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Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosephinischer Zeit.
Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in
vorjosephinischer Zeit. Gedruckte Werke in sloweni-
scher Sprache finden sich auf österreichischem Boden
seit Beginn des 15. Jh.s, als kirchliche Texte für Messen
übersetzt wurden. Um 1560 begannen viele protestan-
tische Adlige, die in Wittenberg studierten, slowenisch
zu schreiben, und neben der Uracher Druckerei – 25 %
ihrer Produktion gingen nach Kärnten/Koroška, beson-
ders in den Raum Arnoldstein/Podklošter – entstanden
solche Druckereien auch in Graz und → Ljubljana, die
bereits auch Texte für den katholischen Gottesdienst
druckten. Bald schon begann man Schulbücher in
Lateinisch/Slowenisch/Deutsch herauszugeben. Die
Pfarrschulen für die bäuerliche Bevölkerung hatten
ebenfalls Bedarf an slowenischen Texten. All diese
Werke waren wohl an den ständischen Bibliotheken
in Graz und Klagenfurt/Celovec vorhanden, sie wur-
den an den Ständeschulen verwendet. 1594 kaufte z. B.
die ständische Bibliothek in Klagenfurt/Celovec dem
→
windischen Predikanten Gregor → Faschang für
über 71 fl. Bücher ab ; 1595 soll Rektor → Megiser
die Verlassenschaft des Michael Gotthard → Chris-
tallnig sichten.
Adel und Bürger in den Städten des slowenischen
Sprachraums lasen diese Werke, um sich mit dem
Personal verständigen zu können, und so gab auch
→
Bohorič sein Wörterbuch für »adelige Söhne aus
Steiermark, Kärnten und Krain« heraus (→ Adelsspra-
che, → Windische Ideologie). In diesem Sinne sind
auch die – zahlenmäßig geringen – Texte über Land-
wirtschaft (1582 z. B. eine Übersetzung eines Gesetzes
über Weinbau) bzw. Bergrechte zu verstehen. Es ist
davon auszugehen, dass diese in zahlreichen Adelsbi-
bliotheken vorhanden waren (z. B. finden sich →
Slo-
venica noch heute im Altbestand der Schlossbiblio-
thek Thurn-Valsassina in → Bleiburg/Pliberk oder
der Fideikommissbibliothek der Grafen →
Goëss in
Ebenthal/Žrelec). Es gab allerdings kaum Mäzene für
slowenische Texte, daher blieb der Druck solcher für
den Verleger ein großes Risiko und die Werke wurden
kaum in die Bibliotheken integriert.
Mit Einsetzen der →
Gegenreformation begann ei-
nerseits die Vernichtung protestantischer Texte : 1618
wurden Bücher verbrannt, 1625/28 weitere durch eine
Reformations-Kommission liquidiert. Weitere Verluste
brachte der große Stadtbrand in Klagenfurt/Celovec
1632.
Andererseits baute man kirchlicherseits sehr wohl
aufgrund der vorhandenen Übersetzungen eigene Werke auf, und bereits um 1600 bedienten sich die
→ Jesuiten bei der Seelsorge des Slowenischen. Pro-
testantische Bestände wurden überklebt und der Jesu-
itenbibliothek einverleibt (C. Herzog, 1996 : 4) ; auch
weltliche Schriften (Schuldscheine, Dekrete) wurden
ins Slowenische übersetzt. Im 18. Jahrhundert wurden
verstärkt Texte für die Seelsorge (die Predigten Basars
u. Ä.) gedruckt, auch Megisers Wörterbuch neu auf-
gelegt. Ältere Werke kursierten vor allem bei den Ge-
heimprotestanten im Raum → Arnoldstein/Podklošter
(→ Protestantismus).
Etwas größeren Stellenwert bekam das Slowenische
in Klagenfurt/Celovec, als die Kandidaten des Alum-
nates Slowenisch lernen mussten (belegt 1755), und ab
Mitte des 18. Jh.s wurde die Produktion slowenischer
Drucke verstärkt. Gleichzeitig tauchten die ersten
Volkspoeten (bukovniki) auf, deren Werke aber kaum in
größere Bibliotheken gelangten (→
Bukovništvo).
Mit der josephinischen Klosterreform erging die
Weisung, »Bücher von minderem Wert« zu veräußern.
Die Bücherverzeichnisse sind größtenteils unauffindbar
und, so vorhanden, in ziemlicher Eile angefertigt und
somit unvollständig. Es gibt allerdings immer wieder
Notizen über Bestände in den Mönchszellen, die die
Zahl der Werke angeben, die für den eigenen Gebrauch
bestimmt sind. Man kann davon ausgehen, dass es sich
dabei um zahlreiche Slovenica handelt, da diese ja für
die Seelsorge gebraucht wurden, aber in den offiziel-
len Verzeichnissen z. B. des Jesuitenkollegs in Klagen-
furt/Celovec nicht aufscheinen. Ähnlich könnte es sich
mit den 97 »libri prohibiti« verhalten. Auch war es den
örtlichen Pfarrern erlaubt, für Priesterschaft und Chor-
knaben nötige Bücher zu entnehmen.
Die slowenischen Werke aus protestantischer Zeit
werden heute in der Bibliothek des Evangelischen Di-
özesanmuseums in Fresach (Breze) gesammelt. In die-
ser Gegend wurden noch bis zum Ende des 19. Jh.s
Hausandachten unter Benützung der Schriften und
Bücher der Protestanten abgehalten. Die große Zahl
der Protestantica in der Grazer Kollegiumsbibliothek
lässt darauf schließen, dass diese im Zuge der Gegenre-
formation gesammelt wurden.
Der Bibliotheksbestand der Jesuiten-Außenstelle
→ Millstatt (Milštat) war schon im 16. Jh. z. T. nach Graz
überführt worden. Der Bestand des Klosters → Ossiach
(Osoje) soll durch Bauern, die mit dem Transport der
immerhin 4.000–5.000 Werke nach Klagenfurt/Celo-
vec beauftragt waren, in den Ossiacher See »entsorgt«
worden sein. In der Bischöflichen Gurker Mensalbib-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602