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Maister, Rudolf
Rudolf Maister
Rudolf Maister, Zeichnung
von M. Gaspari
nach → Ljubljana. Dort kam er über den literarischen
Gymnasiastenklub Zadruga [Genossenschaft] mit den
vielversprechenden jungen slowenischen Literaten
in Verbindung. M. entschloss sich nach der sechsten
Klasse die Militärlaufbahn einzuschlagen. 1892–1894
besuchte er die Landwehrkadettenschule in Wien,
anschließend kam er in das Landwehrbataillon in
Ljubljana und diente eine Zeitlang auch in → Klagen-
furt/Celovec. M. wurde 1895 zum Leutnant ernannt,
besuchte aber weiterhin verschiedene Kurse zur Fort-
bildung. Die jährlichen Manöver ermöglichten es ihm,
das slowenische Siedlungsgebiet gut kennenzulernen.
In →
Ljubljana verkehrte er in slowenischen Kreisen,
schrieb slowenische Gedichte und publizierte 1904
den anakreontischen Gedichtband Poezije. Bibliografie,
Musik und Malerei waren seine weiteren Interessen-
gebiete. Zahlreiche Bücher slowenischer Belletristik
und zur slowenischen Geschichte machten seine pri-
vate Büchersammlung zur Bibliothek. M. heiratete die
Tochter des Landessanitätsinspektors, die gebildet war
und seine gesellschaftliche Position unterstützte. Nach-
dem die antideutschen Septemberdemonstrationen in
Ljubjana erstickt worden waren, wurde M. 1908 nach
Przemyśl strafversetzt. Dort erkrankte er schwer. Zur
Behandlung seiner schweren Lungenkrankheit wurde
er nach Dalmatien und Ägypten geschickt. Danach
wurde der als kränklich geltende M. zum Landsturm
nach → Celje versetzt. Nach Kriegsausbruch wurde er
als Kreiskommandeur des Landsturms nach → Mari-
bor geschickt. Deutschnationale Kreise versuchten dies
zu vereiteln. In der Folge wurde er von den Militär-
behörden eingesperrt, danach nach Graz strafversetzt.
Nach einer Intervention durch den Reichsratsabgeord-
neten Anton → Korošec direkt beim Kaiser wurde
M. zum Major befördert und konnte nach Maribor
zurückkehren. Während der Nachkriegswirren, als die
Soldaten von den Fronten heimkehrten, kündigte M.
vor einer beratenden Versammlung der Militärbefehls-
haber von Maribor am 1. November 1918 an, dass er
für den Narodni svet za Štajersko [Nationaler Rat für
die Steiermark] persönlich die militärische Kontrolle
übernehmen werde (→ Narodni svet za Slovenijo). Der
Narodni svet ernannte ihn zum General. Mit einem
Häuflein slowenischer Freiwilliger brachte M. in einem
Streich Maribor unter seine Kontrolle. Die deutschen
Soldaten schickte er nach Hause, seine Truppe füllte
er mit slowenischen Frontheimkehrern und befreiten
serbischen Kriegsgefangenen auf. Am 9. November
1918 mobilisierte er aus eigener Machtvollkommen- heit die slowenische Steiermark/Štajerska. Innerhalb
von zwei Wochen gelang es M., seine Truppen auf ca.
5.000 Mann mit Infanterie, Artillerie, Kavallerie und
Luftwaffe aufzustocken. Der deutsche Stadtrat von
Maribor hatte eine Schutzwehr zur Rückeroberung
der Stadt gegründet, die er in der Nacht vom 23. No-
vember 1918 entwaffnete. Darauf besetzte M. zwischen
Dravograd und Radgona das Gebiet bis zur nördlichen
→ Sprachgrenze. Als die sozialdemokratischen Eisen-
bahner, die sich mit dem deutschen Bürgertum soli-
darisiert hatten, die slowenische Hoheit durch Streiks
brechen wollten, brachte sie M. mit Entschlossenheit
und geschickten Verhandlungen davon ab. Nachdem
in Kärnten/Koroška die Offensive Ende April/Anfang
Mai 1919 missglückt war, kommandierte M. die ju-
goslawische Armee beim Gegenangriff im Osten. Für
seine großen Verdienste dabei wurde ihm eine hohe
staatliche Auszeichnung zuteil. Nachdem die Kärntner
→ Volksabstimmung beschlossen worden war, setzte
ihn Jugoslawien zum Militärbefehlshaber in der Zone
A ein (→ Abstimmungszone). Danach wurde er Be-
fehlshaber der Polizeikräfte. Als Ehrenvorsitzender, zu
dem ihn der Narodni svet za Koroško [Nationaler Rat
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur