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Slomšek, Anton Martin
Anton Martin Slomšek, von
Peter Markovič, Öl auf Lein-
wand 1928
Zupančič (1785–1833), ein persönlicher Freund Va-
lentin → Vodniks, der seine Schüler dazu ermunterte,
slowenisch zu schreiben. Auf S. hatte Zupančičs Un-
terricht der Literatur und Rhetorik einen bedeutenden
Einfluss, da er beides mit der Praxis des slowenischen
nationalen Erwachens verband (→ Preporod). Nach
Abschluss des Gymnasiums mit ausgezeichnetem Er-
folg inskribierte er einen zweijährigen Lehrgang der
Philosophie am Lyzeum in Ljubljana. Zu dieser Zeit
waren seine Mitschüler France →
Prešeren, Jožef
Burgar, Jurij Grabrijan und zu seinen Bekannten
zählten Ignazij Holzapfel, Jožef Poklukar u. a. Da
S. so rasch wie möglich Priester werden wollte, ging er
nach dem ersten Semester 1920 für einige Monate nach
Senj in der Kvarner-Bucht, weil es dort möglich war, in
einem Jahr zwei philosophische Kurse zu absolvieren.
Nachdem er am Klagenfurter → Priesterseminar auf-
genommen worden war, wurden ihm die zwei Semester
in Senj vom Illyrischen Gubernium in Ljubljana nicht
anerkannt, weshalb er dies am Lyzeum in Klagenfurt/
Celovec nachholen musste. Hier war sein Mathemati-
klehrer Matija → Ahacel, mit dem ihn in der Folge
eine enge Freundschaft verband. Das Gymnasium
schloss er im September 1821 ab. Im November 1821
trat er in das Klagenfurter Priesterseminar als bereits
reife Persönlichkeit ein, er war tiefgläubig, ernsthaft
und schätzte Arbeit und Ordnung. Von Prašnikar
hatte er seinen Eifer für die schulische Erziehung und
die Liebe für die Jugend, Zupančič hatte in ihm die
Liebe für das Slowenische und für die slowenische Kul-
tur erweckt.
Unmittelbar nach Beginn seines Priesteramtsstudi-
ums setzte er sich mit Engagement für das Sloweni-
sche ein und organisierte mit Zuspruch der Leitung
des Priesterseminars auf eigene Initiative alljährliche
slowenische Sprachkurse für zukünftige Seelsorger. Be-
reits 1821 formulierte er in seiner Eröffnungsrede die
Idee eines vereinten Sloweniens (→
Zedinjena Slove-
nija) mit den Worten : O srečni čas, kateri prideš, de bode
v jeziku Slovenstva ena hiša, eden rod, eno Slovenstvo, en
govor ! [Oh glückliche Zeit, die du da kommst, möge in
der Sprache des Slowenentums ein Haus, ein Stamm,
ein Slowenentum, eine Sprache sein !«] Seine Mit-
schüler animierte er slowenische literarische Texte zu
schreiben und machte sich daran, eine slowenische
→ Grammatik unter dem Titel Inbegriff der sloweni-
schen Sprache zu verfassen. Ein Vorhaben, das jedoch
unveröffentlicht blieb, da ihm Fran S. → Metelko die
ersten Fahnen seiner eigenen Grammatik zukommen ließ, wobei er wahrscheinlich seine eigene Grammatik
als Unterrichtsbehelf am Klagenfurter Priesterseminar
verwendete. S. nahm so in Klagenfurt/Celovec freiwillig
eine ähnliche Rolle ein, wie sie Metelko am Lehr-
stuhl am Lyzeum in Ljubljana innehatte, zumal 1822
das Ansuchen, einen ebensolchen Lehrstuhl in Klagen-
furt/Celovec einzurichten, abgewiesen worden war. In
diesen Jahren schrieb S. einige seiner stilistisch voll-
endetsten Gedichte (Slovenstvo ; Drava, slovenska reka ;
Zgodna Denica ; Slovenski raj u. a.).
Aufgrund seiner Ausbildung, seines religiösen Ei-
fers, seiner Strebsamkeit und Initiative zählte S. zu
den herausragendsten Priesterseminaristen, weshalb
die Leitung beschloss, ihm bereits nach Abschluss des
3. Jahrgangs am 8. September 1824 die Priesterweihe
angedeihen zu lassen. Diese verband er mit dem festen
Vorsatz, Sorge für seine → Muttersprache zu tragen
und slowenische Texte zu lesen und zu schreiben.
Am 27. August 1825 wurde S. zum Kaplan in Bi-
zeljsko ernannt und am 3. April 1827 in Nova Cerkev
bei Vojnik, wo er mit großem Engagement sein pas-
torales Amt ausübte, sich der Jugend annahm und für
den geselligen Gesang sorgte, der als »Gabe Gottes«
der moralischen Stärkung dienen sollte. In dieser Zeit
schrieb er eigene Lieder (Zvezda Svetih Treh Kraljev
[Der Stern der hl. drei Könige]), schrieb → Volkslie-
der nieder oder redigierte sie (Veseli hribček, Ognjovar)
und übersetzte und adaptierte mehrere Lieder aus dem
Deutschen (Večernica [Die Abendglocke], Postna pesm
od terplenja Jezusoviga [Lass mich deine Leiden sin-
gen !]).
Am 26. Oktober 1829 wurde S. zum Spiritual des
Klagenfurter Priesterseminars bestellt, was er bis zum
26. Oktober 1838 blieb. Er lehrte Katechese, Pädago-
gik, Liturgie und Kirchengesang (1830 kaufte er auf
eigene Kosten ein Klavier und heuerte einen Klavier-
lehrer an). Sonntags und donnerstags versammelte er
seine Schüler zum Slowenischunterricht und erreichte,
dass das Gurker Ordinariat diese Übungen für seine
Studenten als verpflichtend betrachtete, während das
Lavanter Ordinariat keinen entsprechenden Beschluss
fasste und die Übungen für dessen Studenten unver-
bindlich blieben. Auf dem Programm standen Lesen,
Schreiben, Grammatik und Rhetorik. S. animierte auch
die literarische Tätigkeit. 1832–1835 und 1838 wurde
im Kreis der Priesterseminaristen unter S.s Mentor-
schaft das handschriftlich erscheinende Jahrbuch Pesme
za pokušno [Gedichte zur Kostprobe] mit Gedichten in
verschiedenen Formen bis hin zum Sonett herausge-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602