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Štrekelj, Karel
nologie und Morphologie seines Heimatdialektes und
sammelte umfangreiches Material zu den Betonungs-
verhältnissen, das posthum 1924 publiziert wurde. Den
Schwerpunkt seiner sprachwissenschaftlichen Arbeit
legte er auf die Lexik und Etymologie. Beiträge dazu
publizierte er im → Ljubljanski zvon und bei der Slo-
venska matica. Etymologischen Studien zur slawischen
Wortkunde, den Fremd- und Lehnwörtern in allen
slawischen Sprachen, widmete Š. besondere Aufmerk-
samkeit, z. B. Beiträge zur slavischen Fremdwörterkunde
(Archiv für slavische Philologie [1890] 451–474 ; [1892]
512–555) oder Zur slavischen Lehnwörterkunde (Wien
1904). Er untersuchte auch die slawischen Lehnwör-
ter in anderen Sprachen, so z. B. Zur Kenntnis der sla-
vischen Elemente im italienischen Wortschatze (Archiv für
slavische Philologie [1904] 407–436) ; Slovanski elementi
v besednem zakladu štajerskih Nemcev (Časopis za zgodo-
vino in narodopisje [1908] 38–103 ; [1909] 115–128). Er
deutete die Etymologien der Ortsnamen des deutschen
und des slowenischen Teiles der Steiermark (Časopis za
zgodovino in narodopisje [1904] 70–89 ; [1906] 41–64).
Die slawische Etymologie bereicherte Š. mit vielen
neuen Erklärungen, Ergänzungen und Korrekturen.
Viele seiner Beiträge galten auch der Phonetik, Mor-
phologie, Syntax und Semantik der slawischen Spra-
chen. Posthum erschien seine Historična slovnica slo-
venskega jezika, Zagreb 1922, JAZU und Prevalje 1922,
→
Mohorjeva. Š. verteidigte die Ortografie von Fran
→
Levec und verwies dessen Gegner auf den Platz.
Er edierte glagolitische Dokumente, für die Enciklo-
pedija slavjanskoj filologii von Vatroslav Jagić verfasste
er die meisten Kapitel über das Slowenische und über
die slawischen Elemente in den romanischen Spra-
chen. Der Tod entriss ihm die Feder. Š.s Interesse für
die Ethnologie wird angesichts der Themen seiner Vor-
lesungen an der Universität in Graz offenkundig : Sla-
vische Altertümer (1886/87) und Slavische Ethnographie
(1887/88). Auf dem Gebiet der Ethnologie setzte Š.
neue Maßstäbe als Redakteur der slowenischen Volks-
lieder und des slowenischen Teiles der Österreichischen
Volkslieder mit Melodien. Dabei trug er außergewöhn-
lich interessantes Material zusammen, nicht nur Lieder,
sondern auch Volkserzählungen, Sprichwörter, Rätsel,
Aberglaube, Beschwörungsformeln, Schimpfwörter,
Bräuche, Texte über Bauernarbeit u. Ä. m. Diese Ma-
terialien werden vom Inštitut za slovensko narodopisje
ZRC SAZU (Institut für slowenische Ethnographie
ZRC SAZU) aufbewahrt. Š. hat für die Ausgabe der
Slovenske narodne pesmi eine neue kritische Methode entwickelt, so dass sie auch im europäischen Maßstab
überragend sind. Er veränderte die Texte nicht, sondern
publizierte sie genau nach der Vorlage, vermerkte die
Jahreszahl der Aufzeichnung, den Aufzeichner und
den Sänger. Seine Klassifizierung der Lieder ist mit
einigen späteren Ergänzungen bis heute gültig geblie-
ben. Er publizierte auch Varianten und bereicherte die
Ausgabe durch zahlreiche wissenschaftliche Anmer-
kungn. Im Archiv für slavische Philologie veröffentlichte
er kürzere Beiträge aus dem Bereich der Volksliteratur :
z. B. Zur Alexiuslegende (1887, 1888), Zum Volksglauben,
dass unsere Erde auf einem Fisch ruhe (1890), Zur Lite-
ratur über die Koleda bei den Slowenen (1895), Helmold’s
Zcerneboch im angelsächsischen Olymp (1904). Š. betreute
Števan Kühar und Ivan Šašelj bei der Herausgabe
der mündlich überlieferten gesammelten Materialen
und bereicherte ihre Arbeit mit Anmerkungen. Im ge-
samten Werk von Š. spiegelt sich die Wiener slawisti-
sche Schule von Franz → Miklosich, dessen Schüler
er war. Š. hat auf dem Gebiet der sprachlichen Inter-
ferenzen weitergearbeitet und hat die ethnografischen
Ansätze Miklosichs durch seine grandiose vierbän-
dige Ausgabe der slowenischen Volkslieder gekrönt.
Mit seiner historischen Grammatik der slowenischen
Sprache hat er ein weiteres Desideratum Miklosichs
verwirklicht. In Miklosichs Leben war er sein letz-
ter wissenschaftlicher Korrespondent und Freund. Von
den 16 erhaltenen Briefen zwischen Miklosich und
Š. sind jene, die sich mit seiner Habilitationsschrift be-
fassen, die veranschaulichen, wie sicher er seiner selbst
war und wie argumentiert er Kürzungen ablehnte (Br.
565, 570, 573 in Miklosich’s Briefwechsel mit den Südsla-
ven). Zehn Briefe fallen in das letzte Lebensjahr Mik-
losichs. Am 19. Februar 1891 schreibt ihm dieser aus
Purkersdorf und fragt, ob er den gewünschten Band der
Vergleichenden Grammatik erhalten habe, am 21. Februar
1891 antwortet Š., am 3. März. 1891 starb Miklosich.
Quellen : Glasbenonarodopisni inštitut, ZRC SAZU [gesammeltes
Material für Avstrijske narodne pesmi] ; Inštitut za slovensko naro-
dopisje [gesammeltes Erzählmaterial] ; Inst. f. Slawistik, K.-Fr.-Univ.
Graz ; K. Sturm-Schnabl : Miklosich’s Breifwechsel mit den Südslaven –
Miklošičeva korespondenca z Južnimi Slovani. Maribor 1991.
Werke : Morphologie des Görzer Mittelkarstdialektes mit besonderer
Berücksichtigung der Betonungsverhältnisse. Sitzungsberichte der kais.
Akademie 113 (1886) 377–496. Als Buch Wien 1887 ; Beiträge
zur Slavischen Fremdwörterkunde. In : AslP 12 (1889) 451–471 ; 14
(1892) ; Iz besednega zaklada narodovega. In : LMS. Ljubljana (1892)
1–50 ; Slovenske narodne pesmi. Ljubljana 1895–1923 ; O Levčevem
slovenskem pravopisu in njega kritikah. In : Slovenec 28 (1900) ; 29
(1901) ; Ein spätglagolisches Predigtfragment. In : AslP 13 (1891)
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602