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Renegatentum
Rezija, vgl. auch Abb.
S. 1122.
Schlossberg (Gradišče) v Avstriji. In : Slovenski jezik v stiku evropskega
podonavskega in alpskega prostora. Maribor : Filozofska fakulteta Uni-
verze v Mariboru ; Dunaj : Slovenski znanstveni inštitut/Wien : Slo-
wenisches Wissenschaftsinstitut in Wien 2012, 17.
Matej Šekli ; Üb.: Maja Francé
Renegatentum, slow. narodno renegatstvo, → Deutsch-
tümler.
Renko, Josef (Diskriminierungs- und Verfolgungsop-
fer), →
Internierungen 1919.
Resianischer Dialekt, slow. rezijansko narečje. Der slo-
wenische resianische → Dialekt wird im Val Resia/Re-
zija (Resia-Tal) und im angrenzenden Valle Uccea/Učja
(Uccea-Tal) gesprochen, die beide in Friuli/Friûl/Furla-
nija/Friaul, an der Grenze zu Slowenien, liegen. Der re-
sianische Dialekt gliedert sich in weitere Untergruppen,
deren Einteilung meist nach den vier größeren Sied-
lungen (von West nach Ost : San Giorgio/Bila, Gniva/
Njiva, Oseacco/Osojane, Stolvizza/Solbica) erfolgt.
Das Resia-Tal wurde zwischen dem 7. und 10.
Jh. vom → Gailtal/Ziljska dolina aus besiedelt. Der
resianische Dialekt hat daher den gleichen Ursprung
wie der → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje (→ Dia-
lektgruppen). Davon zeugen die ältesten sprachlichen
Entwicklungen, z. B. der Zusammenfall von slawi-
schem langem ě (jat) und ȇ, die im Gailtaler Dialekt
zu íe bzw. íə diphthongiert und im Resia-Tal schließ-
lich zu í monophthongiert wurden (lěs > líes/líəs > lís).
Ein weiteres Merkmal, das den Gailtaler Dialekt mit
dem resianischen Dialekt verbindet, ist die Entwick-
lung ȏ > úo/úə > ú (kȏst > kúost/kúəst > kúst), wobei der
im Gailtal erhaltene Diphthong úə im Resia-Tal zu ú
monophtongiert wurde. Die Gailtaler Kontraktion der
Possesivpronomen (moja > má, svojo > svó) tritt auch im
resianischen Dialekt auf. Das Präfix vi- tritt im Gailta-
ler Dialekt (bi- < vi-) und im resianischen Dialekt
(vi-) an die Stelle des → standardslowenischen Präfix
iz- (res.: vilažej, gailtal.: bíwažej/bíwaži). Neben Ge-
meinsamkeiten in der Betonung (Pronk, 2011) ver-
binden sprachliche Archaismen den resianischen mit
dem Gailtaler Dialekt z. B.: te bile jetra (gailtal.: te bȋəlˈẹ
drȗəb [weiße Leber = Herz]), te čärne jetra (gailtal.: te
č
rnˈẹ drȗəb [schwarze Leber = Leber]). Durch die
Romanisierung des Gebietes zwischen dem Val Resia/
Rezija und → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina
ging der Kontakt zum Gailtaler Dialekt verloren. Von
der slowenischen Präsenz im heute romanischen Ge- biet, dem Val Raccolana (Reklanska dolina), dem Val
Dogna (Dunjska dolina) und entlang der Fella (Bela)
zeugen zahlreiche Ortsnamen slowenischer Herkunft
(z. B.: italienisch/friulanisch : Visocco/Vissoc, Patocco/
Patoc).
Nachdem die Verbindung zum Gailtaler Dialekt un-
terbrochen worden war, lehnte sich der resianische Di-
alekt an die südlich angrenzenden slowenischen Dia-
lekte der Slavia Veneta/Beneška Slovenija an. Dadurch
kamen Merkmale in den resianischen Dialekt, die ihn
von den Kärntner Dialekten scheiden, aber mit den
Dialekten der Slavia Veneta/Beneška Slovenija verbin-
den. Dazu gehören u. a. die Entwicklung ĺ > j (zemlja >
zemja) und die meist erhaltene Endbetonung (gailtal.:
kòapa/sèastra, resian.: kö̀pȁ/sestrà, nach I. → Grafe-
nauer bzw. T. Logar). Gemeinsam mit den Dialekten
der Slavia Veneta/Beneška Slovenija ist dem Resiani-
schen auch der Erhalt von ć (res.: vȁć, gailtal.: vəč̏/vən̏č).
Eine eigenständige Entwicklung des resianischen
Dialektes sind die Vokale e ̤, i ̤, o und ṳ. Diese Vokale
hängen mit der sogenannten resianischen Vokalharmo-
nie zusammen, bei der der betonte Vokal eines Wortes
über die Qualität und Färbung der unbetonten Vokale
dieses Wortes entscheidet. Laut → Ramovš steht
diese Vokalharmonie am Beginn der Vokalreduktion.
Die Vokalreduktion hat sich im resianischen Dialekt,
im Gegensatz zu den meisten anderen slowenischen
Dialekten, nicht fortgesetzt und erscheint daher als Vo-
kalharmonie. Die resianische Vokalharmonie stellt also
eine Vorstufe der Vokalreduktion dar. Eine eigenstän-
dige Neuerung des resianischen Dialektes sind auch
die Ansätze des Vigesimalsystems (dwakrat dwujsti =
zweimal zwanzig = 40).
Als Folge des Sprachkontakts mit den romanischen
Nachbarn treten im resianischen Dialekt ältere furla-
nische und venezianische sowie jüngere italienische
Einflüsse hervor. Allerdings ist der romanische Einfluss
auf die eizelnen Untergruppen des Resianischen unter-
schiedlich stark und nimmt von West nach Ost ab.
Erzählkultur und erste Verschriftlichungen : Im
Resia-Tal hat sich eine umfangreiche und vielgestaltige
Erzählkultur erhalten. Um die Erforschung und Doku-
mentation der resianischen mündlichen Literatur hat
sich Milko Matičetov verdient gemacht. Die ältesten
bekannten Schriftdokumente des resianischen Dialek-
tes stammen aus der Zeit der Reformation (→ Pro-
testantismus) bzw. → Gegenreformation. Besonders
im 19. Jahrhundert wurden wichtige kirchliche Texte
(Vaterunser, Psalmen usw.) und Teile der Evangelien
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602