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Terminologie
Benko, Koletnik, vrt in
sadovnjak Union Inter-Active Terminology for Europe (IATE) die
mehrsprachige Referenzquelle dar.
Historischer Überblick über die Entwicklung
der slowenischen Terminologie. Im Rahmen der
slowenischen → Kulturgeschichte bildet in histo-
rischer Perspektive die Übernahme der christlichen
→ Terminologie eine frühe Phase der Rezeption und
→ Inkulturation neuer religiöser und gesellschaftli-
cher Konzepte. Der → Protestantismus und die da-
mit einhergehende übersetzerische und publizistische
Tätigkeit etwa von P. → Trubar und J. → Dalma-
tin erforderten die Schaffung einer kohärenten T.,
um nicht zuletzt in der → Dalmatinbibel einheitlich
verwendet werden zu können. Wie erfolgreich die-
ses sprachlich-terminologische Wirken war, beweist
die Tatsache, dass die so geschaffene Schriftsprache
maßgebend für die Ausformung der slowenischen
Standardsprache des slowenischen Sprachraums war.
Die Berücksichtigung des Slowenischen in vierspra-
chigen Wörterbuch Dictionarium quatuor linguarum
von H. → Megiser 1592 und 1608 spiegelt insbeson-
dere dessen damalige gesellschaftliche Stellung wider,
wie sie auch in der → Windischen Ideologie jener Zeit
zum Ausdruck kommt (vgl. dazu auch → Adelsspra-
che). Im Rahmen der → Aufklärung und der mit ihr
einhergehenden Wiedergeburtsbewegung → prepo-
rod erfährt die Lexikografie und mit ihr die T. einen
neuen Aufschwung. So sammelte S. → Zois die be-
deutendsten slowenischen Wissenschaftler und Den-
ker im sog. Zoisov krog [Zois-Kreis] um sich. Die von
einzelnen Autoren erarbeiteten Termini werden in den
allgemeinen Lexika von → Pohlin, → Gutsmann
und im Manuskript von → Vodnik berücksichtigt. In
diesen wurde einerseits bestehendes Wortgut reperto-
riert, andererseits neues geschaffen bzw. definiert. Das
Wirken von Vodnik ist auch als Ausdruck der neuen
staatlichen Funktion des Slowenischen im Rahmen
der → Illyrischen Provinzen. Einen wichtigen Beitrag
zur Festigung und Vulgarisierung einer einheitlichen
slowenischen T. leistete auch die Zeitung Kmetijske in
rokodelske novice (kurz Novice) von Janez → Bleiweis,
die zwischen 1843 und 1902 erschien. Mit der verfas-
sungsrechtlichen Neuordnung des Staates durch die
→ Oktroyierte Märzverfassung, der darin verbrieften
Gleichberechtigung der konstitutiven Völker und der
damit einhergehenden mehrsprachigen Herausgabe
des → Reichsgesetzblattes und der → Landesgesetz-
blätter in 10 → Landessprachen wurde die rechtliche
Grundlage geschaffen, die Rechtsterminologie und die Rechtssprache zu entwickeln und teilweise neu
zu schaffen. Unter der Leitung von Pavel → šáfárik
von und für die südslawische Sprachgengruppe Franz
→ Miklosich/Miklošič wurde diese Aufgabe 1853
in der Juridisch-politischen Terminologie für die slavi-
schen Sprachen Österreichs verwirklicht. Damit erhiel-
ten verstärkt fachsprachliche Aspekte Eingang in die
slowenische Lexikografie, so in →
Cigales Deutsch-
slowenischem Wörterbuch 1860 oder in den Wörterbü-
chern des Kärntners Anton → Janežič. Unter den
Übersetzern des Kärntner Landesgesetzblattes findet
sich der Kärntner Karel →
Robida. Mit der Grün-
dung der Slovenska Matica [Slowenische Gesellschaft
für Wissenschaft und Kultur] 1864 wurde ein zumin-
dest privatrechtlicher Rahmen für eine strukturierte
Terminologiewissenschaft geschaffen, da sie als Verein
Funktionen der erst 1919 im Ersten → Jugoslawien
gegründeten slowenischen Universität in →
Ljubljana
und der 1938 gegründeten Slovenska akademija zna-
nosti in umetnosti (SAZU) [Slowenische Akademie der
Wissenschaften] vorwegnahm. Die Bemühungen für
die Erstellung einer umfassenden slowenischen wis-
senschaftlichen T. gipfelte zunächst 1880 in der Her-
ausgabe der Znanstvena terminologija s posebnim ozirom
na srednja učilišča [Wissenschaftliche Terminologie
mit besonderer Berücksichtigung der Mittelschulen].
Cigale vertrat dabei die Ansicht, dass die sloweni-
sche T. einerseits internationale (griechisch/lateini-
sche) Begriffe übernehmen sollte und dass andererseits
Neuschöpfungen in Anlehnung an andere slawische
Sprachen geschaffen werden sollten. Für die Zeit der
ausklingenden Monarchie ist insgesamt die Bedeu-
tung der → Publizistik charakteristisch (etwa der
→ Ljubljanski zvon) sowie andererseits die Tatsache,
dass sich die T. noch stark bzw. fast ausschließlich am
Deutschen orientierte. 1884 entstand so die Nemško-
slovenska pravna terminologija [Deutsch-slowenische
Rechtsterminologie].
Terminologie im kärntnerslowenischen Kontext.
Im Hinblick auf die T. im → Slowenischen in Kärnten/
Koroška ist relevant, dass die grundlegenden gesell-
schaftspolitischen Unterschiede nach dem Zweiten
Weltkrieg zwischen Österreich und → Jugoslawien
(ebenso wie in Italien) Auswirkungen auf die Sprache
und den terminologischen Sprachgebrauch hatten und
dabei insbesondere auf die Rechts- und Wirtschafts-
sprache, aber auch auf andere Fachsprachen wie jene
der staatlichen Verwaltung, des Schulwesens, des Mi-
litärwesens u. a. m. Die spezifische slowenische Rechts-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602