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Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška
Die katholische Ideologie überwog weitgehend, und
nur im Unteren Rosental/Spodnji Rož sowie in Ferlach/
Borovlje und Umgebung hatten die Organisationen des
klerikalen Typus keinen nennenswerten Einfluss ge-
habt. Daran änderte auch das Arbeiterheim Delavski
dom in Unterloibl/Podljubelj nichts, das die Kršcansko-
socialna zveza za Koroško errichtet hatte. Gegen Ende
der Monarchie wurden in Kärnten/Koroška noch ei-
nige Zweigvereine der → Slovenska straža [Sloweni-
sche Wacht] gegründet und es kam auch zur Einrich-
tung von einigen Zweigvereinen der Sveta vojska [Hl.
Krieg], eines Vereins gegen den Alkoholismus. Das
Vereinsregister dokumentiert, dass die Mehrzahl der
Zweigvereine lediglich auf dem Papier bestand. Etwas
mehr Aktivitäten entwickelten fünf slowenische Arbei-
tervereine. Die aktivsten waren in Klagenfurt/Celovec,
in → Ravne (Guštanj) (Gutenstein) und in Podljublelj/
Unterloibl.
1897 wurde in Ljubljana die Slovenska krščansko so-
cialna delavska zveza [Slowenischer Christlich-sozialer
Arbeiterverband] gegründet und ein Jahr danach in Slo-
venska krščansko socialna zveza [Slowenischer christlich-
sozialer Verband] umbenannt. Bei der Versammlung
der unpolitischen Vereine 1902 in Ljubljana wurde der
Unterausschuss der Krščansko socialna zveza za Koroško
[Christlich-sozialer Verband für Kärnten] gewählt,
um die Tätigkeit aller Kärntner unpolitischen Vereine
zu koordinieren. Der Unterausschuss wurde erst zwei
Jahre später aktiv, als er im September 1904 in Stern-
berg/Strmec ein Gesamtkärntner Jugendtreffen abhielt.
Am 3. Juli 1907 gab der Domkaplan Lambert Ehr-
lich aus Camporosso/Saifnitz/Žabnice der Landesre-
gierung die Gründung der Slovenska krščansko-socijalna
zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Ver-
band für Kärnten] bekannt. Die Gründungshauptver-
sammlung fand am 20. Oktober 1907 in Klagenfurt/
Celovec statt. Dem Verband traten sofort 12 Vereine
bei. Den Vorsitz hatte Matej → Ražun, der populäre
Priester aus St.
Jakob i.
R./Šentjakob v Rožu, der Ende
der 80er.Jahre des 19. Jh.s im Klagenfurter Priester-
seminar die Akademija slovenskih bogoslovcev [Akade-
mie der slowenischen Priesterseminaristen] erneuert
hatte. Ziel des Verbandes war es : »Gründung, Verei-
nigung und Verbesserung der unpolitischen Vereine
christlich-sozialer Haltung unter den Kärntner Slo-
wenen, sowie deren finanzielle und geistige Unterstüt-
zung ; Förderung des Unterrichts, der Erziehung und
Bildung der Kärntner Slowenen im christlichen und
identitätsstiftenden Geist ; Unterstützung und Vertre- tung der Schulforderungen der Kärntner Slowenen.«
Die Slovenska krščansko-socialna zveza koordinierte in
den Folgejahren die Tätigkeit der slowenischen Bil-
dungsvereine, die teilweise aus den Zweigvereinen der
KMD hervorgegangen waren. Der Verband gründete
neue Zweigvereine und förderte deren vielfältige Tä-
tigkeit. Er führte auch neue Formen der Tätigkeit ein
und versuchte mit Fachvorträgen neue Schichten der
slowenischen Bevölkerung in Kärnten/Koroška an-
zusprechen. Eine größere Aufmerksamkeit begann er
auch der weiblichen Bevölkerung angedeihen zu las-
sen. In die Statuten nahm er eine Bestimmung auf, dass
im Ausschuss mindestens jeweils eine Frau vertreten
sein musste, (→ Frauenfragen, → Frauen im ländli-
chen Raum, → Zveza ženskih društev na Koroškem).
Auf Ražun folgten in der Funktion des Präsidenten
Lambert Ehrlich und Franz Bramor. Die letzten
vier Jahre vor dem Ersten Weltkrieg leitete Valentin
→ Rožič den Verband. Die Zahl der eingegliederten
Vereine stieg. Im Jahr 1910 waren es 29, ein Jahr später
34, im Jahr 1914 waren es gar 50 Vereine – 39 katho-
lische Bildungsvereine, 4 christlichsoziale Arbeiterver-
eine, 2 Bauernvereine, 1 Jungendverein, 1 Unterstüt-
zungsverein der slowenischen Organisten in Kärnten/
Koroška, 1 Leseverein, 1 Volksverein und 1 Gesangs-
verein. Nicht Mitglieder des Verbands waren Vereine
aus dem Unteren Rosental/Spodnji Rož. Die einge-
gliederten Bildungsvereine sollten folgende Sektionen
haben : Chor, Tamburizzachor, Jugendsektion bzw. eine
Sektion des Turnvereins Orel [Adler], eine Mädchen-
sektion, eine Schauspielsektion für die Organisation
von Volksschauspielen sowie eine Abstinentensektion
(→
Chorwesen, → Tamburizzamusik, → Theater). Die
aktivsten waren die Chöre und die Theatersektionen,
es folgten die Tamburizzaspieler. Nicht zu unterschät-
zen war auch die Bildungsarbeit, die vor allem in den
Wintermonaten von Bedeutung war. Der Verband be-
gann auch soziale Kurse abzuhalten, die vor allem der
Weiterbildung der Kader dienten. Hinsichtlich der
geistigen Orientierung ist festzustellen, dass in einigen
Fällen keine klare Unterscheidung zwischen den Sek-
tionen und dem Wirken der religiösen Vereinigungen
möglich war. Das gilt besonders für die Mädchensekti-
onen der Vereine und für die sog. Mariengesellschaften
(Marijine družbe) in den Pfarren. Der Ausbruch des
Ersten Weltkrieges beeinträchtigte die Tätigkeit der
Slovenska krščansko socialna zveza und ihrer Mitglieds-
vereine stark. Die männliche Jugend war unter Waffen,
die Tätigkeit führten in gewissem Rahmen lediglich die
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur