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Pernhart, Markus
Pernhart, Gemälde
Pernhart, Zeichnungen
Hammerwerk-Zeichnung mit
slowenischen Notizen (1850)
Koroška kronika, 14. 1. 1949
Jauntal/Kamen v Podjuni war, ließ sich als Tischlermeis-
ter in Obermieger/Zgornje Medgorje nieder). P. ging
(wahrscheinlich) in →
Tainach/Tinje zur Schule und
wuchs so in einem gänzlich slowenischen Umfeld auf.
Früh begann P. u. a. Bienenstockstirnbretter (slow.
panjske končnice) in slowenischer → Volkskunst-Tradi-
tion zu bemalen und seine humoresken Bilder am Wo-
chenmarkt von Klagenfurt/Celovec feilzubieten. Mit 12
Jahren bemalte er die Wände der Gaststube Pri Kra-
jcarju (Kreuzergegend), woraufhin der Gastwirt den
Domherrn und Kärntner Geschichtsforscher Heinrich
Hermann auf den talentierten Jungen aufmerksam
machte. Dieser brachte ihn in Verbindung mit seinem
zukünftigen Gönner, dem Fürstbischof von →
Gori-
zia/Gorica/Görz Franz Xaver → Luschin/Lušin, der
auch ein gebürtiger Slowene aus Tainach/Tinje war. P.
war zunächst Schüler beim Dekorationsmaler Andreas
Hauser in Klagenfurt/Celovec. In der Folge stellte
wahrscheinlich Hermann auch den Kontakt mit dem
Textilindustriellen und Maler Eduard von Moro her,
der P. zur Landschaftsmalerei orientierte. Über Moro
und dessen Viktringer Künstlerkreis (Vetrinjska šola
umetnikov oder Vetrinjski krog), dem auch Josef → Pos(s)
od angehörte, erhielt P. Kontakte in die Wiener Kunst-
szene und insbesondere zum Lehrer für Landschafts-
malerei Franz Steinfeld, Professor an der Wiener
Akademie der bildenden Künste. P. weilte kurzzeitig
in Wien und in München an der dortigen Akademie
der bildenden Künste. So kam P. in Berührung mit der
niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jh.s und
insbesondere den Winterlandschaften von Hendrick
Averkamp. Zurück in Kärnten/Koroška avancierte er
bald zum bekanntesten Landschaftsmaler seiner Zeit.
P.s Malerei fügt sich in die österreichische Schule
des zweiten Drittels des 19. Jh.s zwischen Romantik
und aufkommendem Realismus. Er malte vorzugsweise
in situ noch vom Biedermeierlichen getragene Land-
schaftsbilder in Kärnten/Koroška, → Krain/Kranjska
(damals zusammengefasst im Gubernium von Ljubljana ;
vgl. → Königreich Illyrien), aber auch anderen zentralös-
terreichischen Gegenden. Er widmete sich insbesondere
Wintermotiven in den Bergen und etwa am Wörthersee/
Vrbsko jezero. P. bestieg u. a. ab 1849 31-mal den Triglav
und zwischen 1857 bis 1859 achtmal den Großglockner
(Veliki Klek). Er entdeckte gleichsam künstlerisch das
Gebirgsmotiv für das aufkommende Bürgertum. Nach
E. Cevc wendet er sich ab 1850 vom Romantischen ab
und dem Licht- und Schattenspiel über dem Wörther-
see/Vrbsko jezero, den Berggipfeln und in Gewitterwol- ken zu. Von einer traditionellen Landschaftsdarstellung
ging er zur Erfassung der Stimmung in der Natur und
der Atmosphäre über, blieb dabei aber dem Detail treu.
Teils entstanden so aufsehenerregende monumentale
Panoramabilder : Der Großglockner (Veliki Klek) misst
ca. 20 x 3
m, der Triglav ca. 6
m, dazuzuzählen sind auch
die Panoramabilder vom Magdalensberg/Štalenska gora
(erwähnt im Slovenec vom 4. April 1866) und von der
Šmarna gora. P. malte daneben zahlreiche Gebirgsland-
schaften (Julijsche Alpen/Julijske Alpe, Mangart, Do-
bratsch/Dobrač), Winter- und Seenlandschaften (Wör-
thersee/Vrbsko jezero, die Seen von Bled, Bohinj und
Cerknica) und Kärntner Täler (Jauntal/Podjuna, → Ro-
sental/Rož, → Gailtal/Zilja, → Val Canale/Kanaltal/
Kanalska dolina, → Klagenfurter Feld/Celovško Polje,
Villacher Becken/Beljaška kotlina). Nach Baum malte P.
insgesamt 26 große Panoramen. P. malte auch zahlreiche
Veduten von Städten (Althofen (Stari Dvor), → Blei-
burg/Pliberk, →
Klagenfurt/Celovec, Kranj, St. Veit
(Šentvid), →
Villach/Beljak, → Völkermarkt/Velikovec),
Orten (Bleiberg (Plajberk), Feldkirchen (Trg), Maria
Wörth/Otok, Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni, Traun-
stein, Velden/Vrba) und von Industrieanlagen (Eisen-
werke Freudenberg/Frajnberk, Lippitzbach/Lipica und
Prevalje).
Mit seinen Darstellungen einer romantischen hei-
len Welt traf er den Geschmack des aufkommenden
vor- bzw. frühindustriellen Bürgertums in der Zeit des
Neoabsolutismus unter Statthalter → Schloissnigg/
Šlojsnik. Auf Betreiben von Max von Moro, des
künftigen Leiters des → Geschichtsvereins für Kärn-
ten/Koroška, zeichnete er mit akribischer Genauigkeit
systematisch alle Burgen und Schlösser Kärntens und
fertigte bis 1853 40 Ansichten, später 198 Objekte,
um sie »zumindest auf Bild vor dem drohenden Ver-
fall zu bewahren«. Diese bedeutenden Zeugnisse his-
torischer Bauten wurden in der Folge Eigentum des
Geschichtsvereins. Zwischen 1854 bis 1857 beteiligte
sich P. mit seinen Landschaftsbildern an den monatli-
chen Ausstellungen des Österreichischen Kunstvereins.
Einen Höhepunkt seines gesellschaftlichen Aufstiegs
bedeutete wohl 1855 die Schenkung eines Bandes mit
31 Zeichnungen an Kaiserin Elisabeth (Sisi) durch
die Kärntner Landstände, für die Max von Moro die
Begleittexte schuf. Mit seinen zahlreichen Bergbestei-
gungen, die er in Zeitungsartikeln und in Gemälden
und Zeichnungen festhielt, zählt er auch zu den frühen
begeisterten Alpinisten und verstand es offensichtlich,
sein Werk zu vermarkten.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur