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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Page - 1079 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž

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1079 Protestantismus sucht, um dem Wormser Edikt Geltung zu verschaffen, die lutherische Lehre und dessen Schriften zu vernich- ten. Das Jahr 1526 bedeutet auch ein Eckdatum der Kärntner Reformationsgeschichte, denn in diesem Jahr übertrug Siegmund von Dietrichstein, der Patro- natsinhaber der Villacher Stadtpfarrkirche St. Jakob/ Šentjakob, dieses Patronat auf die Bürgerschaft der Stadt →  Villach/Beljak, und zwar im Vertrauen darauf, dass wie bisher auch weiterhin das Wort Gottes »klar, lauter, ohne alle menschliche Zusätze« verkündigt werde. Dietrichstein war zu diesem Zeitpunkt bereits Anhänger der Wittenberger Reformation, er konnte das Patronat der Stadt überlassen, weil diese schon im Jahr zuvor durch die Berufung eines reformatorischen Geistlichen gezeigt hatte, auf welcher Seite sie stand. Dieser Vorgang wurde vom Kirchenhistoriker Karl Eder als der »erste Fall der offiziellen Umwandlung einer katholischen Stadtpfarre in eine evangelische in der österreichischen Reformationsgeschichte« bezeich- net. Er erfolgte nota bene unter wohlwollender Be- teiligung des bambergischen Vizedoms, denn Villach/ Beljak gehörte zum Hochstift →  Bamberg. Dass die- ser daran keinen Anstand nahm und diesen Vorgang ebenso besiegelte wie der Stadtpfarrer, hat beiden den Ruf eingetragen, Parteigänger der Reformation zu sein. Im darauffolgenden Jahr wurde Georg Krainer als Pfarrer nach →  Maria Gail/Marija na Zilji berufen, der 1517 gleichsam Augenzeuge des Thesenanschlags in Wittenberg gewesen war und bei Martin Luther und Philipp Melanchthon studiert hatte. So stand auch Kärnten/Koroška mitten drin in dem durch Wit- tenberg in Gang gesetzten Reformprozess, der durch die zeitgenössischen Medien, die Flugschriften, rasch Verbreitung fand und zwischen Zentrum und Peri- pherie einen signifikanten »Kommunikationsprozess« herstellte. Luthers Lehren von der gnadenweise geschenkten Rechtfertigung allein aus Glauben (sola gratia, sola fide) und der damit verbundenen »Außer- kraftsetzung der Leistungsfrömmigkeit«, weiters vom allgemeinen Priestertum, sein Rekurs auf die Bibel (sola scriptura) – das alles stieß auch in Kärnten/Koroška von allem Anfang an auf große Resonanz beim Adel und Bürgertum. Das Lied der »Wittenbergisch Nachtigall« wurde »zum Marschlied für sämtliche Schichten der Bevölkerung« (Fräss-Ehrfeld). Von besonderer Bedeutung für den Fortgang der Re- formation war die politische Unterstützung durch die Landstände, die sich auch in →  Innerösterreich auf die Seite der »Neugläubigen« schlugen und ihre Patronats- und Vogteirechte zugunsten reformatorischer Prediger einsetzten. Der verfassungspolitische Gegensatz zwi- schen Landesherrn und Landständen wurde konfes- sionell überhöht. Am Beispiel der Herrschaft Rosegg/ Rožek kann gezeigt werden, dass sich die Vogteiinhaber, die Familie Perkheim, nicht nur für reformatorische Prediger einsetzten, sondern auch für »die lettanay in windischer sprach«. Das Testament der Brüder Perk- heim aus dem Jahre 1543 belegt den Gebrauch der slo- wenischen Sprache bei religiösen Andachten schon in der Frühzeit der Reformation (Domej). Die Reformation machte in Kärnten/Koroška rasche Fortschritte, auch wenn die Habsburger in Verbin- dung mit Bayern und →  Salzburg wirksame Gegen- strategien zu entwickeln begannen. Diese fruchteten nichts, wie sich bei den Visitationen zeigte. Mit dem mittelalterlichen Ketzerstrafrecht war der Reformation nicht mehr beizukommen. Es entstand ein Nebenei- nander der in die Defensive gedrängten »Altgläubi- gen« mit den »Neugläubigen«, die sich seit 1530 auf die von Philipp Melanchthon verfasste Confessio Augustana, Augsburgisches Bekenntnis, bezogen und deshalb augsburgische Konfessionsverwandte genannt wurden. Neben diesen fand in der zweiten Hälfte der 1520er-Jahre auch der später sogenannte »linke Flügel« der Reformation in Kärnten/Koroška Verbreitung, die Täuferbewegung, die einen kompromisslosen Weg der Nachfolge Christi propagierte, die »Glaubenstaufe« Erwachsener praktizierte, Eid und Militärdienst ver- weigerte und sich von der »Welt« absonderte. Unter der slowenischen Bevölkerung fand sie keinen An- klang – im Unterschied zu den Stiftern und Springern, die hingegen als Ausdruck einer spezifischen katholi- schen Volksfrömmigkeit galten und wegen ihrer Nei- gung zum Okkultismus von den Protestanten, insbe- sondere Primož →  Trubar, heftig bekämpft wurden (Till, Leeb). Als Exponent der Täufer verdient der Pustertaler Handwerker Jakob Huter erwähnt zu werden, der vermutlich in Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) getauft wurde und bis zu seiner Verhaftung und Hinrichtung 1536 eine Gemeinde der »Hutterer« in Südmähren leitete. Der Augsburger Religionsfrie- den von 1555 bedeutete zwar die reichsrechtliche An- erkennung der Confessio Augustana, doch widersetzten sich die österreichischen Landesherren einer Freigabe dieses Bekenntnisses und hielten am Bekenntnisbann (ius reformandi : cuius regio eius religio) zugunsten der überkommenen Confessio Catholica fest, auch wenn sie
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
3 : PO - Ž
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
566
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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