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Maria Wörth/Otok
Salzburg setzt bewusst die römisch-frühchristliche
Tradition fort. Der Bischofsitz Virunum unterstand
ursprünglich → Aquileia. Der Salzburger Priester und
vermutliche Ladiner Modestus war in M. S./G. S.
von 753 an als Bischof tätig, ist dort 763 gestorben und
begraben.
Aus Salzburg waren in M. S./G. S. als presbyteri tä-
tig ein Maioranus (um 752), Latinus (757–765),
Dupliterus und Gozharius, dem Namen nach ein
karantanischer Slowene (bis 784), ein anderer Ma-
ioranus (bis 784). Als Salzburger Weihbischöfe (im
→ Verbrüderungsbuch ordo chori episcoporum carenta-
nae regionis : Salomon choreps., Engilfrid, Alaricus, Di-
aricus, Kotartus) sind noch genannt Ingo, Theode-
rich, Otto und Osbaldus (bis 863). Nach 945 setzt
Salzburg keine Bischöfe mehr ein, um die Entstehung
eines eigenen Landesbistums zu vermeiden. Bei der
Inthronisation (→ Fürsteneinsetzung) der karantani-
schen Fürsten fanden jeweils in M. S./G. S. nach der
weltlichen Zeremonie auf dem Zollfeld/Gosposvetsko
polje die kirchliche Feier und das Festmahl statt. Es war
die Kirche der karantanischen Prominenz. Die heutige
Kirche wurde im 15. Jh. neu und als Festung gegen die
Türken ausgebaut.
Der deutsche Name Maria Saal hängt mit Zollfeld
(urkundlich in solio) zusammen. »Zollfeld« ist eine
deutsche Volksetymologie ohne Sinn. Unter dem Zoll-
feld/Gosposvetsko polje liegt das municipium Claudium
Virunum, die Provinzhauptstadt von Noricum mediterra-
neum, ein zentraler alpiner Verkehrsknotenpunkt im rö-
mischen Straßennetz. Von den Versuchen, den Namen
zu deuten, ist die Ableitung aus dem Keltischen am
wahrscheinlichsten (→ Inkulturation). Virunum oder
das Zollfeld/Gosposvetsko polje hat früher vermutlich
Sala oder Sola geheißen. Bretonisch sol bedeutet »der
Boden«, also »Bodental«, das ist die 10 km lange Tal-
ebene der Glan/Glina am Fuß des Ulrichsbergs/Vrh
und Magdalensbergs/Štalenska gora. Vermutlich hat-
ten schon die Römer den keltischen Namen volksety-
mologisch umgedeutet in lateinisch solium. Auch kel-
tisch (latinisiert) Sala »die Trübe« als Gegenstück zur
Glana »die Klare« wäre möglich.
Lit.: ES (Redaktion, P. Štih, I. Stopar : Gospa Sveta). – M. Kos : Con-
versio Bagoariorum et Carantanorum. Ljubljana 1936 ; Handbuch der
historischen Stätten. Bd. 2 : Alpenländer mit Südtirol. Stuttgart 1978
(Kröners Taschenausgabe 279) ; M. Zadnikar : Gospa Sveta in Gospos-
vetsko polje. Klagenfurt/Celovec 1988 ; G. Piccottini : Die Römer in
Kärnten. Klagenfurt 1989 ; H.-D. Pohl : Unsere slowenischen Ortsna-
men. Naša slovenska krajevna imena. Klagenfurt 2010 ; H. Wolfram : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Das Weißbuch der Salzburger
Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien mit
Zusätzen und Ergänzungen. Zweite, gründlich überarbeitete Auflage.
Ljubljana 2012.
Otto Kronsteiner
Maria Wörth/Otok (Posojilnica za župnije Škofiče,
Loga vas, Otok in Št. Ilj [Darlehenskasse für die Pfar-
ren Schiefling, Augsdorf, Maria Wörth und St. Egy-
den]), vgl. Sachlemmata : → Abstimmungszonen ;
→ Freising ; → Frühmittelalterliche Kirchen in Ka-
rantanien ; → Genossenschaftswesen, → Pfarrkarte
der Diözese Gurk/Krška škofija 1924 ; St. Paul im
Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini ; → Sattnitz/
Gure ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Ko-
roška ; → Wallfahrt(en) ; →
Wehrkirche(n) ; Perso-
nenlemmata : →
Košir, Kristo ; → Markovič, Peter ;
→ Pernhart, Markus ; → Petermann, Josef.
Vgl.: Mir 2. 2. 1905 ; KS 6. 5. 1925 ; KS 28. 2. 1934 ;
KS 13. 3. 1935 ; 13. 4. 1938 ; KS 22. 6 1938 ; KS 10. 5.
1939.
Marianum, kleines Seminar für angehende Priesterse-
minarkandidaten in Klagenfurt/Celovec, 1859–. Das
M. wurde 1859 von Bischof Valentin → Wiery ge-
gründet und in einem Teil des Klagenfurter Priester-
hauses untergebracht, nachdem infolge der Auflösung
des vereinten Gurker und Lavanter → Priesterseminars
und der Errichtung eines eigenen am neuen Bischofs-
sitz in Maribor die räumlichen Voraussetzungen gege-
ben waren (→ Gurk, Diözese ; → Lavant, Diözese). Bi-
schof Josef → Kahn trennte die beiden Institutionen
und ermöglichte zunächst durch den Ankauf zweier
Häuser die Aufnahme von 60 Zöglingen. Gleichzeitig
setzte er Schritte zur Errichtung eines neuen Internats,
welches 160 Zöglinge beherbergen sollte. Das Gebäude
wurde 1889 fertiggestellt. Es bot mehr als 160 Zög-
lingen Unterkunft, wobei darauf Bedacht genommen
wurde, dass unter diesen stets ca. ein Drittel »geborene
Slowenen« waren. Die Zöglinge besuchten allesamt das
humanistische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. In
der Zeitschrift → Mir wurden jährlich Aufrufe publi-
ziert, begabte Knaben zur Aufnahme im M. anzumel-
den. Zugleich wurden die Slowenen aufgefordert, das
M. mit finanziellen und materiellen Zuwendungen zu
unterstützen. Zumindest ein Präfekt (Erzieher) war
immer ein junger slowenischer Priester, der in der Re-
gel auch Slowenischkurse zu führen hatte in Ergänzung
zum Slowenischunterricht am Gymnasium. Für viele
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur