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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Page - 1414 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž

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1414 Vertreibung 1920 sentlich größer war die Zahl jener, die zur Flucht ge- zwungen waren und nach den Kämpfen um die Grenze des slowenischen Teiles Kärntens von November 1918 bis Mai 1919 sich über die Grenze zurückziehen muss- ten (so der Priester Franc Ksaver →  Meško und der →  Abgeordnete Franc →  Grafenauer u. a.). Ein Teil der slowenischen Bevölkerung musste nach der Be- setzung durch »fremde« Einheiten einzelne Kärntner Dörfer auch für längere Zeit oder gar für immer ver- lassen (Lovro →  Kuhar/Prežihov Voranc, Dr. Franc →  Kotnik, Dr. Franc →  Mišič). Unter den Flüchtlingen nach der Volksabstimmung waren auch Arbeitergenossen aus →  Ferlach/Borovlje, Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Rechberg/Re- brca, Arbeiter der Brauerei in Traundorf/Strpna vas bei →  Bleiburg/Pliberk, Feld- und Waldarbeiter und Päch- ter der ehemaligen Grafen Helldorf in Griffen/Gre- binj, Thurn-Valsasina in Bleiburg/Pliberk, Turn in →  Eisenkappel/Železna Kapla, Windischgrätz in Gra- fenstein/Grabštajn, der Fürsten Orsini-Rosenberg in Sonneck/Ženek bei Eberndorf/Dobrla vas und Liechtenstein in Rosegg/Rožek. Zahlreiche Büch- senmacher aus Ferlach/Borovlje und Umgebung (min- desten 34) mussten nach Kranj, →  Ljubljana, →  Celje, Zagreb und ins serbische Užice emigrieren. In Kranj und in Užice gründeten sie sogar zwei Büchsenmacher- schulen. Kärnten/Koroška musste auch eine beträchtli- che Zahl weiterer slowenischer Handwerker und Kauf- leute verlassen. Die Kärntner Landesregierung entließ nach der Volksabstimmung Arbeiter des Straßendiens- tes, Postbedienstete und Eisenbahner (insbesondere jene von der Strecke Rosenbach/Podrožca  –  →  Villach/ Beljak und Rosenbach/Podrožca  –  Klagenfurt/Celo- vec), die identitätsbewusste Slowenen waren und die für Jugoslawien gestimmt hatten. Die Arbeiter gingen vor- nehmlich nach Jesenice und Umgebung, in die Gegend von Radovljica, nach Kranj, Škofja Loka, nach Maribor und in die →  Mežiška dolina (Mießtal), wo sie in den Bergwerken und in den Fabriken Arbeit fanden, sowie weiters nach →  Celje, Slovenske Konjice, Ljubljana, Novo Mesto, aber auch nach Zagreb, Beograd, Zren- janin und Novi Sad. Dazu kommen noch die Juristen und Anwälte, die weichen mussten, weil alles darauf deutete, dass sie keine ausreichende Kundschaft mehr haben würden, sowie viele weiteren Personengruppen. Leider erstellte damals niemand eine vollständige Sta- tistik. Der »Exodus« der slowenischen Priester, Lehrer, Professoren, Ärzte, Tierärzte, Juristen unterschiedlicher Fachrichtungen und der Beamten – d. h. fast der ge- samten intellektuellen Elite – wird in der historischen Literatur als schwerster postplebiszitärer Schlag gegen die Kärntner Slowenen bezeichnet. Kärnten/Koroška mussten damals (zumindest) 45 Priester verlassen, ob- wohl das Verzeichnis nicht vollständig ist. Aus dem Kärntner Landesdienst wurden (zumindest) 61 Lehrer entlassen. Von den identitätsbewussten slowenischen Lehrern blieb unmittelbar nach der Volksabstimmung lediglich EIN Lehrer im Dienst, ein zweiter fand keine Anstellung mehr als Lehrer. Zwei weitere wurden nach der Wiedereingliederung in den Landesdienst als Leh- rer in den nördlichen, deutschsprachigen Landesteil versetzt. Das Büchlein des Slovensko zgodovinsko dru- štvo za Koroško [Slowenischer historischer Verein für Kärnten] weist 1919, teilweise namentlich, 309 slo- wenische Flüchtlinge aus Kärnten/Koroška mit quali- fizierten Berufen aus. Im Kontext des Intellektuellen Nachwuchses sind noch die Studenten und Schüler zu erwähnen. Darunter etwa 70 slowenische Kärntner Schüler und Studenten von Dr. Franc Kotnik, einem Lehrer am Klagenfurter Gymnasium, der in der Zeit der jugoslawischen Verwaltung zwischen Juli 1919 bis zur Volksabstimmung 1920 der Leiter des slowe- nischen Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt in →  Völkermarkt/Velikovec war (→  Schulwesen un- ter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Diese Schüler beendeten ihre schulische Ausbildung im da- maligen jugoslawischen Teil Sloweniens und anderswo in Jugoslawien. Viele von ihnen kamen auch ins Gym- nasium und die Lehrerbildungsanstalt in Maribor, wo sie ihre Ausbildung in slowenischer Sprache weiterfüh- ren konnten. Unter den Kärntnern, die zwischen den beiden Weltkriegen im jugoslawischen Slowenien angesehene öffentliche Funktionen einnahmen, waren die Mitglie- der des jugoslawischen Parlamentes in Beograd Franc Grafenauer, Anton Brandner und Dr. Franc →  Schaubach (auch Großbürgermeister des Ver- waltungsgebietes von →  Maribor (Mariborska oblast), der Bischof der Diözese →  Ljubljana Dr. Gregorij →  Rožman, der Propst Gregor →  Einspieler, Dr. Janko (Ivan) →  Arnejc und mehrere weitere kirchli- che Würdenträger, die Professoren der neu gegründe- ten Universität von Ljubljana Dr. Radoslav →  Kušej (auch Rektor der Universität), Dr. Fran →  Eller, Dr. Albin →  Ogris und Dr. Lambert →  Ehrlich, der Literarhistoriker Dr. Ivan →  Grafenauer, Dr. Franc →  Mišič (Mischitz) und mehrere weitere Lehrer, die
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
3 : PO - Ž
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
566
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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