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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Page - 1348 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž

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1348 Terminologie, christliche wenischen Karantaner begann und viele Kirchen neu weihte und neue St.  Peter- und St.  Rupert-Kirchen erbaute (→  Bagoaria). Die Mission bestand meist aus einer Erneuerung des bestehenden Christentums und einer administrativen Neuorientierung wegen der ver- änderten politischen und sprachlichen Situation. Die einheimische ladinische Bevölkerung war schon christ- lich, nicht die slowenische. Salzburg schickte Priester mit auffällig ladinischen Namen. Es gab Kirchen und Bischöfe in der colonia Teurnia (Liburnia, locus Lurna, Lurnfeld, heute St.  Peter im Holz [Šentpeter v lesu]), in Aguntum (ecclesia in monte Lovant bei Lienz) und bei Virunum 1 (Magdalensberg/Štalenska gora) und Viru- num 2 (am →  Zollfeld/Gosposvetsko polje in →  Ma- ria Saal/Gospa Sveta), wo der Salzburger Ladiner →  Modestus als Bischof wirkte. Turbulenzen waren im 8. Jh. durch die noch immer »heidnischen« pagani gentiles der Oberschicht (→  Edlinger/kosezi, →  Car- mula) entstanden, die die Annahme des Christentums ablehnten. Manche schon christliche Slowenen hatten das Christentum von den ladinischen Einheimischen direkt übernommen. Da auch Salzburg/Baivaria ladinisch war, war die christliche Erneuerung unter der Devise in fide fortiter confirmare leichter durchzusetzen. Die Reste der alten awarisch/slawischen Oberschicht mussten gewonnen werden (→  Awaren). Das geschah, vom Salzburger Bischof →  Virgil geplant und vom Karantaner dux Borut (→  duces Carantanorum) gewünscht, durch die Erziehung zum Christentum (more christiano nutrire et christianum facere) der dux-Nachfolger Karastus/ Gorazd und Cheitmar im Salzburger »Westbis- tum« →  Chiemsee durch den ladinischen Salzburger Presbyter Lupo. Mehrere Awaren/Slawen der Ober- schicht ließen sich taufen und hatten fortan christliche Taufnamen Abraham, Theodor, Deodatus, Iosephus. In der Gründungsurkunde (Tassilo 769) von →  Innichen heißt es programmatisch : propter incredulam generati- onem sclauuanorum ad tramitem veritatis deducendam. Als Kyrill und →  Method 863 in die pannonische Nachbarschaft Karantaniens in die Burg des Fürsten →  Kocelj (lat. Chozilo) nach Mosapurk/Zalavár am südlichen Plattensee kamen, fanden sie ein schon 100 Jahre funktionierendes »Salzburger« Christentum in la- teinischer und slawisch/slowenischer Form vor. Von Karantanien und Pannonien breitete sich die christliche Terminologie der Slowenen im Norden und Südosten aus. Auf dem »Nordweg« über Salz- burg, Passau, Freising, Regensburg, Prag, Krakau – auf dem »Südweg« durch Method und seine Mitarbei- ter (→  Methodvita) über Bulgarien und von dort nach Kiew und Russland. Einen Sonderweg ging das gla- golitische Schrifttum in Istrien und Dalmatien : Die einzige Region, wo sich die →  Glagolica Kyrills bis heute erhalten hat. Die →  pannonische Theorie →  Ko- pitars und →  Miklosichs muss aufgrund heutiger Quellenkenntnis zugunsten Karantaniens korrigiert werden. In Karantanien entstand eine eigene →  karata- nerslowenische Kirchensprache mit ladinischen und bairischen Elementen. Texte in dieser Sprache sind die →  Freisinger Denkmäler. Wichtig für die Glaubens- pflege der alten und neuen Christen waren die Sünden- und Glaubensbekenntnisse (adhortationes, confessiones) und Gebete wie das Paternoster/oče naš. Dieses und einige Gebetsformeln wie »in nomine patris et filii et spiritus sancti«/u ime oca i sina i svetoga duha, oder in saecula saeculorum/v veki vekov sind noch heute allen Slawen vertraut. Die »christlichen« Namen der Wochentage, eine eigenartige Mischung aus Lateinisch, Ladinisch und Bairisch (→  Sprachmischung), sind fast unverändert bis heute in allen slawischen Sprachen erhalten. Der Sonntag dies dominica ist ladinisch dies natalis, karan- tanerslowenisch nedel/nedelja, der Montag (der Tag da- nach) ponedeljek »Nachsonntag«. Der Dienstag wieder lateinischen nach dem Beginn der Woche mit Montag, der 2. Tag feria secunda/(v)torek, der bairische Mittwoch wird übersetzt als sreda, der Donnerstag als 4. Tag feria quarta/četrtek, der Freitag als 5. feria quinta/petek. Der Samstag wieder sobota »Sabbat«. Weitere ladinische Entlehnungen aus dem kirchlichen Bereich sind : con- mater und/oder conpatra > kmotra »Taufpatin«, conpa- ter > botr »Taufpate«, calendae > koleda »Weihnachten«, pentecosta > binkošti »Pfingsten«, crucem > križ »das Kreuz«, altare > oltar »Altar«, missa > miša »Messe«, cristus > krišt (christianum facere »zum Christen ma- chen« > taufen krištiti/krstiti), sanctus > šent (sanctus Michael/šent Mihel, Šmihel), castellum > kostel »Kir- che« (neben bairisch kiricha > cirika/crka), monachus > mnih »Mönch«, abbatem > opat »Abt«, episcopus > biškup »Bischof«, paganus > pogan »der Heide«, radius > raj »Paradies«. Das karantanerslowenische Wort vi- sond steht für »Kommunion« (< visitandum von visi- tare). Im Bairischen wird noch heute weissad, weissadn gehen »das neugeborene Kind besichtigen« verwendet. Eigenartig ist der Begriff pekel für die »Hölle«, den es auch in kärntnerbairischen Dialekten gab. Er könnte
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
3 : PO - Ž
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
566
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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