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Rosentaler Dialekt
Rosentaler-Dialekt
bzw slowenischer
Dialekt des Süd-
kärnter Zentralraums nach
Tine Logar, Jakob Rigler,
Vera Smole, Jožica Škofič,
2011
St. Johann/Šentjanž, Bom pa
rutǝč zvoraŭ Für den Rosentaler Dialekt/rožansko narečje sind, wie
für die anderen Kärntner slowenischen Dialekte, pho-
nologische, morphologische und lexikalische Archais-
men kennzeichnend. Zu diesen Archaismen zählen un-
ter anderem : 1. die zumeist offenen Reflexe der Nasale,
die spät erfolgte Dehnung des gekürzten alten Akuts
und des neuen kurzen Akuts ; 2. die dadurch bedingten
unterschiedlichen Reflexe der urslawischen Vokale ě, e
und o in langen Silben ; 3. der Zusammenfall der Re-
flexe für ě und e sowie langem ę und ə ; 4. ein überwie-
gend monophthongisch-diphthongisches System lan-
ger Vokale (außer im monophthongischen Vokalsystem
der Mundart des westlichen Rosentals) ; 5. die gleich-
mäßige Verschiebung der Betonung ; 6. der Erhalt des
bilabialen v usw. auf der phonetischen Ebene.
Auf morphologischer Ebene ist die Feminisierung
der sächlichen Substantiva im Plural und die be-
stimmte Form der Adjektive im Neutrum Singular auf
-e charakteristisch.
Auf lexikalischer Ebene stechen die Zusammenset-
zung der Zahlwörter mit -red (z. B.: šíestred ›sechzig‹)
anstatt des schriftsprachlichen -deset sowie zahlreiche
Lehnwörter und Lehnübersetzungen (calques) aus
den angrenzenden bairischen/deutschen Dialekten ins
Auge.
Im Rosentaler Dialekt entwickelten sich ě bzw. ō zu
ie/iə bzw. uo/uə (snȋəx ›sneg‹, nȗəs ›nos‹). Nur in der
westlichen Mundart des oberen Rosentals wurden ě
und ō zu langem i und u (smȋx ›smeh‹, senȗ ›seno‹) mo-
nophthongiert. Der Rosentaler Dialekt kennt in unbe-
tonten geschlossenen Silben das sogenannte »e-jevsko
akanje« (sastrà ›sestra‹, pámat ›pamet‹, čawò ›čelo‹), ein
Phänomen, das die Veränderung von unbetontem e zu
a beschreibt. Kennzeichnend ist auch der Übergang a >
o (čawò ›čelo‹ > čo
). Das o vor dem Akzent wird geschlossen ausgespro-
chen, teilweise ist es auch in u (bugàt ›bogat‹) überge-
gangen. Der Rosentaler Dialekt kennt bei lang betonten
Vokalen bedeutungsunterscheidende Intonationen (ʀást
Infinitiv – ʀȃst Substantiv). Die Intonation kurzer Sil-
ben ist neutral. Bei zweisilbigen Wörtern mit Akut liegt
der tonemische und intensive Höhepunkt gewöhnlich
auf der zweiten Silbe (ʀépà, níz
q ›nizek‹). Die urslawi-
sche Oxitonese ist erhalten (nohà, žanà, məhwà). In der
Mundart des unteren Rosentals und in der Umgebung
von Klagenfurt ist nach dem Rückzug der Betonung
noch keine Längung eingetreten (st
zda).
Den Konsonantismus betreffend fällt das sogenannte
»švapanje« auf (hwáwa ›glava‹), das heißt, dass l vor a, o
und u zu bilabialem w wird ; auslautendes w (< l) vor u
kann sich assimilieren (úža ›luža‹). Charakteristisch ist
auch die sekundäre Palatalisierung von k, g, h vor e, i zu
č, j, š (šəčíʀa ›sekira‹, nój ›nogi‹, múš ›muhi‹) sowie die et-
was nach hinten verschobene Artikulation der Velare k
> q, g > γ > h/-x (qʀáwa ›krava‹, nóha ›noga‹, Bȗəx ›Bog‹)
und damit verbunden auch die uvulare Aussprache von
r (qʀ
x ›kruh‹). Anlautendes j- kann verstummen (ajcè
›jajce‹) ; ń ist als jn/
/ń erhalten (swíńa ›svinja‹) ; ĺ wurde
entpalatalisiert (plúče ›pluča‹). Im Auslaut können -b in
-d spirantisiert als -ƀ/-þ und -đ/-φ auftreten. Auslautende
Konsonanten bleiben spirantisiert. Die Mehrzahl der
Rosentaler Mundarten kennt ein prothetisches w- (wóhle
›oglje‹) oder h- und ein eingeschobenes j vor s (hójstəʀ
›oster‹). Intervokalisches h (< g) in den Endungen der
Adjektiva und Pronomina verstummt oft, wodurch die
Vokale zu einem langen, unbetonten Vokal verschmelzen
(bílā ›belega‹). Die Konsonantengruppen šč, črě, žrě sind
erhalten (tiščáwo ›tiščalo‹, čʀèšńa ›češnja‹, žʀaƀè ›žrebe‹).
Im Rosentaler Dialekt werden die sächlichen Subs-
tantiva im Singular wie männliche Substantiva dekli-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602