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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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841 Liturgiesprache Antichrist = katholischer Geistlicher, Messe = Abend- mahl Christi, Altar = Gottes Tisch, Abendandacht = nachmittägliches Gebet]). Die Terminologie (die alte ebenso wie die neue) wurde zur Zeit der Reforma- tion auch mit neuen Wortgattungen vermehrt. Neben kirchlichen →  Liederbüchern und neuen Gebetsfor- meln, Predigten (Verkündigungstexten), die teilweise bereits zuvor in der mündlichen katholischen Tradition gepflegt wurden, entstanden neue gedruckte, in religiö- sen Fragen belehrende Schriften : Katechismen, Über- setzungen des Neuen Testaments (der Evangelien und der Apostelbriefe), Übersetzungen von Psalmen (Davi- dov Psalter [Psalter Davids], 1566) und schließlich die gesamte Bibel (1584) sowie polemische Einleitungen in Katechismen und sogar die Übersetzung der Kir- chenordnung (Cerkovna Ordninga, 1563) als Beispiel eines rechtlichen bzw. amtlichen Textes. All das ist nicht nur bedeutend im Hinblick auf die Bereicherung des terminologischen Wortschatzes, was an sich schon außerordentlich ist. Die Sprache des slowenischen protestantischen Schrifttums weist zudem bereits eine Differenzierung nach unterschiedlichen Gattungen auf, hat eine entwickelte Syntax und variiert Synonyme je nach Syntaxmodellen. Der terminologische Wortschatz entwickelte sich auf innovative Weise auch im Zuge des katholischen Barock im 17. und im 18. Jh. Er schuf statt der protes- tantischen terminologischen Lösungen neue Begriffe in allen Wortarten. Bei den Predigten (und bei der mystischen Literatur) entwickelte sich insbesondere eine stilistisch vielfältige Syntax. Die früheren protes- tantischen Übersetzungen blieben teilweise noch in der Syntax der deutschen Ausgangstexte verhaftet, sie weisen noch keine genuinen Schöpfungen in Bezug auf die Syntax auf. Bei den religiösen Texten des Barock decken sich die Syntax-Regeln mit den stilistischen Eigenheiten der lateinischen Ausgangstexte. Die Spra- che aller christlichen Textarten (Andachtsliteratur, Ri- tus- und Gottesdiensttexte) sind gekennzeichnet von angemessenen terminologischen Schöpfungen, jedoch vor allem von Lehnübersetzungen und gewissen cal- quierten Syntaxmodellen (Passivformen, Präpositional- und Kasuskonstruktionen, unbestimmte Modalver- bindungen, unangemessene Verbalaspekte, Ausdruck der Bestimmtheit durch Artikel, Ungenauigkeiten der Adjektiva usw.). Diese gehen jedoch im Laufe des 18. Jh.s zurück. Eine solche innovative, dynamische Ent- wicklung der religiösen und ritualisierten Sprache ist kennzeichnend für die Zeit bis zum Ende des 18. Jh.s. Die religiösen Texte weisen eine Differenzierung nach sprachlichen Gattungen auf. Die vielfältigen Gebets- modelle des Barock (Marien- und Heiligengebete, Ge- sang, Beichtgebete, Rosenkranz, Litaneien, Predigten, Hagiografien) werden bereits in einem literarischen Stil verfasst. Bei der Syntax behalten und schöpfen diese Texte jedoch alte stilistische Konstanten (Rhythmisie- rung der Texte auf der Grundlage der ausgewiesenen Wortfolge bei Satzmodellen, die Setzung des Adjektivs nach dem Hauptwort, die Ausnutzung von zwei- und sogar dreigliedrigen sinnverwandten Formeln, Reime und Assonanzen in Versstrophen usw.). Im 18. Jh. wird angesichts der gedruckten regionalen Varianten der slowenischen Schriftsprache (in Krain/ Kranjska, Kärnten/Koroška und in der slowenischen Weststeiermark/zahodna Štajerska) offenbar, dass die slowenische Oststeiermark/vzhodna Štajerska und das Prekmurje in ihren religiösen Schriften (den katholi- schen ebenso wie in den protestantischen) die origi- näre kyrillo-methodianische pannonisch-slowenische Terminologie der Gottesdienste und Riten erhalten haben. Diese haben neben den Tschechen, Polen und Kroaten, dabei insbesondere die Vertreter der Tradition der →  Glagolica, auch alle orthodoxen Slawen (die Makedonier, Serben, Bulgaren, Russen, Ukrainer und Weißrussen) beibehalten. Interessant und bedeutend ist, dass über das slowenische Gebiet die methodische und terminologische Grenze zwischen der östlichen und der westlichen Mission verläuft, die bereits im Rahmen der differenzierenden Termini in den Freisinger Denk- mälern aufgezeigt wurde. Trotz der Vertreibung der Schüler Methods aus Mähren und der Tatsache, dass der slawische Gottesdienst aufgegeben wurde, lebte bei den pannonischen Slowenen sowie bei den angeführten Völkern die ursprünglich »altslowenische« Terminolo- gie (d. h. Terminologie des slověnski) weiter und entwi- ckelte sich gemäß den jüngeren Entwicklungsmustern der Phonetik und Wortbildung dieser Sprachen. Das Altkirchenslawische/Altbulgarische, nach Mik- losich Altslovenische (slověnski), erleichterte allen slawischen Völkern außer den Slowenen der Alpenre- gionen den Übergang zur jeweils eigenen Schriftspra- che auf der Grundlage der gesprochenen Volkssprache. Zunächst bildete sich diese bei den Tschechen vom 12. bis zum 13. Jh. heraus, danach im 18. Jh. bei den Russen und schließlich fand der Übergang vom »slawenoserbi- schen« zur gesprochenen herzegowinisch-štokavischen bei den Serben zu Beginn des 19. Jh.s statt (durch die Reform des Vuk Stefanović Karadžić). Daher rührt
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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