Page - 1358 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Toman, Aleksander
valno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer
Bildungsverein in Radsberg].
Toman, Aleksander (Publizist, Kulturaktivist), →
Mlada
Jugoslavija [Junges Jugoslawien].
Toman, Lovro (Ps. Kamnogorski, * 10. August 1827
Kamna Gorica [Radovljica, Gorenjska], † 15. August
1870 Wien), Schriftsteller, Jurist, Politiker, Kulturar-
beiter.
T. studierte Jus in Wien und Graz, wo er 1852 pro-
movierte. Zunächst arbeitete er in Kranj und lernte
bald Josipina → Turnograjska kennen. Nach der
Eheschließung 1853 zog das Paar nach Graz, aller-
dings verstarb T.s Gattin bereits ein Jahr später und T.
kehrte in seine Heimat zurück. Er arbeitete ab 1856
als Advokat und ging 1861 in die Politik. 1861–1870
war er Krainer Landtagsabgeordneter und wurde in
den Reichsrat entsandt, wo er sich entschieden für die
Gleichberechtigung der Slowenen einsetzte, v. a. in
sprachpolitischen Belangen. Er wandte sich zunächst
gegen eine dualistische Einteilung der Monarchie, die
den politischen Bestrebungen der Slowenen nach mehr
Autonomie widersprach, stimmte ihr später jedoch zu,
da die slowenischen Abgeordneten sehr zum Miss-
fallen der slowenischen Bevölkerung (→ Tabor) eine
»konformistische« »Realpolitik« einschlugen. T. war
national-konservativ geprägt (→
staroslovenci), ver-
kehrte im Kreis um Janez → Bleiweis und war ein
aktives Mitglied des Wiener Vereins → Slovenija. Er
war Mitbegründer, zwischen 1865–1868 der erste Prä-
sident sowie Gönner der →
Slovenska Matica [Slowe-
nische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur]. Er
engagierte sich im Wirtschaftssektor, wurde Sekretär
der Wirtschaftsinstitution Trgovska in obrtna zbornica
za Kranjsko [Handels- und Gewerbekammer für Krain]
und erhielt die Konzession für den Ausbau der Eisen-
bahnlinie Ljubljana–Travisio/Tarvis/Trbiž, woran er
gut verdiente.
In T.s heimatliebender Poesie manifestierte sich der
Geist des Nationenfrühlings (→ Preporod). Er publi-
zierte u. a. in den Zeitschriften → Slovenska bčela, No-
vice, Zgodnja Danica und Zora und gab 1849 seinen
einzigen Gedichtband Glasi domorodni [Einheimische
Stimmen] heraus (→ Publizistik). Im Zuge der Ab-
schaffung der Zensur (→ Revolutionsjahr 1848) war
T. der Autor des ersten unzensurierten slowenischen
Buches. Während der Zeit des Neoabsolutismus ver-
lieh er dem kulturellen Leben der Slowenen stets neue Impulse, initiierte die Aufstellung des Prešeren-
Denkmals und die Gedenkfeier zum 100. Geburtstag
Valentin → Vodniks und wirkte auf diese Weise einer
kulturellen Stagnation entgegen.
Werke : Glasi domorodni. V Ljubljani 1849.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – K. Glaser : Zgodovina slovenskega slovstva, 3.
[Ljubljana] 1896, 78–80 ; ZSS II (1959) 192 ; M. Vasilij : Začetki slo-
venskega političnega življenja in Lovro Toman. In : Kroparski zbornik,
ob 100-letnici plamena (1894–1994). Kropa, Radovljica 1995, 195–
167 ; P. Kočar : Lovro Toman, poslanec v dunajskem državnem zboru
(magistrsko delo). Ljubljana 2004.
Maja Francé
Tomasch, Maria (Marija Tomaž, * 29. September 1889
Kohldorf/Voglje [Pfarre St. Kanzian am Klopeiner See/
Škocijan v Podjuni, heute Gemeinde Eberndorf/Do-
brla vas], † 22. Juli 1943 Berlin Plötzensee), Schneide-
rin, Emigrantin, Wirtin und Spionin.
Marija Tomaž wanderte 1907 gemeinsam mit Mut-
ter und Schwester nach Argentinien aus (→ Emigra-
tion). 1920 kam sie zurück nach Wien, wo sie zunächst
ein Café betrieb. Wenig später übernahm sie am Wör-
thersee/Vrbsko jezero eine Pension. 1929 musste sie
allerdings Konkurs anmelden. In der Folge arbeitete sie
in Klagenfurt/Celovec wieder in ihrem erlernten Beruf
als Schneiderin.
Im Sommer 1940 lernte sie Emil Wedam (* 17.
November 1892, † 22. Juli 1943) kennen. Dieser war,
obwohl gebürtiger Niederösterreicher, als Kanaltaler
Optant im Mai 1940 nach Kärnten/Koroška gekom-
men und bekam aufgrund seiner Sprachkenntnisse eine
Stelle als Dolmetsch im Wehrmachtsarchiv in Klagen-
furt/Celovec (→ Kanaltal/Val Canale/Kanalska do-
lina). Seine Dienststelle war eine getarnte Leitstelle des
Deutschen Nachrichtendienstes. T. und Emil Wedam
waren beide mit dem herrschenden politischen System
nicht einverstanden und beschlossen zu handeln.
Ab Frühherbst 1940 informierte T. Funktionäre der
Kärntnerslowenischen Kultureinrichtungen regelmä-
ßig von geplanten Abhöraktionen durch die Gestapo
in ihrem Stammlokal. Die Hinweise dazu erhielt sie
von Wedam. Später nahm T. auch Kontakt zum ju-
goslawischen Generalkonsul Stojaković auf. Ihre von
Wedam aufbereiteten Informationen führten zur Auf-
deckung einer deutschen Agentin im jugoslawischen
Konsulat in Graz und diverser Mitarbeiter und Mit-
arbeiterinnen des deutschen Nachrichtendienstes in
→ Jugoslawien. Sie berichtete weiters von Geheimsen-
dern der Deutschen, eingesetzten Brieftauben und der
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602