Page - 1099 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah
Radiše, Kulturni dom mit
Deportationsdenkmal, Archiv
SPD Radiše
SPD Radiše genfurter Dekanatsbezirk und Schuldistriktsaufseher.
Zugleich wurde er als Domkapitular des Gurker Dom-
kapitels investiert. Er war Mitglied der → Kärntner
Ackerbaugesellschaft und des Historischen Vereines
für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten). Hin-
sichtlich der Revolution 1848 nahm R. eine zunächst
von großer Zurückhaltung und Skepsis bestimmte Po-
sition ein (→
Revolutionsjahr 1848). Den Klerus, der
ihm im Dekanat mit fast ausschließlich slowenischer
Bevölkerung unterstellt war, warnte er einerseits vor
den sich ihrer Rechte bewusst werdenden Untertanen
und einer Gefährdung des Klerikerstandes ; anderer-
seits aber befürchtete er ein Durchgreifen des Staates
gegen Demokraten. Deshalb vertrat er mit Nachdruck
die Meinung, dass seine Mitbrüder dem 1848 behörd-
lich zugelassenen Slowenischen Verein (→ Slovensko
družtvo) in Klagenfurt/Celovec nicht beitreten sollten.
Bald konzentrierte sich sein Wirken auf die Nationali-
tätenfrage, wobei er eine ablehnende Haltung gegen-
über den Vorstellungen und Forderungen der Kärntner
Slowenen einnahm. In →
Ferlach/Borovlje kritisierte
er den Lehrer Gregor →
Somer (Sommer), welcher
sich für die Umsetzung des Erlasses des Unterrichtsmi-
nisteriums vom 2. September 1848 einsetzte, wonach in
den Volksschulen der Unterricht in der →
Mutterspra-
che der Schüler zu erteilen sei (→ Schulwesen). Noch
Mitte 1848 hatte er Somer als einen tüchtigen, gut
ausgebildeten Schulmann bezeichnet, dessen Unter-
richtserfolge im Slowenischen aber durch langsamere Fortschritte »in der deutschen Schrift und Orthogra-
phie« erkauft seien. Als in Ferlach/Borovlje ein Schul-
streit offen ausbrach (Ende März 1850), stellte sich R.
in die Reihen jener, die der deutschen Sprache den Vor-
zug geben wollten. Über Somer äußerte er sich wie-
derholt negativ, bezeichnete ihn als »exaltierten Slowe-
nen« (1849) und »Ultraslavisten« (1850), der »einigen
exzentrischen slawischen Ratgebern in der Hauptstadt
Klagenfurt […] mehr als seinem wohlmeinenden De-
chant« zutraue, der Ferlach/Borovlje »verwindischen«
und »die windischen Kärntnerkinder eine Sprache«
lehren wolle, »wie sie der Serbe spricht« (→ Windisch).
R. kann als früher Vertreter einer nationalpolitisch
motivierten Ansicht bezeichnet werden, wonach die
Slowenen in Kärnten/Koroška eine besondere Einheit
bilden (→ Windischentheorie). Er verfasste auch Texte
(Predigten und vereinzelt Übersetzungen) in einer lo-
kalen Variante der slowenischen Sprache.
Quellen : ADG, KLA.
Theodor Domej
Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo
na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein
in Radsberg], tätig in Radsberg/Radiše (der gleichna-
migen Pfarre und ehemals eigenständigen Gemeinde)
sowie in den umgebenden Dörfern Ober- und Un-
terkreuth/Zgornje in Spodnje Rute, Schwarz/Dvorec,
Kossiach/Kozje, Tutzach/Tuce, Lipizach/Lipica, We-
rouzach/Verovce. Der slowenische → Kulturverein
am Radsberg/Radiše wurde am 14. August 1904 auf
Initiative des hier beheimateten Priesterseminaristen
Valentin Lakner unter dem Namen Katoliško slo-
vensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer
slowenischer Bildungsverein in Radsberg] gegründet.
Hauptziel des Vereins war die Festigung der sloweni-
schen Identität mittels Kulturarbeit in einem damals
gänzlich slowenischen Umfeld. So sollten das religiöse
Leben und das Volksbewusstsein gestärkt werden, an-
ständige Unterhaltungen veranstaltet, für Rechtssicher-
heit eingetreten und die Mitglieder zu Sparsamkeit und
Genügsamkeit erzogen werden. Der erste Vereinsvor-
sitzende war Jože Šušnik aus Unterkreuth/Spodnje
Rute, sein Stellvertreter war der Priester Vaclav Čeh.
Die Mitglieder des ersten Vereinsausschusses waren :
Jože Pistotnik, vulgo Mežnar, Jožef Šušnik, vulgo
Metaver, Alojz Thaler, vulgo Tončev, Šiman Ogris,
vulgo Kopajnikov, Andrej Krof, vulgo Oblakov, Blaže
Rutnik, vulgo Rožmanov. Als Rechnungsprüfer wur-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602