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Protestantismus
thers in slowenischer Übersetzung durch Dalmatin
eine slowenische Postille des Predigers Sebastian Krelj
aus Ljubljana, Habermanns Gebetbuch in Überset-
zung durch Janž Tulščak (1579), die Spangenberg-
Postille in der Übersetzung von Sebastian Krelj und
Jurij Juričič (1578), ein slowenischer Katechismus
(1580), Jurij Dalmatins »Betbüchlein Windisch«
(Wittenberg 1584).
1560 von den Ständen als Superintendent nach
Ljubljana berufen, verfasste Trubar die erste Kirchen-
ordnung für Innerösterreich (Cerkvena ordninga : ge-
druckt Tübingen 1564), das erste slowenische Rechts-
denkmal, das für alle slowenischsprachigen Regionen
in Innerösterreich bestimmt war. Diese Kirchenord-
nung wurde aber vom Landesherrn unverzüglich kon-
fisziert, Trubar zur Niederlegung seines Amtes ver-
anlasst und zum dritten Mal gezwungen, ins Exil nach
Württemberg zu ziehen, von wo er sich weiterhin für
seine slowenischen Landsleute, seine lubi slovenci, ein-
setzte (→ Ethnonym Slovenci im Slowenischen). An
seinem Lebensabend übersetzte er die Konkordienfor-
mel (1577), eine Interpretationshilfe für die Confessio
Augustana, mit der das Luthertum in seiner Einheit
erhalten wurde. Die flacianischen Theologen verwei-
gerten oder verzögerten ihre Unterschrift, sodass die
Stände drohten, ihre finanzielle Unterstützung der Bi-
belübersetzung einzustellen.
Die → Gegenreformation setzte in Innerösterreich
schon 1585 mit der Ausweisung evangelischer Prediger
aus Graz ein. Für → Krain/Kranjska gilt der 27. Okto-
ber 1598 als Schlusspunkt des Protestantismus. An je-
nem Tag wurde der Erlass des Erzherzogs promulgiert,
welcher allen Predigern und Schullehrer »vor Sonnen-
untergang« das Land zu verlassen anbefahl. Für Kärn-
ten/Koroška gelten als markante Daten die erzwun-
gene Rekatholisierung der Villacher Stadtpfarrkirche
St. Jakob/Šentjakob im November 1594 und der sieb-
zigtägige Feldzug der Reformationskommission unter
der Leitung des Fürstbischofs Martin Brenner von
→
Seckau und des Landeshauptmannes Hans Grafen
von Ortenburg vom 6. September bis 15. November
1600, in dessen Verlauf zweihundert Orte besucht, fünf
Kirchen, vier Friedhöfe und fünf Pfarrhäuser zerstört,
27 Bücherverbrennungen durchgeführt und etwa 30
Prediger und Lehrer vertrieben wurden. Den Schluss-
akkord setzte die Schließung und Katholisierung der
ständischen Dreifaltigkeitskirche in Klagenfurt/Celo-
vec, die 1604 schließlich dem →
Jesuitenorden über-
antwortet wurde. In diesem Jahr fand auch erstmals seit 42 Jahren wieder eine Fronleichnamsprozession in
→ Klagenfurt/Celovec statt.
Der Protestantismus war zerbrochen, es gab kein of-
fizielles evangelisches Glaubensexerzitium mehr. Die
Evangelischen hatten sich wieder der alten Kirche an-
zubequemen, die Unterschrift unter das katholische
Bekenntnis zu leisten oder die Heimat zu verlassen,
das beneficium emigrandi zu wählen. Eine innerösterrei-
chische Exulantensiedlung entstand in Freudenstadt/
Schwarzwald, die zeitweise von Johann Leban, dem
ehemaligen deutsch-slowenischen Prädikanten der
Herrschaft Rosegg/Rožek, pastoral betreut wurde. In
Klagenfurt/Celovec veränderte sich vorerst wenig, denn
einem Bericht des Stadtpfarrers aus dem Jahr 1621 ist
zu entnehmen, dass die Landeshauptstadt nach wie vor
weitgehend evangelisch geblieben war. Der Stadtrat
wählte sogar 1623 noch einen Protestanten zum Bür-
germeister, was aber unterbunden wurde. Mit 1. August
1628 ist schließlich das Ausweisungspatent des protes-
tantischen Adels datiert, der in der Folge ebenfalls vor
die Alternative »Glaube oder Heimat« gestellt war. Es
leisteten vielfach nur die adligen Familienoberhäupter
den Eid, während die Frauen weiterhin evangelisch
blieben und in diesem Glauben ihre Töchter erzogen,
während die Söhne vielfach aus Gründen des gesell-
schaftlichen Aufstiegs in katholischen Schulen, Jesui-
tenkollegs, für den Dienst zugunsten der Kirche ausge-
bildet wurden. Der Protestantismus, der sich um 1600
noch in der zahlenmäßigen Mehrheit befand, wurde in
mehreren Phasen deutlich reduziert und in den Unter-
grund gedrängt.
Kryptoprotestantismus. Das evangelische Be-
kenntnis blieb dort als Kryptoprotestantismus erhal-
ten, wo sich im 16. Jh. aktive evangelische Gemeinden
gebildet hatten, wo die Rekatholisierungsmaßnahmen
durch die Grundobrigkeiten nicht oder nur lax umge-
setzt wurden. Eine um 1651/52 einsetzende bäuerliche
Emigration sowie strengere missionarische Maßnah-
men (Errichtung von Missionsstationen, Transmigra-
tionen nach Siebenbürgen unter Karl VI. und Ma-
ria Theresia) bedeuteten eine weitere Schwächung
des geheimprotestantischen Potenzials, das zu Beginn
des 18. Jh.s auf ca. 20.000 Personen geschätzt wurde
(Tropper). Diese verfügten über Predigtpostillen, Ge-
sangbücher und Bibeln, die im engen, um die Haus-
väter gescharten Familien- und Hauskreis gelesen
wurden. Die über geheime Schmuggelpfade bezogene
Andachtsliteratur wies einen »Zug zu Verinnerlichung
und religiöser Individualisierung« (Tropper) auf und
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602