Page - 1453 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Volkskunst
Buchcover, Mohorjeva
stimmten Erzeugnisse wiesen lediglich qualitativ un-
terschiedliche Zierelemente auf, was auch für Hausrat,
Gefäße und Gegenstände des Alltagsgebrauchs galt.
Charakteristische Beispiele, wie Portale, Fresken, De-
cken u. a. aus diesen Zeitabschnitten waren in der Regel
von höherer Qualität als die aus dem 18. oder 19 Jh.
stammenden Zierelemente.
Innerhalb der ärmeren, nicht bäuerlichen Bevölke-
rungsschichten in alten Handwerker- und Arbeiter-
zentren gab es vor dem 19. Jh. keine eigenen Formen
der V. Sofern es die finanziellen Mittel überhaupt er-
möglichten, kam es zur Nachahmung der in bäuerlicher
Umgebung entwickelten Muster. Auch ein Großteil
der Unternehmerschicht stützte sich auf ästhetische
Erfordernisse, die für die vermögendere bäuerliche Be-
völkerung galten. Es treten auch Formen provinzieller,
verspäteter Kunst in Erscheinung, die jedoch in ihrer
künstlerischen Ausprägung der bäuerlichen V. viel nä-
her steht als jener der bürgerlichen, und die auch als
Vermittlerin im Kulturaustausch zwischen Dorf und
Stadt angesehen werden kann.
Die wichtigsten Elemente der Innenausstattung in
Häusern waren verzierte und bemalte Arkadentruhen,
die sich im 16. Jh. entwickelt hatten und in der Go-
renjska und in Kärnten/Koroška noch im 18. Jh. domi-
nierten. In der Gestaltung von Arbeitsgerät und Ke-
ramik haben sich vorwiegend Formen und Techniken
aus den früheren Epochen erhalten (schlichte Zick-
zackornamentik oder wellenartig angeordnete Linien, Kreuzzeichen, Schraffuren, Fischgräten-Ornamentik
u. a.). Die Gestaltung volkstümlicher Festtagstracht auf
Fresken folgte verspätet der Bekleidungskultur höherer
Schichten.
Die soziale Lage der bäuerlichen Bevölkerung
verbesserte sich im 18. Jh., was für die V. einen Auf-
schwung brachte. Im bäuerlichen Barock des 18. und
19. Jh.s, einer europäischen Erscheinung, kam es zur
Blütezeit der Kunst und Kultur des Barock (wohlha-
bende bäuerliche Anwesen, Bildstöcke, Dekor). Die
frühbarocken Wandfresken stammten vorwiegend von
geschulten, qualifizierten Meistern, die u. a. auch die
Kirchenfresken malten. Der Bedarf an Malerei und
Bildhauerei wurde allmählich größer, was ein vermehr-
tes Aufkommen ländlicher Werkstätten zur Folge hatte.
Es wurde zwar oftmals nach Vorbildern der Kirchen-
malerei gearbeitet, jedoch erreichten die Erzeugnisse
– auch die der Bildhauerei – keineswegs die Qualität
des Vorbildes.
Stark verbreitet war die Produktion der »Hinter-
glasindustrie«. Die Hinterglasmalerei mit religiösen
Motiven wurde zuerst in tschechischen und deutschen
Werkstätten betrieben und vom Baltikum bis in den
südslawischen Raum zum Verkauf angeboten. Später
gab es auch vereinzelte heimische Werkstätten. Einen
ähnlichen, massenhaft angefertigten Artikel stellen be-
malte Bienenstöcke dar, die in der zweiten Hälfte des
18. Jh.s aufkamen und in heimischen Werkstätten pro-
duziert wurden.
Häufiger als in den vorangehenden Epochen sind
Skulpturen an Außenfassaden (eingemauerte Reliefe,
betonte Portale, kleine Skulpturen in Wandnischen)
und im Hausinneren (Kruzifixe, Hausaltäre) sowie
Bildstöcke und Kapellen charakteristisch. Die Plas-
tiken wurden in kirchlichem Auftrag in Schnitzer-
Werkstätten und in immer größerer Zahl auch von
örtlichen Schnitzern hergestellt. Die Kruzifixe für den
Herrgottswinkel kamen aus Tirol.
Auf immer häufiger vertretenen Bildhauererzeugnis-
sen (Portale, Fensterumrahmungen, Konsolen, Brun-
neneinfassungen) expandierten barocke Ornamentik
und figuraler Dekor, die besonders für Hausportale,
aber auch für Speicher und andere Objekte charakte-
ristisch waren. Schmiedeeiserne Fenstergitter waren
vor allem in Zentren der Eisenverhüttung, in der Go-
renjska und Kärnten/Koroška, beheimatet. Barocken
Stilelementen schlossen sich später klassizistische, aber
auch historische (neugotische) Motive an. Das bildhau-
erische Schaffen war in einem Teil der Štajerska (von
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602