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Methodvita
hl. Method, Fresco von
Jacobo → Brollo in St. Martin
bei Freudenberg/Šmartin
pri Timenici, Foto Bojan-Ilija
Schnabl
und die Existenz slawisch/slowenischer Texte. Was den
byzantinischen Kaiser zu dieser Aktion veranlasste, für
die eine eigene → Schrift, die → Glagolica, »kompo-
niert« wurde, ist undurchsichtig. Offizieller Grund war
der Brief des slawischen Fürsten Rastislav (knendz
slovensk) und Sventopulk aus dem »Pannonischen«.
Kyrill und Method kommen 863 in die östlich
an Karantanien angrenzende Region (confines Caran-
tanorum), die von den Salzburgern auf ausdrücklichen
Wunsch Pippins, des Vaters von Karl dem Gros-
sen, religiös (doctrina et officio) betreut wurde. Der
Salzburger Erzpriester Rihpaldus nemičisk pop geht
daraufhin frustriert nach Salzburg zurück. Er war am
südlichen Plattensee (Keszthely < lat. castellum) und in
der Burg castrum (noviter Mosapurc vocatum, heute un-
garisch Zalavár) des Knezen → Kocelj tätig. Kocelj/
Kozel war der Sohn von Pribina, der 833 in Tulln
(Niederösterreich) getauft und wegen seiner umsich-
tigen Kooperation mit Salzburg von Ludwig »dem
Deutschen« (rex Baivariorum) mit Schenkungen und
Privilegien honoriert wurde. 861 ist er in einer Schlacht
gegen die Maravi gefallen. Gleichzeitig (863) treffen
sich in Tulln der bulgarische Chan Boris und Hludo-
vicus/Ludwig »der Deutsche«. Zur selben Zeit reist
eine bulgarische Delegation über Cividale (friul. Civi-
dât, slow. Čedad) nach Rom, um die Christianisierung
der Bulgaren durch Rom vorzubereiten.
Die duces Sventopulk und Rastislav aus der
Stadt Morava (tes Pannonias), in der jeweiligen men-
talen Geografie dem südöstlichen oder nördlichen
Morava, wenden sich um slawische Missionare an den
byzantinischen Kaiser. Ihr Grund ist laut M.: Zu uns
sind viele Christenlehrer gekommen, von den Welschen, den
Byzantinern und den Franken und haben uns verschieden
belehrt. Wir Slowenen sind einfache Leute und haben nie-
mand, der uns zur Wahrheit führt. Daher schick uns, o guter
Herrscher, einen solchen Mann, der uns volles Recht auf die
Wahrheit gewährt. (M. V)
Fakt ist, dass Salzburg schon seit etwa 750 (→ Vir-
gil, → Conversio) in der Region tätig war, Kirchen ge-
baut und Evangelium-Lesungen in slawischer Sprache
(→ Karantanerslowenisch, → Altslowenisch) durch-
führen ließ. Das bestätigt auch Papst Hadrian in
seinem Brief an die duces : Diesen einen Brauch bewahrt.
Bei der Messe lest den Apostel und das Evangelium zuerst
römisch (lateinisch), dann slawisch (M. VIII).000
Der K000onflikt mit Salzburg gipfelt in einer Anhö-
rung Methods in Anwesenheit von korol (< Carolus)
Ludwig (rex Baivariorum) und fränkischer/bairischer Bischöfe. Die Tochter Ludwigs, Irmingard, ist Äb-
tissin des Klosters auf der Fraueninsel (→ Chiemsee).
Um 870 kommt Method auf Betreiben des Salzburger
Erzbischofs Adalwin für zweieinhalb Jahre in Klos-
terhaft na Švaby (→ Chiemsee). Erst auf Befehl des
Papstes wird er wieder freigelassen. Das Bistum, in dem
Method tätig ist (Sirmium/Morava), sei von alters her
in der direkten Jurisdiktion Roms, nicht von Salzburg/
Ivavum (M. VIII, X, XII). Der Name Salzburg/Ivavum
wird in der M. auffälligerweise nicht genannt, auch
nicht Carantania, durch das Method laut Conversio
gereist war. Trotz der Warnung der bairischen Bischöfe
an → Kocelj, Method bei sich aufzunehmen, kehrt
dieser zu ihm zurück. Method übersetzt mit seinem
Übersetzerstab (učenici) am Hof Koceljs (in Zalavár)
die gesamte heilige Schrift in etwa 20 Jahren aus dem
Griechischen (das ist der griechische Reichstext) ins
»Slawische« (Altbulgarisch, → Altkirchenslawisch. Die
karantanerslowenischen Texte sind aus der lateinischen
Vulgata übersetzt). 882 ist die Übersetzung abgeschlos-
sen. Am 6. April 885 stirbt Method und wird als Erz-
bischof von Morava (arhiepiskup moravsk) in der Ka-
thedrale (vu subornei cirkvi) von Moravu tes Pannonias
begraben. Die pannonischen →
Slawen/Slowenen der
Salzburger Kirchen haben von dieser Bibelübersetzung
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur