Page - 1198 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Schulwesen
Unterrichtsgegenstand), utraquistische (mit einer Viel-
zahl von Organisationsmustern), deutsch organisierte
(bei Schuleintritt mit Slowenisch als Hilfssprache
und slowenischem Religionsunterricht) und deutsche
Volksschulen.
Von 1919 bis 1920 dauerte die Periode, in welcher
in der Zone A (unter jugoslawischer Verwaltung) ein
Schulwesen mit durchgehend slowenischer Unter-
richtssprache eingerichtet wurde (→ Abstimmungs-
zone). In → Völkermarkt/Velikovec wurden ein Gym-
nasium und eine Lehrerbildungsanstalt gegründet
(→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der
Zone A).
Als Folge des Resultats der Kärntner → Volksab-
stimmung wurden die Slowenen in Kärnten/Koroška
völkerrechtlich eine → Minderheit. Im → Vertrag von
Saint-Germain (1919) wurde die Republik Österreich
verpflichtet, »in den Städten und Bezirken, wo eine
verhältnismäßig beträchtliche Zahl anderssprachiger
als deutscher österreichischer Staatsangehöriger wohnt,
angemessene Erleichterungen (zu) gewähren« (Art.
68). Das Reichsvolksschulgesetz behielt seine Gül-
tigkeit, ebenso die Lehrpläne für die utraquistischen
Volksschulen. Nachdem die jugoslawische Zivilverwal-
tung der Zone A nach der Volksabstimmung ein Ende
fand, verließen viele Lehrerinnen und Lehrer, die in
Diensten der jugoslawischen Schulbehörden standen,
das Land, weil sie keine Chance sahen, ihren Beruf in
Österreich auszuüben (→ Emigration, → Vertreibung
1920). Beide Privatschulen mit slowenischer Unter-
richtssprache nahmen ihre pädagogische Arbeit nicht
wieder auf (→
Narodna šola). Für die slowenischen
Organisationen in Kärnten/Koroška blieb die Unter-
richtssprache die brennendste Frage. So stand sie auch
im Mittelpunkt der Verhandlungen über die → Kul-
turautonomie für die Kärntner Slowenen (1925–1930).
Die Verhandlungen brachten keine Einigung. In den
Jahren des Ständestaates wurden Gespräche über die
Regelung der Schulfrage wieder aufgenommen. Zu die-
sem Zeitpunkt gab es in Kärnten/Koroška nominell 78
utraquistische Volkschulen, von diesen hatten 29 kei-
nen in Slowenisch geprüften Lehrer. Mittels der Per-
sonalpolitik wurde der zweisprachige Unterricht aus-
gehöhlt. 1934 wurde nur an sieben Volksschulen nach
dem Lehrplan von 1891 unterrichtet. Der → »An-
schluss« Österreichs ans Deutsche Reich verhinderte
eine Verbesserung für die Volksgruppe. Im Herbst
1938, zu Beginn des ersten Schuljahres unter natio-
nalsozialistischer Herrschaft, wurde das utraquistische Schulwesen abgeschafft. Deutsch wurde zur alleinigen
Unterrichtssprache.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602