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Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška
www.slolit.at eigenen« Zensur und es fehlte ihnen an einer breiteren
Öffentlichkeit.
In Kärnten/Koroška wurden sehr früh von verschie-
denen Seiten Zeitungen pressepolitisch instrumenta-
lisiert. So finden wir deutschsprachige Zeitungen, die
für Anliegen und Ziele der slowenischen politischen
Bewegung agitierten. Zu diesen zählte vor allem die
Forderung der umfassenden Gleichberechtigung des
Slowenischen in den Schulen und vor Ämtern und Ge-
richten. Das Hauptziel – die Vereinigung aller Slowe-
nen unter einem Landtag –, mitformuliert von Kärnt-
ner Slowenen in den Tagen der Märzrevolution 1848
(→ Revolutionsjahr 1848) und Ende der Sechziger-
und zu Beginn der Siebzigerjahre des 19. Jh.s, auch in
Kärnten/Koroška durch die →
Tabor-Bewegung breit
unterstützt, wurde in dieser Presse kaum angesprochen
(→ Zedinjena Slovenija). Schon eine Andeutung in die-
sem Sinne in den Stimmen aus Innerösterreich führte zu
deren raschem Ende. Aber auch die »deutsche, deutsch-
kärntnerische Seite« agitierte in slowenischer Sprache
in deutsch-liberalem bzw. deutschnationalem Sinne. In
Kärnten/Koroška fand im letzten Jahrzehnt der Mon-
archie auch der →
Štajerc größere Verbreitung. Diese
slowenische Zeitung erschien in Ptuj in der Unterstei-
ermark/Spodnja Štajerska und war vehemente Kämp-
ferin für deutschnationale Interessen. Eine Blütezeit
erlebte diese Kampfpresse zur Plebiszitzeit 1918–1920
(→ Volksabstimmungspropaganda). Nach 1920 konn-
ten sich die Kärntner Slowenen keine deutschprachige
Zeitung, die ihre Interessen vertreten hätte, leisten. Der
Kärntner Heimatdienst und seine ideologische Nach-
folgeorganisation, der Kärntner Heimatbund, hingegen
gaben jahrelang die teilweise zweisprachige Zeitung
→
Koroška domovina – Kärntner Heimat heraus.
Vom August 1926 bis März 1934 konnte der Heimat-
bund dies mit großer finanzieller Unterstützung des
Bundeskanzleramtes tun (→
Deutschnationale Ver-
eine).
Die slowenische Presse in Kärnten/Koroška hat ihre
Anfänge in den historisch-wissenschaftlichen und bel-
letristischen Beiträgen einzelner slowenischer Autoren
in deutschsprachigen Zeitschriften des Landes – in
der → Carinthia und in der Kärntnerischen Zeitschrift.
1848 erschien in Klagenfurt/Celovec eine Reihe slo-
wenischer Flugschriften, teilweise waren es adaptierte
Übersetzungen Wiener Flugschriften. Zu den Wich-
tigsten zählte die in Ljubljana als Beilage der Novice
erschienene, aber auch in Kärnten/Koroška verbreitete
von Matija → Majar – Ziljski verfasste Kaj Slovenci terjamo [Was wir Slowenen fordern], in welcher ein
vereintes Slowenien eingefordert wurde.
Am Beginn der slowenischsprachigen Presse in
Kärnten/Koroška steht die literarisch-belletristische
Zeitschrift → Slovenska bčela [Slowenische Biene].
Redigiert wurde sie von Anton → Janežič. Ab Juli
1850 bis Ende Dezember 1850 erschien sie monatlich,
im Jahre 1851 vierzehntäglich, 1852 bis 7. Juli 1853
wöchentlich. Zu Beginn hatte sie eine Auflage von 400
Exemplaren. Sprachliche Experimente des Herausge-
bers, vor allem aber der Widerstand von extrem kon-
servativen Kreisen in Ljubljana führten ihr Ende herbei.
Diese literarisch-belletristische Zeitschrift war keine
unpolitische. Einerseits war in der in Kärnten/Koroška
herrschenden Situation jedes gedruckte slowenische
Wort eine politische Tat, andererseits brachte die Zeit-
schrift auch zahlreiche politische Kurzberichte. Anton
Janežič setzte seine publizistische Arbeit mit dem
Glasnik slovenskega slovstva [Bote für slowenische
Literatur] fort, von dem jedoch 1854 nur eine einzige
Nummer erschien. Ab Juli 1858 erschien sein Glasnik
za literaturo in umetnost [Bote für Literatur und
Kunst], den er bald in Glasnik slovenski [Slowenischer
Bote] umbenannte. Zu Beginn erschien die Zeitschrift
monatlich, dann zweimal monatlich und schließlich
dreimal monatlich. Die Auflagenhöhe betrug zu Be-
ginn etwas über 400 Exemplare, bei Erscheinungsende
im Juli 1868 betrug sie noch immer 320 Exemplare.
Die Zeitschrift war ausgezeichnet redigiert, führte
sofort ständige Rubriken und konnte sich die Mitar-
beit führender slowenischer Literaten der damaligen
Zeit sichern. Knapp vor seinem Tod gründete Anton
Janežič die Zeitschrift Besednik [Wortführer], die
jedoch inhaltlich nie an das Niveau ihrer Vorgänge-
rinnen anknüpfen konnte. Die Zeitschrift erschien
zunächst vierzehntäglich (1869–1873), danach bis zu
ihrer Einstellung 1878 monatlich. Nach Janežič’ Tod
übernahm Anton → Umek-Okiški die redaktionelle
Leitung, der jedoch auch bald verstarb. Der frühe Tod
zweier führender Publizisten beeinträchtigte anschei-
nend auch die weitere Entwicklung der Zeitschrift.
Als weitere Redakteure scheinen Andrej → Wieser,
Šimen (Simon) → Janežič und Josef Gole auf. Die
Auflage betrug zu Beginn ihres Erscheinens 300 Ex-
emplare, unterlag teilweise starken Schwankungen und
sank bis zu ihrer Einstellung auf 250 Exemplare.
Neben Anton Janežič versuchte sich auch Andrej
→ Einspieler als Herausgeber zunächst mit der Her-
ausgabe einer slowenischen Zeitschrift. Die ersten vier
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602