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Luschin, Franz Xaver
Ansichtkarte vom Luscha-
riberg 1910/1913, KOK
Ravne na Koroškem
Koroška kronika, 9. 8. 1946
Archidiocesi di Gorizia
lemmata : →
Ebner, Johann ; → Einspieler, Gre-
gor ; →
Einspieler, Lambert ; → Holmar, Tomaž ;
→ Kogelnik, Ivan ; → Košir, Kristo ; → Limpel,
Valentin ; → Majar-Ziljski, Matija ; → Progar,
Alojzij ; → Schneider, Matthias ; → Trunk, Jurij ;
→ Uranšek, Franc.
Luschin, Franz Xaver (Lušin, Franc Ksaver, Frančišek
Ksaverij, Francesco Saverio, * 3. Dezember 1781 Hum/
Hum bei Tainach/Tinje [Grafenstein/Grabštanj], † 2.
Mai 1854 Gorizia/Gorica/Görz), slowenischer Fürst-
bischof von Trento/Trient (1824–34), Erzbischof von
Lviv (1834–35), Fürsterzbischof von Gorizia/Gorica/
Görz (1835–54), Metropolit, Primas von Illyrien und
katholischer Theologe.
L. entstammte einer slowenischen Familie vom
gleichnamigen bäuerlichen Anwesen Lušin (→ Vul-
goname), literaturüblich in Tainach/Tinje (laut Ge-
denktafel vor Ort in Hum/Hum bei Tainach/Tinje,
Pfarre Tainach/Tinje, heute Gemeinde Grafenstein/
Grabštanj). Er besuchte auf Anraten des Lehrers Jo-
seph Wedenig (Jožef Bedenik) und des Kaplans
Punschart (Janez Punčart) die Normalschule und
das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. In den Folge-
wirren der Französischen Revolution unterbrach er für
zwei Jahre seine Studien, beendete schließlich jedoch
das Studium der Theologie, obwohl er als Hoferbe be-
stimmt war, allerdings erst nach dem Verlust aller seiner
allernächsten Familienangehörigen. Die Priesterweihe
erhielt L. am 26. August 1804 und war in der Folge zwi-
schen 1806 und 1808 Kaplan der Stadtpfarre St.
Egyd/
Šentilj in Klagenfurt/Celovec. Gleichzeitig setzte er
seine Studien fort und erwarb sich gründliche Kennt-
nisse in orientalischen Sprachen (Hebräisch, Arabisch
und Altsyrisch). Ab 1807 konnte L. Vorlesungen aus
orientalischen Sprachen und Bibelkunde in Wien hö-
ren und wurde 1813 zum Doktor der Theologie, 1818
zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach seiner
Berufung an die Universität (das Lyzeum) in Graz
war er 1808 Professor für morgenländische Sprachen
und Bibelstudien, 1815/16 dessen Rektor und 1819/20
Direktor der philosophischen Studien. Aufgrund sei-
ner fachlichen und Führungsqualitäten wurde er per
Dekret vom 6. Jänner 1820 als k. k. Gubernialrat im
Staatsdienst nach Innsbruck berufen, wobei er sich der
Reorganisation des Kirchenwesens in Tirol widmete.
Dem folgte am 12. November 1823 auf allerhöchste
Entschließung von Kaiser Franz I./II. die Ernennung
zum Fürstbischof von Trento/Trient, die von Papst Leo XII. am 24. Mai 1824 bestätigt wurde. L. wurde
am 3. Oktober 1824 im Dom von → Salzburg zum
Bischof konsekriert. Bereits in Trento/Trient ist sein
Wirken neben der »Überwindung des → Josephinis-
mus« und der Vorbereitung des Konkordats von 1855
von der Einrichtung wohltätiger Anstalten (Schulen,
Spitäler, Anstalten für geistig behinderte Kinder) ge-
kennzeichnet, wobei er auch sein persönliches Geld
dafür einsetzte. 1834 wurde er zum Erzbischof von
Lviv (Lemberg) berufen (Primas von Galizien und Lo-
domerien am Metropolitanstuhl von Lviv), doch bat
er umgehend um eine Versetzung. Bereits am 9. Jän-
ner 1835 wurde er zum Fürsterzbischof von → Gorizia/
Gorica/Görz ernannt und somit Primas von Illyrien,
wozu ihn insbesondere die Kenntnis des Slowenischen
und des Italienischen zusätzlich zum Deutschen quali-
fizierten. Nach der Bestätigung der Ernennung durch
Papst Gregor XVI. trat er sein Amt am 22. August
1835 an. In seiner Amtszeit ist er auch mit den Wirren
des →
Revolutionsjahres 1848 konfrontiert und fordert
in einem gemeinsamen Memorandum der Bischöfe
des Küstenlandes/Litorale/Primorje und von → Krain/
Kranjska vom 17. Dezember 1848 an das Parlament in
Kroměříž (Kremsier) die Unabhängigkeit und Autono-
mie der Kirche in organisatorischer und in territorialer
Hinsicht. 1852 wurde ihm das Großkreuz des Leo-
poldsordens verliehen. Sein Wirken im Erzbistum ist
von karitativer Tätigkeit gekennzeichnet, die er wiede-
rum insbesondere aus seinen eigenen Mitteln bestreitet,
so dass er am 2. Mai 1854 unter großer Anteilnahme,
aber fast mittellos stirbt.
Seine Verbundenheit zum Slowenischen und zu
Kärnten/Koroška unterstreicht A. M. → Slomšek in
seinem slowenischen Nekrolog, wo er etwa seine Un-
terstützung für die → Mohorjeva hervorhebt und ihn
als ersten slowenischen Bischof aus Kärnten/Koroška
bezeichnet. Zudem wird L. in den Biografien des slo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur