Page - 1038 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Pistotnik, Jože
KPD Planina
MePZ Sele, Je Pa Rinčica
Padva
Pistotnik, Jože, vulgo Mežnar (Kulturaktivist), → Ra-
diše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radi-
šah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Rads-
berg].
Planina, Katoliško prosvetno društvo v Selah
(KPD Planina) [Katholischer Kulturverein Planina in
Zell]. Die Geschichte des organisierten Kulturlebens in
Zell/Sele begann mit der Gründung des Tamburizza-
Vereins im Jahr 1902 (→ Tamburizzamusik), worüber
in der slowenischen Wochenzeitung →
Mir am 23.
Oktober 1902 berichtet wurde. Damit zählt der Verein
Planina zu den ältesten slowenischen → Kulturverei-
nen in Kärnten/Koroška. In den ersten Jahren war die
treibende Kraft des Vereins der Gemeindesekretär Va-
lentin Jug.
Anlässlich der Gründung der → Slovenske krščansko
socialne zveze za Koroško [Slowenischer christlich-
sozialer Verband für Kärnten] im Jahr 1907 trat der
Verein Planina als einer der ersten Vereine dem Ver-
band bei und firmierte bereits unter diesem Namen.
Amtlich wurde der Verein unter dem Namen Planina
erst 1911 bestätigt, als der Pfarrer Josip Linasi die
Statuten des Vereins Katoliško slovensko izobraževalno
društvo Planina v Selah den Behörden vorlegte. 1912
fand die Gründungsvollversammlung der Planina statt.
Der erste Vorsitzende war Valentin Hribernik. Zu-
nächst wurde der Chorgesang gepflegt (→ Chorwesen).
Besondere Verdienste erwarb sich Filip Lokan, der
Orgel spielte, sang und den Männerchor leitete. 1915
kam Alojzij →
Vauti als neuer Priester nach Zell/Sele,
der ein unermüdlicher Kulturaktivist und slowenischer
Volksaufklärer war. Doch mit dem Ausbruch des Ersten
Weltkrieges wurde jegliche kulturelle Tätigkeit unter-
bunden (→ Internierungen 1919, → Militärgerichts-
barkeit). Nach Ende des Krieges wurde die Tätigkeit
des Vereins wieder aufgenommen und er blühte wieder
auf. Es war das Verdienst von Vauti, dass bereits 1919
die ersten Theaterstücke aufgeführt (→ Theater) und
eine systematische Volksbildungstätigkeit begonnen
wurden. Es wurde eine Vereinsbibliothek eingerichtet,
die gerade in der Zwischenkriegszeit hohen Zuspruch
hatte (→ Lesekultur). Aus fotografischem Archiv-
material geht hervor, dass in den frühen 20er-Jahren
auch eine Blasmusikkapelle und ein Frauenorchester
bestanden. Die Vereinsaktivitäten fanden in jener Zeit
beim Froncej und im Gasthaus Mažej statt. Auf Ini-
tiative des Pfarrers Alojz Vauti wurde in den Jahren
1926–1930 das erste Pfarrheim errichtet, das eines der ersten slowenischen Kulturheime in Kärnten/Koroška
war. Es wurde zum Zentrum der religiösen Vertiefung,
der Bildung, der Volksaufklärung, des kulturellen und
gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde. Neben
zahlreichen Theateraufführungen, Chorauftritten, Vor-
trägen und rhetorischen Übungen wurden auch mehr-
wöchige Haushaltskurse unter der Leitung von Milka
→ Hartmann abgehalten.
Mit dem → »Anschluss« und dem Krieg wurde
durch die Nazis jegliche slowenische Kulturtätigkeit
zunächst erschwert und spätestens 1941 gänzlich ver-
boten. Das Pfarrheim, das das Zentrum des höchst en-
gagierten und unermüdlichen Kulturlebens war, wurde
vom Militär besetzt, Pfarrer Alojz Vauti eingesperrt.
Verwüstet wurden das Pfarrhaus und sämtliche wert-
vollen Dokumente, die dort verwahrt worden waren.
Zerstört wurde der Großteil der Vereinsbibliothek, nur
wenige Bücher konnten gerettet und versteckt werden.
Zahlreiche identitätsbewusste slowenische Familien
und kulturell engagierte Persönlichkeiten wurden ver-
haftet, eingesperrt, deportiert und in Lager verschleppt ;
viele von ihnen kehrten nie mehr zurück. Widerstands-
kämpfer fielen oder wurden hingerichtet (→ »General-
plan Ost«, →
Deportationen 1942).
Nach dem Ende des Krieges lebte der Verein KPD
Planina sehr rasch wieder auf, es wurde der slowenische
Chorgesang gepflegt, Theaterstücke aufgeführt, eine
Volkstanzgruppe wurde gegründet. Die Gesangsgrup-
pen organisierten sich ab 1953 in einem eigenständi-
gen Verein, Pevsko društvo Sele. Besondere Verdienste
hatten in jener Zeit Ivan Matko und Alozij Vauti.
In Zell-Winkel/Sele-Kot wurde 1961 der Kulturver-
ein Slovensko prosvetno društvo Košuta gegründet. KPD
Planina zählt mit seinen drei aktiven Theatergruppen,
einem alljährlichen Theaterabo und zahlreichen Bil-
dungs- und Unterhaltungsveranstaltungen zu den au-
ßerordentlich aktiven des Landes.
Quellen : Mir, 23. 10. 1902, Nr.43, S. 173 Tagebuch von Tomaž Olip.
Web : http://mspwins06.bon.at/zellpfarre.at/1de/gemeinde/vereine.
htm ; www.kkz.at/blog/detajl/ob_100_letnici_kpd_planina_sele ;
www.facebook.com/pages/KPD-Planina-Sele/111328938903909
(20. 1. 2013).
Lit.: A. Vauti : Slovensko prosvetno društvo »Planina« v Selah. In : KSK.
Celovec 1960, 43–46 ; L. Kaselj, F. Kattnig, B. Sommeregger (Hg.) :
Setev in žetev – devet desetletij organizirane kulturne dejavnosti koroških
Slovencev, hg. Krščanska kulturna zveza : Slovenski informacijski cen-
ter. Celovec/Klagenfurt 1979 ; 90 let kulturnega delovanja v Selah, hg.
Katoliško prosvetno društvo Planina, zbrali in spisali Zalka Kelih-
Olip in Milka Olip. Sele 1992 ; V. Lokar-Lavrenčič, H. Gabriel : Po
sledeh tamburaštva na Koroškem. Celovec [e. a.] 2005 [mit CD] ; A.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur