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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Page - 1114 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž

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1114 Rechtsordnungen, Dualismus der (→  Edlinger) sind alle nicht slawisch, auch nicht za- kon »das Gesetz«. Die Frage nach einer eigenen slawi- schen →  Kontinuität bleibt offen. Die Unterschiede zwischen den karantanerslowenischen R. und denen anderer Slawen werden literaturüblich undifferenziert als »slawisch« bezeichnet. Die Art der karantanischen »bäuerlichen« Fürstenwahl und Inthronisierung (in se- dem ducatus Karinthani intronizavi) ist jedenfalls ein- malig (→  Fürstenstein, →  Fürsteneinsetzung). Aus dem römischen Recht ist ein solcher Brauch unbekannt, ebenso aus anderen slawischen Regionen. Eine zentrale Rolle spielen die →  Edlinger/kosezi. Kosezi (tatar. gaziz) gibt es in mehreren Turksprachen in der wörtlichen Be- deutung »Freund«. Sie hatten eine ähnliche Funktion wie die fränkischen amici regis oder die schwedisch/sla- wische Gefolgschaft des Fürsten/koning (in der Pravda družina). Sie sind identisch mit den »Wehrbauern« im →  Kroatengau (→  In pago Crouuati) und den Kroaten- orten (→  Edlingerdienste ; →  Edlingergerichtsbarkeit ; →  Edlinger-Gemeinschaftswald ; →  Inkulturation). Im germanischen Rechtsraum gibt es allerdings keine Edlinger, obwohl Adel ursprünglich auch mit bäuerli- chem Grundbesitz zu tun hat. Mehrere R. wie der →  Slowenenzehent decima sclavonica (seit dem 9. Jh.) und die slowenische Hube hoba sclavanisca (→  Hildegard von Stein/Li- harda Kamenska) oder der mansus sclavonicus sind erwähnt, alles bairisch/slowenische Ad hoc-Ein- richtungen. Auffällig ist die um 1010 in →  St.  Geor- gen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru) bei der Stiftsgründung erwähnte sclavenica institutio. Es zeigen sich im 11. Jh. deutlich zwei Rechtsgruppen : die Slowenen und die Baiern. Die Baiern wurden bei Ver- tragsabschlüssen an den Ohren gezogen (istius traditi- onis sunt testes tracti per aures), die Slowenen nicht (isti autem sunt sclavenice institutionis testes). Bemerkenswert ist, dass damals die slowenischen Zeugen meist germa- nische Namen hatten (→  Personennamen : Hartuuich, Chazili, Penno, Johannes, Egizi, Sizo, Reginpraeht, Arn, Wolfram, Imizi, Geppo, Ezcho, Uitislau, Wolfhart, Sigi- hart), was bei der »nationalen« Zuordnung der Perso- nennamen und der davon abgeleiteten →  Ortsnamen literaturüblich nicht beachtet wird. Dem lateinischen dux entspricht heute slowenisch knez (etymologisch aus altschwedisch konung/kuning, russisch knendz/knjaz’). Knez und vojvoda (bairisch Herzog) scheinen erst im 16. Jh. aus anderen slawischen Sprachen ins Slowenische der Bibelübersetzung ge- kommen zu sein. Wir wissen nicht, wie die Funktion des Borut auf Slowenisch geheißen hat. Wir kennen ihn nur als dux Carantanorum aus den lateinischen Quellen. Möglicherweise nannte man ihn blag oder blaž (vgl. das blažje polje »Fürstenfeld«, →  Karnburg/ Krnski Grad). Ebenso kennen wir den Tassilo als dux Baivariorum, ohne dass sein bairischer Titel irgendwo erwähnt wäre. In jedem Fall musste die Wahl des ka- rantanischen Fürsten von der fränkischen Obrigkeit permissione Francorum akzeptiert werden. Einige Wör- ter der Rechtsterminologie wie rota »der Eid« (in den →  Freisinger Denkmälern v nepravdnei rote, roti kojih že ne pasem, v spitnih rotah, auch in der Pravda russkaja), tat »der (Holz-)Dieb« oder cramola/kramola (→  Car- mula) lassen »fremde Einflüsse« erkennen. Das Ne- ben- und Durcheinander verschiedener Rechte und R. lässt die Bauern bei den →  Bauernaufständen am An- fang des 16. Jh.s auch wieder die stara prauda »das alte Recht« (die alten Privilegien : eigene Gerichtsbarkeit, niedrigere Steuern) fordern (→  Personalitätsprinzip). Lit.: A. Dopsch : Die ältere Sozial- und Wirtschaftsverfassung der Al- penslawen. Weimar 1909 ; E. von Schwind, Lex Baiwariorum. Hanno- ver 1997 (1926) ; J. Mal : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939 ; O. Kronsteiner : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975 ; O. Kronsteiner : Gab es unter den Alpenslawen eine kro- atische ethnische Gruppe ? In : Wiener Slavistisches Jahrbuch 24 (1978) 137–157 ; O. Kronsteiner : Pravda russkaja. Das Recht der Rus’. Der handschriftliche Text mit deutscher Übersetzung. Klagenfurt 1980 (Klagenfurter Beiträge zur Sprachwissenschaft, Slawistische Reihe 3) ; G. Piccotini : Die Römer in Kärnten. Klagenfurt 1989 ; W. Mayert- haler : Historiker »per aures trahere«. In : Papiere zur Linguistik Nr. 40, Heft 1/89. Tübingen 1989, 105–106 ; H. Koller : Zur Frühgeschichte politischer Gemeinschaften bei den Alpenslawen. In : Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 70 (1992) 275–292. (Fs für F. Seibt) ; H.-D. Kahl : Der Staat der Karantanen. Fakten, Thesen und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum (7.–9. Jh.). Država Karantancev. Dejstva, teze in vprašanja o zgodnji slovanski državni tvorbi v vzhodnoalpskem prostoru (7.–9. stol.). Ljubljana 2002 (Slove- nija in sosednje dežele med antiko in karolinško dobo. Začetki slo- venske etnogeneze. Supplementum) ; K. Škrubej : »Ritus gentis« Slova- nov v vzhodnih Alpah : model rekonstrukcije pravnih razmerij na podlagi najstarejšega jezikovnega gradiva. Ljubljana 2002 ; H. Baltl, G. Kocher : Österreichische Rechtsgeschichte : unter Einschluss sozial- und wirtschafts- geschichtlicher Grundzüge ; von den Anfängen bis zur Gegenwart. Graz 112008, 68–70. Otto Kronsteiner Rechtsordnungen, Dualismus der, vgl. →  Personali- tätsprinzip. Rechtssprache, Rechtsterminologie, vgl. →  Reichs- gesetzblatt ; →  Terminologie ; →  Wiener Schriftspra- chen-Vereinbarung.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
3 : PO - Ž
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
566
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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