Page - 1452 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Image of the Page - 1452 -
Text of the Page - 1452 -
1452
Volkskunst
auf die slowenischen → Kulturgeschichte in Kärnten/
Koroška an.
Die slowenische Volkskunstforschung beschäf-
tigte sich bis in die jüngere Vergangenheit vorwiegend
mit dem Zeitraum vom 16. bis zum Ende des 19. Jh.s
und beschränkte sich, mit wenigen Ausnahmen, auf die
V. im bäuerlichen Milieu. An dieser Stelle sei auf den
umfassenden slowenischen enzyklopädischen Beitrag
Ljudska likovna umenost von I. Sedej (1992) verwie-
sen, dessen Ausführungen im Folgenden kurz umrissen
werden.
Früh- bis Spätmittelalter. Die Entwicklungsge-
schichte der slowenischen V. wird von der Forschung
in mehrere Gruppen gegliedert : die erste umfasst den
Zeitraum von der frühmittelalterlichen Landnahme bis
hin zu den → Kolonisierungen des Mittelalters und
zur beginnenden Städteentwicklung, die zweite die
Zeit vom 12.–15. Jh., die dritte das 16. und 17. Jh. und
die vierte das 18. und 19. Jh. In allen Zeitabschnitten
war die → Volksarchitektur dominant, die die anderen
Zweige der V. zu einer höheren Ganzheit verband. Es
handelt sich um die bäuerliche Romanik, bäuerliche
Gotik und die bäuerliche Renaissance sowie das bäuer-
liche Barock und den bäuerlichen Klassizismus.
Durch die Errichtung bescheidener Filialkirchen
im 12. und 13. Jh. gelangten architektonische Formen
der Romanik und Frühgotik unter das Volk. Im 15. Jh.
setzte in ländlichen Gebieten auf Betreiben der Kir-
che ein prunkvoller Sakralbau ein (Kirchen, Kapellen,
→ Bildstöcke ; vgl. auch → Keutschach/Hodiše). Die
reiche sakrale Kultur wurde von der ländlichen Bevöl-
kerung rezipiert, jedoch ermöglichten es die beschränk-
ten finanziellen Mittel trotz sozialer Veränderungen
nicht, repräsentativere Bedürfnisse des Einzelnen zum
Ausdruck zu bringen. Innerhalb der slowenischen Re-
gionen zeigten sich Unterschiede. Etwas vermögen-
der waren innerhalb der Gorenjska (Oberkrain) die
Gebiete der Bischofsherrschaft von Škofja Loka, das
→ Gailtal/Zilja, die Primorska (Küstenland) und der
Kras (Karstgebiet), was ein höheres Niveau der V. er-
möglichte. Andererseits blieben in den subpannoni-
schen Gebieten alte und einfache Elemente bewahrt.
In Teilen der Dolenjska (Unterkrain) und in der Bela
Krajina (Weißkrain) machten die Türkeneinfälle eine
Entwicklung der V. unmöglich.
Im 16. Jh. erlebte vor allem die Gestaltung von Pro-
fanbauten ihren Aufschwung. Die Holzhäuser im slo-
wenischen pannonischen und subpannonischen Raum
sowie in Dolenjska waren mit bescheidenen Zier- elementen ausgestattet. Sie zeichneten sich teilweise
durch detaillierte Zimmermannskunst aus. In der Istra
(Istrien), im Kras, in der Goriška (Görz), der Gorenjska
und in Kärnten/Koroška waren die Steinbauten des 16.
Jh.s mit Wandmalereien und anspruchsvolleren archi-
tektonischen Details verziert (besonders Portale, Fens-
ter mit nachgeahmten Umrahmungen).
Renaissance. Durch Nachahmung der zeitgenössi-
schen hohen bzw. klassischen Kunst drangen Elemente
der V. aus der Renaissance in die profane Architektur
ein (Portal mit Vordach). Die Architekturmalerei mit
betonter Gliederung in tragende und getragene Ele-
mente wurde zu einem zentralen Gestaltungsprinzip.
In der Istra orientierten sich die neuen Formen an der
romanischen Tradition (gewölbte Portale mit spätgo-
tischem Eselsrücken, Fenster mit nachgeahmter Fens-
terumrahmung, Fresken u. a.), die sich bis ins 18. Jh.
erhalten haben (alpiner Manierismus). Spätgotische
Formen spiegeln sich auch in der Gestaltung hölzerner
Deckenbalken und Holzdecken in der Gorenjska und
in Kärnten/Koroška wider.
Die V. des 17. Jh.s folgte dem im 16. Jh. bereits
entwickelten stilistischen Rahmen und bewahrte ihn.
In der Gorenjska setzen sich noch bis zum Ende des
17. Jh.s prächtige, vorwiegend spätgotische architekto-
nische Verzierungen fort, während sich diesen in der
Primorska neuere, nach italienischem Muster über-
nommene Formen anschlossen (Portal). Die Wand-
malereien auf Steinbauten beschränkten sich auf geo-
metrische architektonische Verzierungen, stellenweise
entstanden auch Figuralbilder. Holzdecken waren reich
verziert und aufwändiger gestaltet und vereinzelt auch
bemalt. In den Wohnhäusern dominierten weiterhin
handbemalte Bauerntruhen. Mit kunstvoller Verzie-
rung versehene Arkadentruhen waren besonders in
vermögenderen Gebieten vertreten, und zwar in der
Gorenjska, in den Gebieten der Bischofsherrschaft von
Škofja Loka (Bischofslack), im Gailtal/Zilja, im → Ro-
sental/Rož bzw. im →
Südkärntner Zentralraum/Os-
rednja južna Koroška und im → Jauntal/Podjuna.
In der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte
des 19. Jh.s zeichnen sich (vorwiegend) wohlhabende
bäuerliche Anwesen durch vielzählig vertretene Bilder,
Statuen und architektonische Zierelemente aus, die die
Tendenz zur Vereinfachung von Formen und Inhalten
aufwiesen. Die hier tätigen qualifizierten Bildhauer,
Zimmermannsleute, Schmiede, Maler, Ofensetzer u. a.
waren auch für Auftraggeber aus höheren Schichten
im Einsatz. Die für Dörfer, Städte und Kirchen be-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602