Page - 1442 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Image of the Page - 1442 -
Text of the Page - 1442 -
1442
Volksabstimmungspropaganda
Diverses karikaturhaftes
Propagandamaterial, teils
eigenständige Flugblätter,
teils aus zeitgenössischen
Zeitschriften. Archivbestand
des INV
regierung finanzielle Sondermittel, die im ehemali-
gen Abstimmungsgebiet auch mit eindeutschenden
Zielsetzungen eingesetzt wurden (→ Germanisierung,
→ Assimilationszwang). Nach einem Preisausschrei-
ben der Kärntner Landsmannschaft wurde dem Kärnt-
ner Heimatlied, der heutigen Landeshymne, die »Ab-
stimmungsstrophe« eingefügt, in der es u. a. heißt : »wo
man mit Blut die Grenze schrieb«.
Lit.: K. Stuhlpfarrer : Volksabstimmungsfeiern und Geschichtsbild. In :
Kärnten Volksabstimmung 1920, Wien [e. a.] 1981, 13–27 ; H. Va-
lentin : Die Diskussion um den Kärntner Landesfeiertag. In : Kärntner
Jahrbuch für Politik 1994, 277–317 ; T. Bahovec : Politische Festtage Slo-
weniens im Spiegel der slowenischen Presse (1918–1989). In : U. Burz,
H.-D. Pohl (Hg.) : Politische Festtagskultur – Einheit ohne Einigkeit ?
Klagenfurt 2005, 73–128 ; R. Kluger : Politische Gedenktage und die
Kärntner Presse (1918–1945). In : U. Burz, H.-D. Pohl (Hg.) : Poli-
tische Festtagskultur – Einheit ohne Einigkeit ? Klagenfurt 2005, 9–71.
Tina Bahovec
Volksabstimmungspropaganda, entscheidender Teil
des Prozesses, bei dem es darum ging, Stimmen für den
Volksentscheid hinsichtlich der staatlichen Zugehörig-
keit des Südkärntner slowenischen ethnischen Terri-
toriums am 10. Oktober 1920 zu gewinnen. Mit der
Entscheidung der Pariser Friedenskonferenz über die
Abhaltung einer Volksabstimmung (am 30. Mai 1919)
in einem Teil des Klagenfurter Beckens, dem Abzug
der jugoslawischen militärischen Einheiten des neuen
Staates Königreich der Serben, Kroaten und Slowe-
nen (SHS) aus Klagenfurt/Celovec im Juli 1919 und
mit der Unterzeichnung des → Vertrages von Saint-
Germain (am 10. September 1919) begannen die Vor-
bereitungen für die → Volksabstimmung. Das Gebiet
wurde in zwei → Abstimmungszonen geteilt ; die Zone
A wurde unter die Verwaltung des Königreiches SHS
gestellt, die Zone B unter jene der Republik Österreich.
Im Fall einer Mehrheit für das Königreich SHS in der
Zone A sollte auch in der Zone B die Bevölkerung
über ihre staatliche Zugehörigkeit abstimmen, wobei
es wenig wahrscheinlich erschien, dass die mehrheit-
lich deutschsprachige Bevölkerung für einen Anschluss
an den neuen jugoslawischen Staat optieren würde. Mit
der Entscheidung für eine Volksabstimmung in einem
Teil → Südkärntens/Južna Koroška, wo eine große
Mehrheit der Bevölkerung slowenisch war (Zone A),
ermöglichten es die alliierten Kräfte der Bevölkerung
bewusst, sich im Unterschied zu ihrer ethnischen Zu-
gehörigkeit persönlich und in geheimer Abstimmung
über ihre staatliche Zugehörigkeit zur Republik Öster- reich oder zum Königreich SHS zu entscheiden. Dies
ist als Geschenk an Österreich zu werten, da mit ei-
nem derartigen Modus der Anschluss der Zone A eine
völkerrechtliche Sanktionierung erhalten hätte, wobei
davon ausgegangen werden kann, dass die Zone B we-
gen der ethnischen Verhältnisse bereits Österreich zu-
geschrieben worden war. Die Deutschkärntner sahen
darin eine Chance, und zwar trotz der zeitweisen eige-
nen Zweifel und der Zweifel Wiens über den Ausgang
der Abstimmung. Daran orientierte sich ihre V., bei der
der Landespatriotismus durch den Wahlspruch »Kärn-
ten, frei und ungeteilt« gekennzeichnet war, wobei mit
»Freiheit« die Befreiung der Bevölkerung in der Ab-
stimmungszone A von der jugoslawischen »Okkupa-
tion« gemeint war und damit folglich auch die Befrei-
ung vom drohenden Anschluss eines Teils von Kärnten/
Koroška an → Jugoslawien. Es ist bekannt, dass es we-
gen der Entente-Kräfte den deutschnationalen Führern
nicht erlaubt war, die Idee eines »Großdeutschland« zu
propagieren, Österreich aber »wollten sie selbst nicht«
vertreten. Deshalb wählten sie als ihren Kampf- und
Propagandaruf das »ungeteilte Kärnten«. Daraus folgte
die Betonung Kärntens als unteilbare geografische
und wirtschaftliche Einheit mit den Zentren → Kla-
genfurt/Celovec und → Villach/Beljak. Als natürliche
Grenze wurden die → Karawanken/Karavanke dar-
gestellt. Die Kärntner Landesbehörden richteten für
die Propaganda die Landesagitationsleitung (LAL)
ein, die im März 1920 vom »Kärntner Heimatdienst«
(KHD) ersetzt wurde (→ deutschnationale Vereine).
Die Deutschkärntner betonten, dass die Kernfrage
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602