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Laienspiel
journalistische Laufbahn bei den liberalen Tageszeitun-
gen Dan und Jutro, außerdem arbeitete er für die Zeit-
schriften Dom in svet, → Ljubljanski zvon, Slovan sowie
für die Prager Omladina und Svobodna misel. Während
des Ersten Weltkriegs arretierte man ihn aufgrund sei-
ner projugoslawischen politischen Gesinnung. Er über-
lebte mehrere Internierungslager und knapp die rumä-
nische Front. Nach 1920 wurde er zunächst Supplent,
ab 1923 Lehrer am Gymnasium in Ljubljana.
Die literarischen Werke des schöpferischen Au-
tors waren teils idealistisch-realistisch aufgebaut, teils
sentimentalistisch-(neu)romantisch. L. setzte vor-
zugsweise historische Motive um (bzw. solche aus der
Volksüberlieferung), die bis in die Zeit der Reforma-
tion, der Türkeneinfälle und der Bauernaufstände (al-
lesamt in der Novellensammlung Vaška kronika [Die
Dorfchronik] 1907) zurückreichen, oder sogar bis in
die Römerzeit (Primo vere 1913). Sein weitläufigster
Roman Brambovci I–II [Die Landwehr] (1910–1911)
etwa handelt von der Zeit der →
Illyrischen Provinzen
und beinhaltet wohl, da er 100 Jahre nach der franzö-
sischen Herrschaftsperiode und kurz vor dem Ersten
Weltkrieg erschien, eine slowenisch-nationale und zu-
gleich anti-österreichische Botschaft. Das Werk Upor-
niki [Die Aufständischen] (1906) erzählt von der Zeit
vor dem → Revolutionsjahr 1848 und kam als 58. Heft
der Buchreihe → Slovenske večernice beim Volksverlag
→ Mohorjeva heraus. Angelin Hidar (1922 im Ljubljan-
ski zvon, 1923 als Monografie) entstand nach der
→ Volksabstimmung 1920 und legte die Urgeschichte
von Kärnten/Koroška dar. Obwohl im Epilog behaup-
tet wird, die Geschichte basiere auf einem Klosterfund,
bezeichnete sie der Literaturkritiker Ivan → Pregelj
als Konglomerat deutscher »volksbuchhafter Fabeln«
zum slowenischen → Korotan.
Seine spätere Literatur weist moderne Züge auf und
lässt den Einfluss Ivan → Cankars erkennen (Krištof
in Magdalena [Krištof und Magdalena], [1905], Inter-
mezzo [1909], Bajka maja [Das Maimärchen] [1912],
Srečanje [Das Treffen] [1914] u. a.). Mit seinen Überset-
zungen tschechischer Prosa und der Zusammenstellung
ausgewählter Poesie Češka antologija [Tschechische An-
thologie] (1922) leistete er einen entscheidenden Bei-
trag zum interkulturellen Dialog mit der tschechischen
Kultur. In publizistisch-wissenschaftlichen Studien
wandte sich L. slowenischen Kulturträgern zu (Primož
→ Trubar, Josipina → Turnograjska u. a.). Eine
besondere Faszination übte das Theater auf ihn aus.
Er engagierte sich bei der Gründung des Schauspiel- hauses Slovensko marionetno gledališče [Slowenisches
Marionettentheater], für das er das erste slowenische
Puppenspiel Sneguljčica [Schneewittchen] verfasste, das
1920 seine Premiere feierte.
Quellen : NUK.
Werke : Uporniki : povest. V Celovcu 1906 ; Vaška kronika. V Ljubljani
1907 ; Josipina Turnograjska : njeno življenje in delo. V Mariboru 1921.
Üb.: Češke pravljice. V Ljubljani 1922 ; Češka antologija. Ljubljana
1922.
Lit.: SBL ; PSBL ; ES ; OVSBL. – Pregelj Ivan : Angelin Hidar, sta-
rokorotanski roman. In : DiS 36 (1923) 6,188–189 ; H. Glušič : Sto
slovenskih pripovednikov. Ivan Lah. Ljubljana 1996 ; A. Lah : Pisatelj
Ivan Lah (1881–1938). In : J. Müller (Hg.) : Šmarska knjiga : jubilejna
monografija ob 500-letnici šolstva v Šmarju. Šmarje-Sap 2007, 487–
497.
Maja Francé
Laienspiel, auch Amateurtheater oder Volkstheater,
slow. ljudsko gledališče, ist eine szenische Aufführung
einer Gruppe von Personen, die schauspielerische
Techniken erfordert (etwa Sprechtext, Bewegung, Kos-
tüme, Szenenbild usw.) und die bisweilen auf eine lo-
kale Überlieferung zurückgeht. Zu Beginn des 20. Jh.s
wurden unter Laienspiel jene »mimisch-dramatische
Kunstform verstanden, die im Volk in bestimmten
Gegenden lebendig waren und den Jahreszyklus der
Festtage begleiteten« und die zusätzlich einen magisch-
rituellen Inhalt hatten (Kuret 1958 : 17–18). Mit der
Zeit wurden sämtliche schauspielerischen Aufführun-
gen von lokalen Gemeinschaften hinzugezählt, vor al-
lem jene, die identitätsstiftend waren.
Das L. ist verbunden mit bedeutenden Ereignissen
im Laufe des Jahres oder im Leben von Familien, von
Burschenschaften (im → Gailtal/Zilja die konta) oder
Dorfgemeinschaften (Fikfak 2007 : 292). Bei dieser
Art des kreativen Schaffens von Laien sind insbeson-
dere nicht ästhetische Funktionen bedeutend (z. B.
geistliche, magische, satirische, rituelle, soziale, wirt-
schaftliche Funktionen u. a.). Die Darbietungen kön-
nen auf einer improvisierten Bühne stattfinden oder im
Freien oder aber als Umzug von Haus zu Haus. Die
Form der Darbietung ist flexibel und abhängig von den
einzelnen Schauspielern. Meist ist das L. die Frucht des
Ausdrucks von Amateurkunst und Engagement und
hat eine bedeutende verbindende Rolle (Kuret 1958 :
15–18 ; Kuret 1992 : 299–300 ; Fikfak 2011 : 292 ;
Lozica 1985 : 163).
Besonders in Kärnten/Koroška hatte das L. (slow.
Mz. igre), das vielfach eine große Zahl von Schau-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur