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Ljubljana
zumindest die westlichen Krainer noch im selben Jahr
wieder der fränkischen Herrschaft, aber Liudevit
selbst konnte erst nach zwei weiteren Feldzügen 822
besiegt werden.
Zu den Spätfolgen des Liudevit-Aufstandes dürfte
gehören, dass 828 im Zug einer Neuordnung des friula-
nisch-karantanischen Raumes durch Kaiser Ludwig
den Frommen anstelle der bisherigen, dem bairischen
Ostlandpräfekten unterstellten, einheimischen Fürsten,
von denen Etgar der Letzte war (→ Duces Carantano-
rum), die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt
wurde.
Quellen : F. Kos : Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku II.
Ljubljana 1906.
Lit.: ES (Bogo Grafenauer : Ljudevit Posavski). – B. Grafenauer :
Vprašnje konca Kocljeve vlade v Spodnji Panoniji. In : ZČ 6/7 (1952/53)
171–190 ; N. Klaić : Povijest Hrvata u srednjem vijeku. Zagreb 1990 ;
P. G. Parovel : Cenni di storia del popolo sloveno sino ai tempi die mo-
numenti di Frisinga. In : J. Jež : Monumenta Frisingensia = Brižinski
spomeniki : La prima presentazione in Italia dei Monumenti letterari
Sloveni di Frisinga del X–XI secolo coevi alle prime tracce scritte
della lingua italiana : con traduzione dei testi cenni di storia degli
Sloveni e dati sugli Sloveni in Italia. Trieste, Firenze 1994, 91–105 ;
H. Dopsch : Geschichte Salzburgs, Bd. 1, 174 f., 1228. Salzburg 1981 ;
H. Wolfram : Grenzen und Räume. Wien 1995, 242 ff. u. 301 ff.; H.
Wolfram : Salzburg, Bayern, Österreich. Wien 1995 [s. bes. 50 f. mit
den entspr. Anm. u. 308–310].
Markus Wenninger
Ljubljana (Lj.), dt. (hist.) Laibach, bis 1918 Hauptstadt
des Kronlandes Herzogtum → Krain/Kranjska, 1918–
1920 Hauptstadt Region Slowenien mit dem Prek-
murje, 1920–1929 Hauptstadt des Verwaltungsgebietes
Ljubljanska oblast, 1929–1941 Hauptstadt der Dravska
banovina [Drau-Banschaft], 1945–1991 Hauptstadt
der (Teil-)Republik Slowenien und seit 1991 Haupt-
stadt der Republik Slowenien. Sitz des politischen Be-
zirks und der Gemeinde, Verwaltungs-, Kultur-, Bil-
dungs- und Industriezentrum.
Lj. war bereits zu Zeiten der österreichisch-unga-
rischen Monarchie Verwaltungszentrum von Krain/
Kranjska, eines Kronlandes mit einer slowenischspra-
chigen Mehrheit, das auch attraktiv war für den Zuzug
aus Kärnten/Koroška, und zwar insbesondere ab den
70er-Jahren des 19. Jh.s, als es in Kärnten/Koroška zu
nationalen Differenzierungsprozessen und zu immer
stärkeren interethnischen Gegensätzen gekommen war.
So ließen sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine
Anzahl Kärntner slowenischer Intellektueller in Lj. nie-
der, die in Kärnten/Koroška als identitätsbewusste Slo- wenen keine Arbeit finden konnten. Bereits vor 1914
zogen auch zahlreiche Arbeiter zu, vor allem jene, die
bei den Eisenbahnen Beschäftigung gefunden hatten.
Bald nach dem Ende des Krieges gesellten sich zu ih-
nen noch jene Kärntner Slowenen, denen die Flucht
aus den Lagern der Entente gelungen war und die sich
zu den jugoslawischen Freiwilligen durchzuschlagen
vermochten sowie jene, die zur Flucht oder zur Emi-
gration über die Landesgrenze während der bewaffne-
ten Auseinandersetzungen um den slowenischen Teil
Kärntens zwischen November 1918 und Mai 1919 ge-
zwungen worden waren (→ Grenzfrage). Der Großteil
zog nach der → Volksabstimmung 1920 nach Lj., als
zusammen mit den jugoslawischen Lehrkräften Ver-
waltungsbeamte und unterschiedliche Waffenträger der
Zone A, die vor der Volksabstimmung unter jugosla-
wischer Verwaltung gestanden war, wegen des offenen
antislowenischen Drucks Kärnten/Koroška verlassen
mussten. Hunderte, nach manchen Einschätzungen
bis zu 6.000 Kärntner Slowenen waren davon betroffen
(→ Vertreibung 1920). Rund ein Drittel siedelte sich in
Lj. an. Sie partizipierten auch dank der Unterstützung
der slowenischen (jugoslawischen) Behörden rasch am
gesellschaftlichen und kulturellen Leben ihrer neuen
Heimat.
Unter den Kärntnern, die sich in Lj. niederließen
und die in der Zwischenkriegszeit im jugoslawischen
Slowenien namhafte Funktionen ausübten, waren der
ehem. Reichsratsabgeordnete und späteres Mitglied
des jugoslawischen Parlaments Franc →
Grafenauer,
der Bischof von Lj. Gregorij → Rožman, der Propst
Gregor → Einspieler und mit ihm mehrere weitere
kirchliche Würdenträger, Professoren der neu errich-
teten Universität von Lj. wie Dr. Radoslav → Kušej
(der auch Rektor war), Dr. Fran → Eller, Dr. Albin
→ Ogris und Dr. Lambert → Ehrlich, weiters der
Literaturhistoriker Dr. Ivan → Grafenauer, mehrere
Schulmänner, die Botanikerin Angela → Piskernik,
mehrere angesehene Ärzte, der Staatsanwalt und spä-
tere Richter Julij → Felaher, der gleichzeitig auch
Präsident des → Klub koroških Slovencev [Klub der
Kärntner Slowenen] war, sowie mehrere weitere angese-
hene Juristen und Richter. Um die Probleme leichter zu
lösen, vor allem aber um die unterschiedlichen Unter-
stützungs- und Hilfsmaßnahmen für die Slowenen, die
in Österreich geblieben waren, besser zu organisieren,
stellten sie rasch Netzwerke her. Anfangs trafen sie sich
noch in informellen Flüchtlingsvereinigungen und in
sog. »Kärntner Kreisen« bzw. Tafelrunden (slow. koroško
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur