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Legija koroških borcev
(KKS) [Klub der Kärntner Slowenen] in Trbovlje und
nach dem Zweiten Weltkrieg Sekretär des KKS in
Ljubljana, einen weiteren Versuch, eine Organisation
der ehemaligen Kärntner Freiwilligen ins Leben zu
rufen. Dabei nutzte er die Unterstützung der Kärntner
slowenischen Flüchtlinge, die im KSS wirkten. Doch
auch dieser Versuch schlug fehl.
Zu Beginn des Jahres 1934 bereitete Štaudeker
die Statuten für einen Verein der Freiwilligen vor, den
er Legija koroških borcev (LKB) [Legion der Kärntner
Veteranen] nannte. Ziel war es, all jene zu versammeln,
die, sei es als Freiwillige, sei es als Mobilisierte, neben
Slowenen also auch Serben und Kroaten in Kärnten/
Koroška im Einsatz gewesen waren. Bei der Gründung
beriet sich Štaudeker mit General → Maister, der
sich mit seinen Vorschlägen einverstanden erklärte.
Maister zählt so zu den Gründungsmitgliedern
und war Ehrenpräsident der Organisation. Die Grün-
dungsversammlung der LKB fand am 13. April 1934
in Trbovlje statt, wo Štaudeker als Beamter seinen
Dienst versah. Vorsitzender wurde der pensionierte
Oberstleutnant Dragoljub Milivojević, ihm folgte der
pensionierte Oberst des Generalstabs Viktor Andre-
jka. Die Banschaftsverwaltung bestätigte die Statuten
erst 1935, da sie jenen Passus der Vereinsziele der LKB
beanstandete, wonach dieser für den Schutz der Kärnt-
ner Slowenen sorgte. Mit der Zunahme der Anzahl der
Mitglieder wurde der Sitz der LKB bereits Ende 1934,
formell jedoch erst ab 1936, nach → Ljubljana verlegt.
Die LKB war eine nicht politische Organisation. Zu
ihren Aufgaben zählten der Schutz der Interessen der
Mitglieder, die Förderung der Heimatliebe, das Inter-
esse für das slowenische Kärnten zu wecken, der Erhalt
der kulturellen Kontakte mit Kärntner Slowenen usw.
Bei den Generalversammlungen wurden regelmäßig
Resolutionen angenommen, in denen die wissenschaft-
liche Forschung zu Fragen der Kärntner Slowenen
vorgeschlagen und gefordert wurde, ebenso wie die
systematische Sammlung von historischem Archivma-
terial zu Kärnten/Koroška, die Analyse der deutschen
Propaganda, die Einführung der Reziprozität im Min-
derheitenschulwesen oder die Publikation von wissen-
schaftlichen Schriften über Kärnten/Koroška. Zudem
wurde der Sorge ob der grausamen → Germanisierung
der Kärntner Slowenen Ausdruck verliehen. Dabei
wurden auch Projekte der LKB unterstützt, wie jenes
der Erstellung eines Tonfilmes über Kärnten/Koroška
und über das kulturelle Leben der Kärntner Slowenen
u. Ä. Die LKB setzte sich auch für die Unterstützung der slowenischen Privatschulen in Kärnten/Koroška
ein, um so den slowenischen Charakter des Landes zu
wahren und der Germanisierung Einhalt zu gebieten.
Sie sorgte auch für die Grabpflege der Gefallenen Mit-
kämpfer in Kärnten/Koroška usw. (→ Grabinschrif-
ten). Bei der Gründung hatte die LKB 70 Mitglieder
und ihre Zahl stieg stetig. Die Aktivitäten wurden vom
Hauptausschuss geleitet, der unter dem Vorsitz des
Vereinspräsidenten stand. Der Hauptausschuss hatte 15
Mitglieder und 8 Stellvertreter. Bis 1939 stieg die Zahl
der Mitglieder auf rund 3.000, die in 27 Ortsvereine in
der Dravska banovina [Drau-Banschaft] unterschied-
licher Größe organisiert waren und ein unterschiedli-
ches Maß an Aktivitäten an den Tag legten. Ein sol-
cher Verein war etwa auch in Beograd angesiedelt. Alle
Ortsvereine wurden in den ersten Monaten nach dem
Angriff auf Jugoslawien durch die Besatzer aufgelöst,
ihr Vermögen eingezogen und die Mitgliederlisten, so-
weit sie nicht zerstört worden waren, den Sicherheits-
behörden übergeben.
Die österreichischen Spione und der Konsul in
Ljubljana verfolgten mit großer Aufmerksamkeit die
Tätigkeit der slowenischen Exilantenorganisationen,
unter ihnen die der LKB, deren angebliches Ziel die
»Rettung der unerlösten Brüder in Kärnten« gewe-
sen war. Der österreichische Konsul in Ljubljana be-
richtete im Sommer 1934 dem Bundeskanzleramt in
Wien über die Ansprache des Vorsitzenden der LKB
Franc Štaudeker im Radio Ljubljana. Die letzten
Worte soll Štaudeker auf serbokroatisch gesagt ha-
ben : »… Mi zahtevamo vojvodski prestol – knežji kamen,
na katerem sedi samo slovanski voditelj in ta se imenuje
Aleksander Karadjordjevič. Ne bomo mirovali, dokler ne
bo Gosposvetsko polje zopet naše […] Kličeta vas kraljevič
Marko in kralj Matjaž.« [Wir fordern den Herzogstuhl
– den → Fürstenstein, auf dem nur ein slawischer Füh-
rer sitzt, und der heißt Aleksander Karadjordjevič.
Wir werden nicht ruhen, bis das → Zollfeld wieder un-
ser sein wird … Es rufen euch der Königssohn Marko
und der König Matthias (→ kralj Matjaž)]. Der ös-
terreichische Konsul hielt fest, dass Österreich in der
LKB einen irredentistischen Gegner erhalten habe, der
nicht zu unterschätzen sei.
Im Jahr 1936 kam es zur Vereinigung von drei Orga-
nisationen, die die Veteranen um die slowenische Nord-
grenze vereinigten. In →
Maribor wirkte die Zveza
Maistrovih borcev [Verband der Veteranen des General
Maisters], in Trbovlje und danach in Ljubljana die LKB
sowie in Zagreb das Udruženje ratnih dobrovoljaca-bo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur