Page - 1407 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Image of the Page - 1407 -
Text of the Page - 1407 -
1407
Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška
den deutschsprachigen Landesteil zu erwirken. 34 slo-
wenische Priester sollten in den Nordteil des Landes
versetzt werden, wobei sie beim Treffen mit Andreas
→
Rohracher, dem Kapitularvikar, ihre Präferenzen
angeben konnten (so etwa der hic loco erfasste Viktor
→
Ruprecht). Ein Verzeichnis der Gestapo führt am
26. April 1941 insgesamt 33 inhaftierte slowenische
Seelsorger an.
Zu den ersten Inhaftierten nach dem Überfall auf
Jugoslawien zählt Janez → Hornböck, der am 11. Ap-
ril 1941 im besetzten Jugoslawien verhaftet und am 21.
Juli 1941 ins KZ Dachau verschleppt wurde, wo er am
6. August 1942 an den Haftfolgen verstarb. Im Laufe
des Krieges wurden noch weitere slowenische Priester
in KZ-Haft verbracht. Josef Verhniak (geb. 16. März
1892 in Prevalje) war laut Tropper »[i]n Haft ab
Herbst 1942, Haftgrund unbekannt, der Literatur nach
›als Slowenenpfarrer politisch verdächtig‹«. Laut Fried
war er im KZ Dachau inhaftiert. Jožef/Josef → Dro-
biunig (geb. 7. November 1899 in Zell/Selo, Pfarre
Gurnitz/Podkrnos) war »in Haft vom 3. Dezember
1942 bis 31. Mai 1945 wegen ›Unterlassung der recht-
zeitigen Anzeige von Banditenumtrieben‹«. Fried
nennt ihn in der Reihe der KZ-Opfer und führt seine
Verurteilung zu drei Jahren Gefängnis wegen »volks-
und staatsfeindlicher Betätigung« an. Neben diesen
Priestern der Diözese Gurk/Krška škofija führt Trop-
per noch den Theologen Franz Pörtsch, geboren am
27. Juni 1918 in → Eisenkappel/Železna Kapla an, der
aus Sippenhaftung seit 1. Dezember 1943 in Haft war,
weil seine Mutter und seine Schwester bei den Partisa-
nen waren. Alois Nadrag (geb. 22. Juli 1897 in Ober-
schütt/Rogaje bei → Villach/Beljak) war laut Tropper
»[i]n Haft vom 18. Jänner 1944 bis 26. April 1945. Ur-
sprünglich wegen ›Hörens fremder Sender‹ verhaftet,
dann wegen ›unkluger Äußerungen in einem Brief an
einen Lagerinsassen nach Außen‹ neuerlich verhaftet
und nach Dachau geschickt.« Rudolf Zeichen (geb. 9.
August 1913 in Raun/Ravne bei Rosegg/Rožek) laut
Tropper »[i]n Haft seit Mai 1944 vermutlich wegen
Wehrkraftzersetzung, nach anderen Quellen wegen
Durchführung einer Wallfahrt trotz Verbotes durch
die politischen Behörden«. Er war laut Fried im KZ
Dachau inhaftiert. Schließlich war Janez → Petrič
(Johann Petritsch, geb. 18. Mai 1889 in Sternberg/
Strmec bei Velden/Vrba) laut Tropper »[i]n Haft von
Juni 1944 bis Mai 1945, vermutlich wegen Erteilung
des Religionsunterrichtes in slowenischer Sprache«.
Laut Fried war er ebenfalls im KZ Dachau inhaftiert. Fried reiht unter die Priester der Diözese Gurk/
Krška škofija, die KZ-Opfer wurden, zudem : Pfarrer
Dr. Anton Koperek, in Haft ab 27. Mai 1942, ver-
storben im November 1942 im KZ Dachau an Hun-
gerdurchfall ; Matthias Munda, Propst in Dravograd,
der nach seiner Gefangennahme im April 1941 in die
KZ Mauthausen, Flossenbürg und Dachau verbracht
wurde. Während der Haft wurde ihm ein Arm ampu-
tiert. Dr. Anton Granig, Direktor der St. Josef-Bü-
cher-Gesellschaft in Klagenfurt/Celovec, verhaftet am
15. Juni 1943, am 15. August 1944 wegen Hochver-
rats zum Tode verurteilt, erschossen nach dem Todes-
marsch von Wien nach Stein zusammen mit mehreren
Hundert anderen Verurteilten im Gefängnishof ; Dr.
P. Ferdinand Frodl SJ, Seminarregens, verhaftet am
29. Juli 1944 wegen »staatsfeindlicher Betätigung«, in
Haft bis zum 5. April 1945 ; Ferdinand Gindele, Re-
ligionslehrer, am 15. Jänner 1940 wegen »staatsfeind-
licher Betätigung« verhaftet und eineinhalb Jahre im
Gefängnis in Klagenfurt/Celovec ; Hubert Ogertsch-
nig, Pfarrvikar in Klagenfurt-St. Egid, verurteilt am
30. Oktober 1944 aus demselben Grund und in Haft
bis zum 4. Mai 1944 in Klagenfurt/Celovec ; Michael
Paulitsch, Chefredakteur des Kärntner Tagblattes,
ohne gerichtliche Verurteilung vom 12. März 1938 bis
August 1940 in Haft und danach des Gaues verwie-
sen ; Anton Steinwender, Administrator in Althofen,
ohne gerichtliche Verurteilung vom 4. August 1939 bis
9. November 1940 im Gestapo-Gefängnis in Klagen-
furt/Celovec ; Alois/Alojzij → Vauti, Pfarrer in Zell/
Sele, verurteilt wegen staatsfeindlichen Verhaltens und
vom 3. Oktober 1944 bis zum Kriegsende in Berlin-
Plötzensee in Kerkerhaft.
Janez → Dragaschnig wurde erst nach dem Krieg
Priester. Er war zunächst Opfer der → Deportationen
1942. Von dort wurde er einberufen, an der Front ver-
wundet, entzog sich nach der Genesung dem neuerli-
chen Militärdienst und tauchte unter.
Nach Malle wurden mehr als 52 slowenische ka-
tholische Seelsorger von den Nazis verfolgt und in KZs
verbracht, laut Vrečar, Benetek zitierend, wurden
53 slowenische Priester zum Verlassen ihrer Pfarren ge-
zwungen. Insgesamt – vergleicht man die verschiede-
nen Listen von Gestapo, Kirche und slowenischerseits
– waren es nach Malle 62 kirchliche Personen. Sechs
starben im KZ bzw. an den Haftfolgen. Nach Linasi
waren »[w]eit über 60 slowenische Priester […] wäh-
rend der NS-Herrschaft schon von allem Anfang an
Schikanen ausgesetzt. Zusammen mit einigen Theolo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602