Page - 1171 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Schaubach, Franc
Franc Schaubach, 1920er-
Jahre ren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina. Während Sch.,
seine Brüder und sein Vater als prononciert slowenisch
galten, waren zwei seiner Schwager als Kandidaten des
Landbundes Bürgermeister von Feistritz/Bistrica bzw.
Vorderberg/Blače. Eine Nichte Sch.s war mit dem Lan-
desrat und (nach 1945) ÖVP-Landeshauptmannstell-
vertreter Hans → Ferlitsch verheiratet.
Bald nach der Übernahme des väterlichen Betriebes
verlagerte sich Sch.s wirtschaftlicher Schwerpunkt zu-
nehmend auf die Landwirtschaft und den Holzhandel.
Im lokalen slowenischen Vereins- und →
Genossen-
schaftswesen trat Sch. vorerst nicht weiter hervor, er
gehörte jedoch neben dem Feistritzer Landwirt und
Holzhändler Josef → Kattnig zu den im Frühjahr
1919 im Raum Spittal internierten Kärntner Slowenen
(→ Internierungen 1919). 1924 wurde S. als Kandidat
der → Koroška slovenska stranka (KSS) [Kärntner slo-
wenische Partei] zum Bürgermeister von Hohenthurn/
Straja vas gewählt, schied aber nach Ablauf der Periode
im Jahr 1928 aus dieser Funktion aus. An seiner Stelle
wurde – ebenfalls als Kandidat der slowenischen Partei –
sein Cousin Johann → Schnabl d. Jüng. (1897–1964)
gewählt. Schaubachs Rückzug aus der Gemeindepo-
litik dürfte im Zusammenhang mit den zunehmenden
wirtschaftlichen Schwierigkeiten gestanden haben, in
die er in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre geraten
war und die zu Beginn der 1930er-Jahre zu schweren
wirtschaftlichen Verlusten und dem Verkauf eines Teil
seines Besitzes führen sollten. Nach dem März 1938
blieb Sch. von den neuen Machthabern unbehelligt.
Quellen : ADG und Pfarrarchiv Göriach/Gorje, Tauf-, Heirats- und
Sterbematriken. Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz/Zahomec),
Mappe Familie Schaubach. Archiv der Agrargemeinschaft Nachbar-
schaft Achomitz/Zahomec.
Lit.: P. Wiesflecker : Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraumes und sei-
ner Menschen. Klagenfurt 2009, 230–231. R. Vospernik : Internierun-
gen von Kärntner Slowenen im Jahr 1919. In : Car. I 197 (2007), 420.
Peter Wiesflecker
Schaubach, Franc (* 3. Dezember 1881 Draschitz/
Drašče [Hohenthurn/Straja vas], † 6. August 1954
Črnomelj), Jurist, Kulturarbeiter.
Nach der utraquistischen Schule in Göriach/Gorje
besuchte S. – Enkel von Johann →
Schnabl d. Ält. –
das Gymnasium in → Villach/Beljak, wo er 1901 als
einziger Kärntner Slowene auch aus dem Fach Slowe-
nisch maturierte. In Wien studierte er Jus (1902–1906).
Da er die erste Staatsprüfung mit Auszeichnung absol-
viert hatte, erhielt er, wie alle Vorzugsschüler, bis zum Ende seines Studiums das Dvořák-Stipendium und
wurde 1908 promoviert. Regelmäßige Korrespondenz
pflegte er zu der kärntnerslowenischen Zeitung → Mir
und hielt Vorträge auf unterschiedlichen Versammlun-
gen. 1904 gründete S. in Zusammenarbeit mit Franc
→ Grafenauer in Achomitz/Zahomec das Katoliško
slovensko izobraževalno društvo → Zila [Katholischer
slowenischer Bildungsverein Zila]. Bei der Grün-
dungssitzung des Ausschusses sang man erstmals in
aller Öffentlichkeit die Hymne des → Gailtals/Ziljska
dolina : Tam, kjer teče bistra Zila [Dort, wo die klare
Gail fließt]. Bereits als Schüler und Student hatte sich
S. für die nationalen Rechte der Kärntner Slowenen
entschieden eingesetzt. Ob des kaiserlichen Geburts-
tags 1904 etwa entfernte er in Göriach/Gorje die deut-
sche Fahne vom Kirchturm und hisste an ihrer statt die
slowenische. In der Kirche selbst forderte er während
der deutschen Verlesung eines Erlasses seine Verlesung
auch auf Slowenisch, weshalb am Gericht in →
Ar-
noldstein/Podklošter eine Untersuchung gegen ihn
eingeleitet wurde. Nachdem er 1906 diplomiert hatte,
wurde er Rechtspraktikant und Auskultant in Klagen-
furt/Celovec. Im Juni 1910 absolvierte er die Richter-
amts-Prüfung und ersuchte um eine Stelle in Kärnten/
Koroška. Als man ihm jedoch wissen ließ, dass er als
Slowene dort nicht angestellt werden könne, suchte er
um eine Anstellung in der Gorenjska (Oberkrain) an.
Per Dekret wurde er zum Bezirksrichter in Črnomelj
ernannt. In der Zeit der → Volksabstimmung war er
Rechtsreferent in → Ferlach/Borovlje, wo er als Redner
bei Versammlungen mitwirkte.
Nach 1920 arbeitete er als Abgeordneter von Bela
krajina (Weißkrain) in Beograd (→ Vertreibung 1920).
Im Juni desselben Jahres ernannte man ihn zum Ge-
richtsrat am Bezirksgericht in Maribor. Als einzigem
Richter in der Štajerska (slowenische Steiermark)
wurde ihm im Dezember 1922 der Sava-Orden des hl.
Sava IV. Ranges verliehen. Von Februar 1927 bis Okto-
ber 1929 war er der letzte Großbürgermeister des Ver-
waltungsgebietes von → Maribor (Mariborska oblast).
S. kämpfte energisch für den Aufbau der slowenischen
Selbstverwaltung und wurde als Bezirksinspektor in
Maribor aufgestellt. Als das Inspektorat 1931 aufgelöst
wurde, ging S. in den Ruhestand. In seiner Amtsperi-
ode als Bürgermeister beteiligte er sich an der Erstel-
lung der Winzer-Ordnung für Maribor, die eine be-
deutende soziale Errungenschaft darstellte. Nachdem
er im März 1932 in Maribor eine Anwaltskanzlei eröff-
nete hatte, machte ihn der Winzerverband (Viničarska
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602