufen : Te-
riomorphose, Zoomorphose, Anthropomorphose. Als
Literaturhistoriker befasste er sich v. a. mit den älteren
Epochen. Er bezog alle slawischen Völker und Kulturen
ein und rekapitulierte zugleich kritisch die bis dahin
bekannten Quellen und Fachbeiträge. Seine Arbeit Ue-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur