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Salzburg
Salzburg, Wappen nach
Megiser, Sechstes Buch der
Chronik, S. 508
Huni (→ Awaren) zu Hilfe. Die Karantaner ordnen
sich den Baivarii und somit dem fränkischen König
unter. Zwei Geiseln nimmt man nach Salzburg mit :
Cacatius/Carastus/Gorazd, den Sohn des Bo-
rut, und Cheitmarus, den Sohn seines Bruders,
um sie zu Christen zu machen und zu taufen (krištiti).
Beide werden vom Salzburger Priester Lupo auf der
Herreninsel (ecclesia Petena) im → Chiemsee Auua
(slowenische Gedenktafel) ausgebildet und getauft.
Cacatius/Gorazd († 752) ist zwei Jahre dux in
Karantanien. Ihm wird der Salzburger Priester Ma-
ioranus († 752) zur Aufsicht mitgegeben, damit die
karantanischen Slowenen dem Bischofssitz Salzburg
treu bleiben. Nach Gorazd wird Cheitmarus dux.
Bischof → Virgil († 784) wird mehrmals gebeten,
die Karantaner zu besuchen und sie im Glauben zu
stärken in fide firmiter confortare. Man möchte einen
eigenen Bischof. Er schickt → Modestus als Weih-
bischof mit den Priestern Watto, Reginbertus,
Cozharius, Latinus nach → Maria Saal/Gospa
Sveta. Dieser weiht die Kirchen von Maria Saal/Gospa
Sveta, Teurnia (Lurnfeld, St. Peter im Holz/Šentpeter
v lesu, Ingering bei → Seckau (Steiermark) »und viele
andere« neu ein. Man beachte die zahlreichen Patrozi-
nien nach dem hl. Petrus und Laurentius. Beide werden
in den Freisinger Denkmälern als Heilige angerufen.
Gleichzeitig gründet Tassilo das Kloster Molzbichl
(Molec), möglicherweise auch → Millstatt (Milštat/
Milje). Nach Modestus’ Tod bittet Cheitmar den
Salzburger Bischof Virgil erneut, selbst zu kommen.
Virgil kam nie nach Karantanien. Er schickt wegen
der ständigen politisch-religiösen Unruhen → carmula
den (ladinischen) Priester Latinus. Auch der vermö-
genden Kirchen- und Klostergründerin → Hemma
von Gurk († 1045) wurde Jahrhunderte später von
Salzburg kein eigener Bischof gewährt.
Salzburg und Umgebung bleiben, wie aus Personen-
namen im →
Verbrüderungsbuch und aus Ortsnamen
ersichtlich, bis ins 12. Jh. zweisprachig : bairisch und
ladinisch. Da die Salzburger nicht slowenisch sprachen,
musste man sich offenbar mit den → Carantani noch
auf Ladinisch verständigen. Die Karantaner waren teil-
weise selbst slawisierte Ladiner. Alemannen und Baiern
nannten die Ladiner → Walchen, die slawisierten La-
diner in Karantanien → Windische. Wie die Slowenen
die Salzburger und Baiern nannten, ist nicht klar er-
kennbar, möglicherweise nemici. Nach Virgil († 784)
wird ein Teil der Römerprovinz Pannonia superior mit
dem Plattensee, dem Raab-Gebiet, bis zur Mündung der Drau/Drava der Salzburger Diözese angeschlossen :
das gesamte Sprachgebiet der historischen → Slovenia
submersa. 803 kommt Karl der Grosse nach Bai-
varia und in die »Hauptstadt« Salzburg, wo er Erzbi-
schof Arno die Schenkung seines Vaters Pippin für
ewige Zeiten bestätigt. Karl befiehlt dem Erzbischof
wie schon vorher sein Vater Pippin, das Kirchenleben
der partes Sclavorum officio et doctrina zu betreuen. Ein
Theoderich († 821) wird Bischof der Karantaner und
ihrer Nachbarn (confines Carantanorum). In und um die
alten römischen castella gab es zahlreiche alte und neu
entstandene Kirchen (altslowenisch kostel < castellum
»die Kirche«, Ortsname Keszthely am Plattensee) : in der
→ Conversio sind über 13 namentlich erwähnt. Für die
slowenischen Christen werden die wichtigsten Texte für
den Gottesdienst (adhortatio ad poenitentiam, Gebete,
Evangelium und Lesung) übersetzt. Der berühmteste
und älteste Text (in lateinischer Schrift) ist in einem
Freisinger Missionshandbuch erhalten : die → Freisin-
ger Denkmäler. Die älteste erhaltene Abschrift stammt
aus dem 10. Jh., das Original wahrscheinlich aus der
Zeit Virgils (8. Jh.). → Duces und Grenzgrafen comi-
tes verwalten das östliche Nachbargebiet Karantaniens.
Das waren im Dienst des Kaisers : die duces Pribyslav
(Priwizlauga), Semikaz (Cemikas), Stoimir (Ztoimar)
und Otakar (Etgar).
Die Kirchenverwaltung in Karantanien blieb salzbur-
gisch. Im Nachbargebiet (confines) funktionierte sie, bis
(863) quidam graecus → Methodius mit neu erfun-
denen slawischen Buchstaben (→ Glagolica) kam und
die lateinische Sprache der Liturgie abschaffen wollte.
869 kehrt der am Hof → Koceljs, südlich des Plat-
tensees, amtierende Salzburger Erzpriester Rihpaldus
nach St.
Peter zurück. Um 870 entsteht in Salzburg die
berühmte → Conversio, »das Weissbuch der Salzbur-
ger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karanta-
nien und Pannonien«. Kurz darauf kommt Method
(† 885) zweieinhalb Jahre in »Salzburger« Klosterhaft,
literaturüblich ins »schwäbische« Ellwangen, wahr-
scheinlicher aber an den »Salzburger« → Chiemsee.
Erstaunlich ist, dass in der → Methodvita keinerlei
Namen erwähnt sind, weder Salzburg noch Baivaria.
Der bairische König Ludwig heißt korol (nach Ca-
rolus/Karl dem Grossen), die Salzburger Priester
werden nemičiski popy (missverständlich meist übersetzt
als »deutsche Priester«) genannt.
Mit der Ernennung (1072) von Gurk (Krka) zum
zusätzlichen Bischofssitz der Salzburger verliert Maria
Saal/Gospa Sveta an Bedeutung. Noch heute gehört
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602