Page - 1144 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Image of the Page - 1144 -
Text of the Page - 1144 -
1144
Rudmaš, Šimen
dorf/Dobrla vas und Šoštanj. 1809/1815 besuchte er
das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, 1816–1817
absolvierte er die philosophischen Studien in Graz mit
Auszeichnung. Danach trat er in das Stift → St. Paul/
Šentpavel ein, verließ es aber nach nur zehn Monaten
und setzte seine theologischen und erziehungswissen-
schaftlichen Studien am → Priesterseminar in Klagen-
furt/Celovec fort. Er wurde 1821 zum Priester geweiht.
Mit Bischof Anton M. → Slomšek verband ihn eine
langjährige Freundschaft. Nach der Priesterweihe war
er fünf Jahre als Kaplan und Lehrer in Eberndorf/Do-
brla vas tätig. 1827 wurde er zum Katecheten und zum
deutschen Prediger an der Dom- und Stadtpfarre in
→ St.
Andrä (Šentandraž) ernannt und noch im selben
Jahr als Katechet und Direktor der Kreishauptschule
nach → Celje berufen. Er vergrößerte die dortige drei-
klassige Zweighauptschule um eine vierte Klasse ; so-
mit entsprach sie dem Status der Realschule. Er sorgte
auch für die Heranbildung weiblicher und männlicher
Lehrkräfte, errichtete eine besondere Mädchenschule
und rief einen Musikverein für Lehramtskandidaten
ins Leben. Nebenbei legte er das Studium des Italieni-
schen an der Universität Wien ab. 1831 wurde R. zum
Ehrenbürger der Stadt Celje ernannt. Zugleich erhob
ihn das Lavanter Ordinariat zum geistlichen Rat. 1839
wurde er für elf Jahre zum Direktor und Präparandum-
lehrer an der Normalhauptschule in → Trieste/Trst/
Triest ernannt. Auch hier richtete er sein Augenmerk
auf Hebung der Qualität und eine Erhöhung der An-
zahl der Volksschulen sowie auf die Verbesserung des
Präparandumunterrichts. Er wurde in den Gemeinde-
rat von Trieste/Trst/Triest gewählt.
1848 war R. Herausgeber der in Trieste/Trst/Triest
erscheinenden slowenischen Zeitung Jadranski Slavljan.
1849 unternahm er mit dem Katecheten Schwab und
dem Lehrer Knobl eine Studienreise in die Schweiz
und nach Deutschland, die er 1850 sehr ausführlich im
Buch Detovodsko potovanje v Krajclingo na Švajcarskem
beschrieb. Im Dezember desselben Jahres wurde er zum
Schulrat und Volksschulinspektor in Kärnten/Koroška
ernannt. Auch in Kärnten/Koroška setzte sich R. für
eine Verbesserung und für die Erhöhung der Anzahl
der Volksschulen ein. Er verbesserte die Dotation der
Landschullehrer. Als aktiver Bienen- und Obstbaum-
züchter führte er die Unterrichtsfächer in Obstbau-
und Bienenzucht ein. Als Schulinspektor inspizierte er
auch die slowenischen Schulen. In seiner achtjährigen
Funktionsperiode erhöhte sich deren Anzahl von 16 auf
68. Nach seinem Tod verringerte sie diese rapide. R. er- wirkte eine Musikschule für die Lehramtskandidaten
an der Normalschule in Klagenfurt/Celovec. Auch die
Oberrealschule in Klagenfurt/Celovec war sein Werk.
Durch sie legte er den Grundstein für das Aufblühen
des technischen Gewerbes, des Handels und der Indus-
trie in Kärnten/Koroška. Darüber hinaus führte R. die
Pockenschutzimpfung an Kärntner Schulen ein.
R. schrieb eine Reihe von → Schulbüchern, eines
zusammen mit Anton M. Slomšek für die sog. Sonn-
tagsschule/nedeljska šola. Überdies veröffentlichte er
viele Abhandlungen in pädagogischen Zeitschriften
sowie im Jadranski Slavljan, in der → Slovenska bčela,
im Slovenski prijatel und in den Salzburger Blättern für
Erziehung und Unterricht (→ Publizistik). Er vertrat die
Ansicht, die Unterrichtssprache solle die → Mutter-
sprache sein, welche weitgehend auch als → Liturgie-
sprache verwendet wurde. Weiters war er Unterrichts-
direktor des Taubstummeninstituts und Konsulent des
wohltätigen Frauenvereins für die Kleinkinderbewahr-
anstalten in Klagenfurt/Celovec, Ausschussmitglied
der → Mohorjeva sowie Mitglied des Historischen
Vereins für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten).
Knapp vor seinem Tod richtete er aus eigenen Mit-
teln eine Präparandumstiftung ein, zudem bestimmte
er testamentarisch ein Legat von 1.200 Gulden mit
Grundstück zur Gründung einer eigenen Schule in
seinem Geburtsort St. Primus/Šentprimož v Podjuni.
Der Verstorbene hinterließ eine etwa 1.500 Bücher
umfassende Privatbibliothek, deren Verbleib bis heute
nicht erforscht wurde. In den Nekrologen wurde R.
mit Andrej → Einspieler und Anton →
Janežič als
Seele und Träger des slowenischen Volkes im Kronland
Kärnten/Koroška bezeichnet. Trotz seiner historischen
Bedeutung ist er bei den Kärntner Slowenen fast in
Vergessenheit geraten. Und obwohl er es war, der mit
der öffentlichen Lehrerausbildung begann, wird sein
Name von den zuständigen Stellen, sowohl von den
einsprachigen als auch den zweisprachigen Stellen der
Schulaufsicht, in Kärnten/Koroška praktisch nirgends
erwähnt.
Quellen : ADG (Pfarrchronik St.
Primus) ; Zgodovinski arhiv Celje ;
Študijska knjižnica Celovec ; Schulchronik der Volksschule St. Pri-
mus i.
J.; I. Grafenauer : Arhivni doneski k podobi Slomška pedagoga. In :
Razprave II, SAZU, Ljubljana 1956, 150–171.
Werke : Navod za nedeljske šole. Kako je treba učiti ? Graz 1830 ; Navod
v branje za mladost nedeljskih šol. Graz 1830 ; Kako se učenci učijo za-
jedno pisati in brati ? In : SB 2/1 (1851) 12–14 ; Detovodsko potovanje
v Kraicljingo na Švajcarskim. In : Jadranski Slavjan 5 (1850) 97–100,
6 (1850) 121–137 ; Kratko številoslovje. In : SB 2/2 (1851) 168–188
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602