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Steiermark
Experimentalphysiker. Die bedeutendsten Leistun-
gen vollbrachte S. jedoch als Experimentalphysiker, der
am Vorabend des Zeitalters der Quantenphysik gewirkt
hat. Heutigen Physikern ist er noch immer als äußerst
geschickter Experimentator bekannt, und zusammen
mit seinem Schüler Ludwig Boltzmann gilt er als
einer der Wegbereiter der modernen Physik.
Während S. als 21-jähriger Student der Mathema-
tik und der Physik noch gelegentlich Gedichte schrieb,
merkte er in seinem Tagebuch an, dass seine Begeis-
terung für die Naturwissenschaften bereits seit langer
Zeit in ihm lodere und schon früher geweckt worden
war als sein Interesse an der Dichtung.
Vom Lehrbetrieb an der Universität war S. eher wenig
angetan. Er suchte immer auch seinen eigenen Zugang
zum Studienfach, den er befriedigender fand als das Er-
lernen des geforderten Prüfungsstoffes. Seine besonde-
ren Fähigkeiten als Lehrer dürften wohl in dieser Bega-
bung begründet sein und haben als Gegenbeispiel zum
Dickicht aus Verbindungsstudenten, alten Herren und
unfähigen Professoren noch knapp ein Jahrzehnt nach
seinem Tod in einer Zuschrift an die Fackel Erwähnung
gefunden.
Nach dem Studienabschluss, gefolgt von einer kurz-
zeitigen Anstellung als Lehrer an einer Oberrealschule,
hat S. eine beeindruckende Karriere gemacht : 1860
korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wis-
senschaften, 1863 Professor am Institut für Experi-
mentalphysik, 1865 Auszeichnung mit dem ersten
Ignaz-Lieben-Preis für die beste Forschungs-Arbeit
der letzten drei Jahre, 1869/1870 Dekan der philoso-
phischen Fakultät, 1875/1885 Sekretär der mathema-
tisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie
der Wissenschaften, 1876/1877 Rektor der Universität
und 1885 stellvertretender Präsident der Akademie der
Wissenschaften. Sein Arbeitsgebiet umfasste die Optik,
die Akustik, den Elektromagnetismus, die kinetische
Gastheorie, die Hydrodynamik, die Theorie der Wär-
mestrahlung, die Theorie der Gasdiffusion und Expe-
rimente zur Wärmeleitung in Gasen. Nebenbei hat er
auch etliche populärwissenschaftliche Artikel verfasst.
Mit seinem »Dia-Thermometer« zur Bestimmung
der Wärmeleitfähigkeit in Gasen (1872) erregt S. auch
heute noch Bewunderung. Sein Messergebnis für die
Wärmeleitfähigkeit der Luft weicht vom heutigen Wert
um etwa 3 % ab. In weiterer Folge hat S. auch die Un-
abhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit vom Gasdruck
und somit eine wichtige Implikation der kinetischen
Gastheorie experimentell bestätigt. In seiner Abhandlung »Über die Beziehung zwi-
schen der Wärmestrahlung und der Temperatur«
(1879) hat S. in den Messungen des englischen Phy-
sikers John Tyndall einen erstaunlich einfachen Zu-
sammenhang zwischen der absoluten Temperatur (T)
und dem Wärmefluss (j) entdeckt, j ~ T4, den Ludwig
Boltzmann (1884) im Rahmen der Thermodynamik
theoretisch herleiten konnte. Das Stefan-Boltz-
mann-Gesetz hat am Beginn des 20. Jh.s im Rahmen
der Quantenmechanik seine natürliche Einbettung ge-
funden.
Wissenschaftliche Werke : Untersuchungen über die Wärmeleitung
in Gasen. In : Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaft-
lichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 65
(Wien 1872) 45–69 ; Über die Beziehung zwischen der Wärmestrahlung
und der Temperatur. In : Sitzungsberichte der mathematisch-natur-
wissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften, Bd. 79 (Wien 1879) 391–428.
Josef Strauss
Lit.: SBL ; ES. – L. Boltzmann : Ableitung des Stefan’schen Gesetzes,
betreffend die Abhängigkeit der Wärmestrahlung von der Tempera-
tur aus der electromagnetischen Lichttheorie. In : Annalen der Physik
und Chemie, Bd. 22 (1884) 291–294 ; K. Kraus : Die Fackel, Bd. 32
(1900) 12–13 ; L. Čermelj : Josip Stefan. Življenje in delo velikega fizika.
Ljubljana 1950 ; S. Sitar : Jožef Stefan pesnik in fizik. Ljubljana 1993 ;
N. Ottowitz : Jožef Štefan. Klagenfurt/Celovec 2010 ; J. C. Crepeau
(Ed.) : Jožef Stefan : His Scientific Legacy on the 175th Anniversary of His
Birth. Moscow, Idaho 2013 (Digitalisat).
Stefan, Jožef (* 1945), akademischer Maler, → Bild-
stock.
Steharnik, Ferdinand (Laiendarsteller, Kulturaktivist),
→ Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/
Libeliče : Kulturarbeit seit 1882.
Steharnik, Josef (»Joška«), vulgo Lukner (lokale In-
formantin), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und
Leifling/Libeliče : Kulturarbeit seit 1882.
Steiermark (avstrijska Štajerska), vgl. Sachlemmata :
→ Graz ; →
Karantanische Mark ; → Sprachgrenze ;
→ Steirische Slowenen – Slowenen in der österrei-
chischen Steiermark in der Ersten Republik ; → To-
ponyme, karantanisch-slowenische in der Steier-
mark ; ausgewählte Personenlemmata : → Czoernig,
Carl Ritter von ; → Herberstein, Karl Johann von ;
→ Hauptmann, Ljubmil ; → Satori, Franz.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602