Page - 1131 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Rohrmeister, Jakob
der Machthaber bezüglich der slowenischen Bevölke-
rung in Kärnten/Koroška und in der Gorenjska (Ober-
krain) bei den staatlichen Behörden. Das 1941 durch
die nationalsozialistischen Machthaber erlassene Verbot
von Katechese und Predigt in slowenischer Sprache in
Kärnten/Koroška nahm R. aus seelsorglichen Motiven
hin. Es schien ihm »eine außerordentlich große Härte
zu sein, in der plötzlichen Verdeutschung so weit zu ge-
hen, daß man den einheimischen Kärntnern nicht we-
nigstens jene Rechte zuerkennt, die unsere polnischen
und französischen Gefangenen haben, nämlich, daß sie
wenigstens im Sterben in ihrer Muttersprache versehen
werden können« (7. Mai 1941).
Generell ziehen sich folgende Aktionsstränge von
Protesten und Interventionen des Weihbischofs durch
die Amtszeit R.s : Euthanasie, Sprachenfrage (ein-
schließlich Beicht- und Predigtsprache sowie slowe-
nischer → Inschriften), Kranken- und Behinderten-
seelsorge, »Slowenenaussiedlung«, Religionsunterricht,
Pfründenenteignungen (mit all ihren Härtefällen) –
auch in der Gorenjska (Oberkrain) – sowie der Einsatz
für verhaftete Geistliche und Laien. Über Aktivitäten
zugunsten jüdischer Mitbürger schweigen die Akten.
Auch auf die Bemühungen R.s um die Aufrechter-
haltung der Seelsorge in der Gorenjska (Oberkrain)
nach der Okkupation → Jugoslawiens im April 1941
ist hinzuweisen : Aushilfspriester aus der Diözese Gurk
wurden in jene Gebiete geschickt, wo die deutsche Zi-
vilverwaltung binnen zweier Monate nahezu alle ein-
heimischen slowenischen Geistlichen verhaftet bzw.
vertrieben hatte (vgl. auch →
Verfolgung slowenischer
Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). Die Seelsorger
aus Kärnten/Koroška leisteten ihren Dienst im Kraft-
feld zwischen nationalsozialistischer Okkupation und
der Partisanenbewegung, ließen sich jedoch nicht als
Werkzeuge der nationalsozialistischen Germanisie-
rungspolitik gebrauchen, sondern schützten die natio-
nale Identität der Bevölkerung der Gorenjska (Ober-
krain) und der → Mežiška dolina (Mießtal).
Die Position R.s als Prediger in der NS-Zeit ist, im
Gegensatz zu seinem Eintreten für Schwache und
Entrechtete während dieser Epoche, nicht unumstrit-
ten. Ebenfalls nicht unumstritten ist die Position des
Salzburger Erzbischofs und sein Engagement, das er
ehemaligen Nationalsozialisten angedeihen ließ. Sein
Wirken als Erzbischof von Salzburg war in erster Linie
vom Wiederaufbau bestimmt. Seine altersbedingte Re-
signation wurde im Juni 1969 angenommen, er zog sich
nach Altötting zurück, wo er am 6. August 1976 starb. Lit.: A. Malle : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In :
A. Malle, V. Sima (Red.) : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških
Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von
Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deut-
sche Zusammenfassung : Die Kärntner Slowenen und die katholi-
sche Kirche, S. 131 f.) ; A. Ogris : Der kirchliche Protest aus Klagen-
furt gegen die Aussiedlung von Kärntner Slowenen im Jahre 1942. In :
Car. I 182 (1992), 441–453. P. G. Tropper : Die Anfänge der »Seelsorge
im besetzten Gebiet«. Zu den Bemühungen des Gurker Ordinariates um
die Pastorierung in Oberkrain ab 1941. In : R. Zinnhobler u. a. (Hg.) :
Kirche in bewegter Zeit. Beiträge zur Geschichte der Kirche in der
Zeit der Reformation und des 20. Jahrhunderts. Festschrift für Ma-
ximilian Liebmann zum 60. Geburtstag. Graz 1994, 369–387. P. G.
Tropper (Hg.) : Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholi-
schen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Klagenfurt 1995. H. Spat-
zenegger, F. Ortner : Rohracher, Andreas (1892–1976). In : E. Gatz
(Hg.) : Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945–2001. Ein
biographisches Lexikon. Berlin2002, 484–487 ; P. G. Tropper : Das
pastorale Wirken Erzbischof Andreas Rohrachers als Kapitularvikar von
Gurk. In : E. Hintermaier u. a. (Hg.) : Erzbischof Andreas Rohracher
– Krieg, Wiederaufbau, Konzil. Salzburg 2010 (= Schriftenreihe des
Erzbischof-Rohracher-Studienfonds 7, Schriftenreihe des Archivs
der Erzdiözese Salzburg 9), 47–93 ; P. G. Tropper : Zu den pastora-
len Bemühungen um die ausgesiedelten Kärntner Slowenen – ein »weißer
Fleck« der Kärntner Kirchengeschichte (im Druck).
Web : http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Rohracher (2. 9. 2013).
Peter G. Tropper
Rohrmeister, Jakob (* 1. Mai 1631 Eberndorf/Dobrla
vas, † 1. Februar 1716 Klagenfurt/Celovec), Priester,
Chronist.
Seine Elementarbildung erwarb sich R. in Ebern-
dorf/Dobrla vas. In → Klagenfurt/Celovec setzte er
seine Ausbildung im Jesuitenkollegium fort. 1650 trat
er in das von → Jesuiten geführte Ferdinandeum in
Graz ein. 1652 erreichte er das Bakkalaureat in Phi-
losophie, 1653 das Magisterium der Philosophie, 1656
den akademischen Grad eines bacc. theol. formatus. 1656
wurde er zum Priester geweiht und feierte am 25. Juli
(Jakobstag) in Eberndorf/Dobrla vas seine Primiz. Von
1658 bis 1662 war er Pfarrer in Globasnitz/Globasnica,
danach Kaplan und Pfarrer in Prevalje bzw. → Ravne
na Koroškem (ehem. Guštanj [Gutenstein]), das da-
mals zur Pfarre Prevalje gehörte. Von 1660 bis 1678
war er Generalvikar der Pfarren im → Jauntal/Podjuna,
welche den Jesuiten unterstanden. 1678 wurde er zum
Stadthauptpfarrer von St. Egid/Šentilj in Klagenfurt/
Celovec ernannt und blieb in dieser Funktion bis An-
fang 1706. Als Klagenfurter Stadtpfarrer entwickelte R.
eine sehr rege Bautätigkeit. Zunächst führte er den Bau
des Ursulinenklosters zu Ende (1683). In der St.
Veiter
Vorstadt/Šentvidsko predmestje ließ er die Schutzen-
gelkirche errichten (1679 geweiht, 1809 von den fran-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602