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Navratil, Ivan
Ivan Navratil reichs, Italiens und Serbiens sandte, worin u. a. die an-
gestrebte Vereinigung mit dem Königreich Serbien
und dem Königreich Montenegro angesprochen wurde.
Durch die territorialen Ansprüche Italiens, die es sich im
Londoner Geheimvertrag von 1915 gesichert hatte, und
die offenen Grenzfragen im Norden war der SHS-Staat
ohne eine schlagkräftige Armee in Bedrängnis, so dass
eine Vereinigung dringlich erschien. Im November 1918
bestanden auf dem nachmaligen jugoslawischen Territo-
rium noch drei Staaten : das Königreich Serbien, das Kö-
nigreich Montenegro und der SHS-Staat. Im November
hatten Vertreter des Jugoslawischen Komitees (Jugoslo-
vanski Odbor), nämlich der Kroate Ante Trumbić, später
Außenminister in der ersten Regierung des SHS-Staats,
Nikola Pašić, der Präsident der serbischen Regierung,
und Anton → Korošec, der Vorsitzende des N. V., die
Genfer Deklaration unterschrieben. Darauf begab sich
am 27. November 1918 eine 28-köpfige Delegation des
N. V. mit Anton Korošec an der Spitze nach Beograd.
Der 1. Dezember 1918 gilt als Gründungstag des Kö-
nigreiches SHS, eine zentrale Regierung wurde am 20.
Dezember eingesetzt. Die Slowenen hatten bereits ihre
nationale Regierung, der N. Sv. für Slowenien wurde
nicht weiter promoviert.
Lit./Web : D. Lončarevič : Jugoslawiens Entstehung. Zürich [e. a.]
1929 ; M. Mikuž : 1917–1921 ; 1921–1929 ; 1929–1941. In : Zgodo-
vina Slovencev. Ljubljana 1979, 598–681, passim ; B. Balkovec : Prva
slovenska vlada 1918–1921. Ljubljana 1992 (www.sistory.si/SIS-
TORY :ID :872) ; F. J. Bister : »Majestät, es ist zu spät
…« Anton Korošec
und die slovenische Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien [e. a.]
1995 ; J. Pirjevec : Jugoslavija 1918–1992 : Nastanek, razvoj in razpad
Karadjordjevićeve in Titove Jugoslavije. Koper 1995 ; P. Ribnikar : Na-
redba o prehoddni upravi v Sloveniji iz leta 1918 in njen pomen za Slo-
venijo. In : Zbornik ob sedemdesetletnici Marije Oblak-Čarni, Arhivi,
Glasilo Arhivskega društva Slovenije. 1 (2003).
Katja Sturm-Schnabl
Nationale Frage, vgl. u. a. Sachlemmata (Auswahl) :
→
Dezemberverfassung 1967 ; → Innerösterreich ;
→
Lan
desverfassung 1849 ; → Minderheit/Volks-
gruppe ; → Oktroyierte Märzverfassung 1849 ; → Ver-
trag von Saint-Germain ; → Wahlkreise der Landtags-
wahlordnungen (LWO) in Kärnten/Koroška ab 1849 ;
→
Wahlordnungen ; Personenlemmata (Auswahl) :
→
Korošec, Anton ; → Žolger, Ivan.
Nationalismus, vgl. u. a. Sachlemmata (Aus-
wahl) : → Assimilationszwang ; → Deutschtümler ;
→
»Ent ethnisierung« ; →
»Ethnische Säuberung« ; → »Gene ralplan Ost« ; → Germanisierung ; → Iden-
titätsbewusstsein ; → Volksabstimmungspropaganda ;
→ Win
dischentheorie(n) ; → Zweisprachigkeitsideo-
logie, Kärntner.
Nationalität, → Minderheit ; → »Volksstamm«.
Nationalsprache, →
Landessprache.
Navratil, Ivan (* 5. März 1825 Metlika [Bela Krajina],
† 28. November 1896 Wien), Sprachwissenschafter,
Ethnologe, Redakteur.
Nach der Absolvierung des philosophischen Lyze-
ums 1848 war N. als Steuerberater am Landesgericht
in Ljubljana tätig, rief hier 1848 die erste slowenische
Jugend-Zeitschrift Vedež ins Leben, wirkte bis 1850
als deren Redakteur und ließ darin auch Beiträge aus
der Klagenfurter Zeitschrift →
Slovenska bčela nach-
drucken. Nach einer kurzen anfänglichen Phase, in der
N. durch die Aufnahme serbokroatisch-slowenischer
Mischtexte den südslawischen Unionsbestrebungen
des → Illyrismus nachkam, diente das sprachlich indi-
vidualisierte und ausgefeilte slowenische Lesematerial
an zahlreichen Volksschulen der Kultivierung der slo-
wenischen Sprache. N. engagierte sich im Rahmen des
Völkerfrühlings (→ Preporod) und richtete identitäts-
bewusste literarische Botschaften an das slowenische
Volk. Er schrieb für die Zeitschrift Novice, →
Slovenski
glasnik und Dom in svet sowie für das Jahrbuch Letopis
matice slovenske (→ Slovenska matica). Außerdem pub-
lizierte N. im Kalender → Koledar družbe Sv. Mohorja
(→
Mohorjeva), in der Klagenfurter Zeitschrift → Kres
und bereitete für Anton → Janežičs literarische Sam-
melreihe → Cvetje iz domačih in tujih logov Ignacy
Krasickis Werk Pan Podstoli vor, das jedoch nicht er-
scheinen sollte. Er übergab Janežič für dessen Wörter-
buch seine Sammlung weniger bekannter slowenischer
Wörter. 1851 wurde N. höchster Offizial am Obersten
Gerichtshof in Wien, wo er u. a. mit Matej → Cigale
und Fran → Miklosich verkehrte. Mit dem Hand-
buch Kurze Sprachlehre mit einer möglichst vollständigen
Rechtschreibung der slovenischen Sprache nebst einem prak-
tischen Anhange (1850, komplettiert durch eine Wort-
liste zur Strafrechtsordnung), das praktische Beispiele
juristischer → Terminologie in slowenischer und deut-
scher Sprache enthielt, war N. auch aktiv an der für das
→ Reichsgesetzblatt benötigten Terminologie beteiligt.
Darüber hinaus half er Miklosich, der sich als Reichs-
tagsabgeordneter und Slawist für die Etablierung des
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur