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Schulwesen
Buchcover, Drava Verlag
sei, den Kindern die deutsche Sprache näherzubringen.
Das führte neben den dort zum Teil schlechteren öko-
nomischen Bedingungen dazu, dass im Landesteil, in
dem die slowenische Bevölkerung beheimatet war, das
Elementarschulwesen schlechter entwickelt war als im
übrigen Kärnten/Koroška.
Was die → Schulbücher und die Lehrerbildung für
den Unterricht in slowenischer Sprache betrifft, war
die Lage nicht zufriedenstellend. Es fehlte sowohl an
slowenischen als auch an deutsch-slowenischen Schul-
büchern. Während der für Trivialschullehrer vorgese-
henen kurzen Ausbildungsphase fand die slowenische
Sprache keine Beachtung. Trotz aller Missstände und
Verzögerungen bei der Einführung des Pflichtschulwe-
sens vergrößerte sich jedoch der Anwendungsbereich
der slowenischen Sprache ganz erheblich. Die unum-
gängliche Berücksichtigung der slowenischen Sprache
in der Schule leistete auch einen Beitrag zur Länder
und Mundartgebiete übergreifenden Vereinheitlichung
ihrer schriftlichen Norm. Bis zur Mitte des 19. Jh.s
stellten die Schulbücher neben den für die kirchliche
Sphäre bestimmten Druckwerken die wichtigsten Trä-
ger der slowenischen Schriftsprache dar. Von besonde-
rer Bedeutung war das Klagenfurter → Priesterseminar, von 1811 bis 1859 gemeinsame Institution der Diö-
zesen → Gurk/Krška škofija und → Lavant/Lavan-
tinska škofija. Dort begannen 1821 auf Initiative des
Theologiestudenten Anton →
Slomšek fakultative
Slowenischkurse. Daraus entwickelte sich allmählich
eine wichtige Pflegestätte der slowenischen → Stan-
dardsprache.
1806 kam es zu einer teilweisen Schulreform. Mit
der »Politischen Verfassung der deutschen Schulen in
k. auch k. k. deutschen Erbstaaten« wurde die Schul-
aufsicht der Kirche übertragen. Einige Geistliche (als
Religionslehrer, Ortsschul- oder Schuldistriktsauf-
seher) setzten sich für eine größere Berücksichtigung
der slowenischen Sprache in den Schulen ein. Einige
Beispiele :
– 1807 setzte sich der Propst Adam → Melchior als
Schuldistriktsaufseher in einer Stellungnahme an das
Konsistorium der Diözese Lavant/Lavantinska škofija
dafür ein, dem Unterricht in der slowenischen Sprache
Aufmerksamkeit zu widmen und dafür Sorge zu tragen,
dass Schulbücher in slowenischer Sprache aufgelegt
werden.
– Mathias Mayr (Matija → Majar), damals Kaplan
in Camporosso/Saifnitz/Žabnice im → Val Canale/
Kanaltal/Kanalska dolina, richtete 1843 an das Konsis-
torium der Diözese Gurk/Krška škofija einen Antrag,
den »Schulunterricht auf slowenischen Orten« zu re-
formieren. Er setzte sich für den Elementarunterricht
in der slowenischen → Muttersprache der Kinder ein
und schlug die Einführung von Schulbüchern vor, wie
sie in → Krain/Kranjska vorgeschrieben waren.
– 1845 brachte Anton Slomšek, als damaliger Diö-
zesanschulaufseher der Diözese Lavant/Lavantinska
škofija, im Zusatz zu einer Verordnung der Wiener
Studienhofkommission seine Einstellung zum Aus-
druck, dass die slowenische Sprache als völlig gleich-
rangig mit der deutschen zu betrachten sei.
Die Frage der Unterrichtssprache wurde immer mehr
in Zusammenhang mit Sprachenrechten diskutiert.
1848, als eine Welle von Revolutionen Europa ergriff,
brach die Zeit der nationalpolitischen Forderungen
an (→ Revolutionsjahr 1848). Die slowenische Na-
tionalbewegung begehrte die volle Gleichstellung der
slowenischen Sprache mit der deutschen. »Die slo-
wenische Sprache muss in slowenischen Gegenden
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602