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Volksabstimmungspropaganda
der Abstimmung nicht die ethnische Zugehörigkeit
war, sondern die Zugehörigkeit und Treue zu Kärnten/
Koroška, das als Teil der sozialen, fortschrittlichen und
demokratischen deutschösterreichischen Republik ge-
sehen wurde, in der es keinen Militärdienst gab. Eine
Stimme dafür wurde als Stimme für Frieden und für
die hohe deutsche Kultur gewertet. Eine Stimme für
den Balkan wurde gleichgesetzt mit ewigen Kriegen,
die dem neu entstehenden Königreich SHS drohten,
eine Stimme für den Militarismus der serbischen Olig-
archie, die Unkultur, die Vorherrschaft der Orthodoxie
und Knechtschaft. Die deutsche Propaganda betonte
das mehr als tausendjährige friedliche Zusammenle-
ben der Deutschen und Slowenen im Land und gab
vor, dass die »zugewanderten« Krainer und die slowe-
nische Priesterschaft den »wohltuenden Einfluss« der
deutschen Kultur zu stören begannen. Die deutsche V.
versicherte, dass es keinen Grund zur Besorgnis gäbe,
dass die Slowenen in Kärnten/Koroška ihre Spra-
che verlieren könnten, dass sie sogar die Slowenen in
→
Krain/Kranjska überleben würden, da diese unter
dem serbischen Joch stünden. Die V. versprach, dass
die Slowenen mit ihrer Stimme für Österreich nicht
ihrer slowenischen ethnischen Zugehörigkeit entsagen
müssten, dass das Slowenische in Österreich respek-
tiert und gleichberechtigt behandelt würde und dass sie
vom Land öffentliche Förderungen gemäß den Min-
derheitenschutzbestimmungen der Art. 62 bis 69 des
Friedensvertrags von Saint-Germain erhalten würden.
Von großer Bedeutung war die feierliche einstimmige
Erklärung des Kärntner Landtages vom 28. September 1920, dass Kärnten und Österreich den slowenischen
Landsleuten »für alle Zeiten« ihre sprachliche und na-
tionale Eigenart gewährleisten würden und dass sie für
deren geistige und wirtschaftliche Entwicklung gleich
wie für jene der deutschen Einwohner des Landes sor-
gen würden. Besonders gilt es die Rolle der Kärntner
Sozialdemokratie hervorzuheben sowie die Tatsache,
dass sich der KHD bei der Agitation des gefestigten
und effizienten Netzwerks der Sozialdemokratie be-
diente. Die Kärntner sozialdemokratischen Führer
betonten vor den slowenischen Arbeitern, dass es bei
der Volksabstimmung nicht um eine Entscheidung na-
tionalen Charakters gehe, dass die ethnische Zugehö-
rigkeit der Bevölkerung irrelevant sei und dass es vor
allem um die Wahl zwischen zwei Staatsformen ging :
zwischen der fortschrittlichen Republik Österreich und
einer jugoslawischen Monarchie, die gegenüber der
Arbeiterschaft feindlich eingestellt sei. Damit vertrat
die Partei, deren Mehrzahl der Mitglieder in Kärnten/
Koroška sich dem deutschen Kulturkreis zuzählte, die
Position der deutschnationalen politischen Führer, die
die wirtschaftliche, politische und kulturelle Einheit
des Landes vertraten. Die Kärntner Sozialdemokra-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602