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Prvi rej
Prvi rej in Achomitz/Zahomec
1956, Tanzpaar Katja Sturm
und Paul Schnabl. In der
ursprünglichen Tradition
erwarb sich der Sieger des
Kufenstechens/štehvanje die
freie Brautwahl, Archiv Paul
Miroslav Schnabl Dann folgte :
Ste kaj vidlə jazbəca
na woni strani grabənča,
na woni strani grabənča Habt ihr den Dachs gesehen
auf der anderen Seite des Grabens,
auf der anderen Seite des Grabens
Danach folgten noch weitere Strophen, die inhaltlich
nicht verbunden waren, und Tanz und Gesang wech-
selten einander ab, bis alle Strophen ausgesungen waren.
Mitte des 19. Jh.s und in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s
setzte sich die noch heute bekannte Bezeichnung prvi
rej durch, die die ältere Bezeichnung visoki rej ablöste. Struktur und Charakter des visoki rej veränderten sich
im Laufe des 19. Jh.s stark, da springerische Elemente
aufgegeben wurden und das Tempo langsamer wurde.
Der neue Name bezog sich auf die Rolle des ersten
Tanzes beim Kirchtag, dem danach im Freien oder im
Gasthaus noch weitere Tänze folgten. Noch immer
wurde der prvi rej zunächst um den Baum getanzt, der
in der Regel ein Lindenbaum war. Die Musiker saßen
für den Tanz auf der mehreckigen Bank um den Baum,
unter dem getanzt wurde. Ursprünglich wurde der Tanz
von unterschiedlichen Formationen begleitet, dem Bass,
der Klarinette, dem Hackbrett und der Sackpfeife, wo-
bei Letztere in der Regel ein eigenständiges Instrument
darstellte. Nach Berichten von France → Marolt
wurden solche Formationen später durch Blasorchester
ersetzt.
Oskar → Dev zeichnete als erster die Melodie auf,
die den Tanz begleitete, und zwar 1907 in Feistritz im
Gailtal/Bistrica na Zilji. Er zeichnete ein fünftaktiges
Metrum (2/4 + 3/4) auf, doch leider schrieb er nicht
die Weisen auf, die den Tanz begleiteten. Veröffentlicht
wurde dies jedoch erst 1935 in der Studie von France
Marolt Tri obredja iz Zilje [Drei Bräuche aus dem
Gailtal], die den prvi rej musikwissenschaftlich und
choreografisch analysierte. Leider ist seine Beschrei-
bung der Choreografie nicht gänzlich klar und sie
stimmt mit älteren Beschreibungen nur darin überein,
dass der Tanz zweiteilig ist. Eine detailliertere Auf-
zeichnung des prvi rej von Marolt wurde erst 1954
veröffentlicht, und zwar im Gibno-zvočni obraz Slo-
vencev [Darstellung von Bewegung und Musik bei den
Slowenen] mit einer Beschreibung der Tanzschritte von
Tončka Marolt sowie 1958 mit einem Kinetogramm,
das von Marija Šuštar ausgearbeitet wurde.
Nach den späteren Forschungen aus den 70er-
Jahren des 20. Jh.s von Marija Šuštar und aus den
80er-Jahren von Mirko Ramovš geht hervor, dass
der Tanz aus einer zweischrittigen Drehung und zwei
seitlichen Knicksen im Rhythmus (1/8–1/8 1/4–1/4)
ausgeführt wurde, was nicht mit der Melodie (1/8–1/8
1/4–1/4/1/4–1/4), übereinstimmte, was aber die Tänzer
nicht weiter störte. In den Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg behielt der Tanz seine ursprüngliche Funk-
tion beim Kirchtag und beim Kufenstechen. Während
des Singens gingen die Tänzer in einer Sternenforma-
tion rhythmisch im Kreis links, danach folgte der Tanz,
der sich nach der Struktur völlig der einfachsten Form
des Foxtrotts näherte.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602