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Pesjak, France
Otto Kronsteiner: Die
Häufigkeit der erwähnten
slawischen (karantanerslo
wenischen) Personennamen.
Scheinigg, Johann, Slovens
ka osebna imena v starih
listinah
bairische Namen zu geben, nicht mit dem sprachlichen
Verschwinden des Slowenischen. Christliche Slowenen
erhielten in der Taufe auch biblische (Adam, Michael,
Petrus, Theodor, Joseph) oder germanische Namen (Adal-
precht, Adelhalm, Rupert, Rihbald). Eine Person mit ei-
nem biblischen oder germanischen Namen kann daher
auch Slowene sein. Nie umgekehrt. Wie wichtig die
sprachliche Zuordnung und Erkennbarkeit lang noch
war, zeigen Zusätze wie Arnold sclavus, Wartman et Saxo
sclavi, Sifridus bavarus und Sifridus slavus, Otto latinus
und Otto sclavus. Bei P. ist es kaum möglich, genaueres
als slawisch, germanisch oder romanisch zu konstatieren.
Es gibt entgegen literaturüblichen Behauptungen keine
»althochdeutschen« P., wie es keine »althochdeutsche«
Sprache oder ein »althochdeutsches« Volk gibt. Die P.
sind typologisch germanisch, phonetisch (orthogra-
fisch, dialektal) bairisch, fränkisch, alemannisch. Den-
noch lassen sich bei den P. der Karantaner Slowenen im
Vergleich mit anderen slawischen (russischen, bulgari-
schen, polnischen, serbischen) regionale Besonderhei-
ten erkennen.
Die meisten P. der → Karantaner sind merkmallos
und könnten auch aus anderen Regionen der Slavia
sein. Eine auffällige Besonderheit im Alpenbereich ist
die Häufigkeit von Tiernamen wie Medved »Bär«, Je-
len »Hirsch«, Zver »Wild« in Zusammensetzungen
wie Zverec, Zverče, Zverka, Zverko, Zverik, Zverina. Bei
zweigliedrigen Namen des Typs Slavormir oder Miros-
lav dominiert neben slav und mir eindeutig das Ele-
ment goj : Domagoj, Negoj, Svegoj, Tvrdogoj, Dobrogoj,
Mogoj, Sebegoj. Auch das Element svent »heilig« ist un-
gewöhnlich häufig : Sventislav, Sventipulk, Sventižizna,
Sventodraga, Sventogoj, Sventomir, Sventoch, Svenčej,
Sventec, Sventko, Sventin, Sventuš. Erstaunlich ist die
Erwähnung vieler Frauennamen aus allen Gesell-
schaftsschichten. Von der Frau Sventožizna des Fürsten
Sventopulk bis zur Ljuba in einem Leobner Berg-
werk : Dobronega, Domanega, Ljuba, Ljubina, Ljubota,
Mojica, Semislava, Slava, Sventislava, Zverica.
Als soziologische Besonderheit fällt auf, dass in der
Oberschicht »feierliche« zweigliedrige Namen (Cho-
temir, Primislav, Semignev, Vyšemir) dominieren, in der
Unterschicht (fratres, mancipia, servi) einfache Namen
mit den Elementen dobr »gut« (Dobrica, Dobrucha),
drag »teuer« (Dražica, Dragoj, Dragoča), jun »jung« (Ju-
nota, Junič), ljub »lieb« (Ljuba, Ljubica, Ljubec, Ljubota),
rad »froh« (Radeš, Radovan). Zu beachten ist auch der
Unterschied zwischen dem offiziellen (urkundlichen)
Namen und den zahlreichen Sentimentalformen inner- halb der Familie und unter Freunden (wie im bairischen
Josef und Sepp), die offiziell nur selten erwähnt sind.
Bei den Namen der Fürsten (→
Duces Carantano-
rum) ist zu beachten, dass Borut auch als (nicht sla-
wisch) Boruch aufscheint. Sein Sohn Karastus/Gorazd
hat ganz offiziell auch den nicht slawischen Namen
Cacatius. Ob Cheitmarus (auch Chenmarus) dem in
der slowenischsprachigen Literatur üblichen Hotimir
entspricht, bleibt ebenfalls fraglich.
Unter den ladinischen P. (→ Kocelj) fällt der mehr-
mals im → Salzburger Verbrüderungsbuch erwähnte
Name Coranzanus, Coranzan (von Carantianus »der
Karantaner«) auf. Insgesamt bezeugen die slawischen P.
in Karantanien, wie lebendig das Slowenische bis ins
späte Mittelalter in Kärnten/Koroška und in der Stei-
ermark/Štajerska war.
Lit.: M. Kos : Slovenska osebna imena v »Liber confraternitatum Seccovi-
ensis«. In : ČZN 10, 1–2 (1913) 8–25 ; K. Forstner : Das Verbrüderungs-
buch von St.
Peter in Salzburg. Graz 1974 (Facsimile) ; O. Kronsteiner :
Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 (Österreichi-
sche Namenforschung, Sonderreihe 2) ; K. Forstner : Beiträge zur Er-
schließung des Salzburger Verbrüderungsbuches. In : Scriptorium (Revue
internationale des études relatives aux manuscrits LVII, 2). Bruxelles
2003, 173–193.
Otto Kronsteiner
Pesjak, France (Kassier, Kulturaktivist), → Slovanska
čitalnica.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur