Page - 1498 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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1498
Widerstandsbewegung
Zentrale Gedenkstätte am
Peršman, restauriert und
überstellt aus Völkermarkt/
Velikovec, Foto Bojan-Ilija
Schnabl
Koroški partizanski pevski
zbor, Padel je padel
nischen Štajerska (Untersteiermark) und zur Gorenjska
(Oberkrain) hier mit den Massenvertreibungen noch
nicht begonnen hatten. Aus den erhaltenen Gendarme-
rieberichten geht hervor, dass das NS-Regime in den
Kärntner Slowenen durchwegs eine potenzielle Gefahr
sah. Die slowenische → Minderheit wird nämlich sehr
oft erwähnt. Die deutlichste Ausprägung des passiven
Widerstandes war das Äußern der Unzufriedenheit.
Vor allem in den Arbeiterkreisen, und zwar wegen des
Verlustes der Kaufkraft, wegen der Verlängerung der
Arbeitszeit, der Druckausübung am Arbeitsplatz zur
Hebung der Produktivität, wegen der unbezahlten Ar-
beitsstunden und wegen der zahlreichen Geldsamm-
lungen der NSDAP und ihrer Unterorganisationen.
Aus den Berichten ist ersichtlich, dass sich Priester und
Eltern über die konsequente Eingliederung der Kinder
und Jugendlichen in die Hitlerjugend (HJ) und in den
Bund der deutschen Mädel (BDM) beklagten. Aus
denselben Berichten geht auch hervor, dass die Be-
völkerung, und zwar nicht nur die städtische, sondern
auch die ländliche, vom Umfang der ersten Verfolgun-
gen seitens des NS-Regimes auf dem Territorium Ös-
terreichs, aber auch von den Geschehnissen im Lager
Dachau wusste. Auch die Zeitung → Koroški Slovenec,
die bis zum Überfall auf → Jugoslawien erscheinen
durfte, veröffentlichte häufig kritische Beiträge über
die Maßnahmen des NS-Regimes im → Schulwe-
sen, sie kommentierte die Entlassung der wenigen
slowenischen Beamten vom Dienst, die eigenwillige
Versetzung der Priester (→ Verfolgung slowenischer
Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška) sowie das Ver-
bot von kulturellen Veranstaltungen und anderes mehr.
Die Kärntner Slowenen waren wegen der Erfolge der
deutschen Armeen und insbesondere wegen des plötz-
lichen Unterganges Jugoslawiens sehr bedrückt. Es gab
auch zahlreiche Bestrafungen wegen des unerlaubten
Hörens ausländischer Radiosender. Zum 20. Jahrestag
der Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober 1940
nahmen die Kärntner Slowenen an den zahlreichen
Abstimmungsfeiern nicht in großer Zahl teil. Zur Jah-
reswende 1940/41 dachten die NS-Behörden darüber
nach, wie sie die Bevölkerung zum verstärkten Ge-
brauch der deutschen Sprache zwingen könnten, doch
diese Bestrebungen zeitigten keinen Erfolg. Unter der
bäuerlichen Bevölkerung registrierten die Behörden
eine merkliche Verschlechterung der Stimmung wegen
neuer Steuervorschriften, wegen radikaler Steuerein-
treibungen und der genauen Erfassung aller Getreide-
reserven. Einen Monat vor dem Überfall auf Jugoslawien regis-
trierten die NS-Behörden in → Bleiburg/Pliberk und
Umgebung eine verstärkte Aktivität der slowenischen
→
Volksgruppe. Einzelne Personen korrespondierten
miteinander über die Grenze hinweg und hörten Nach-
richten von Radio Ljubljana ab. Deshalb wurden 18
Personen inhaftiert. Beim Angriff auf Jugoslawien selbst
wurden allein im Bezirk Völkermarkt/Velikovec 61 Per-
sonen festgenommen, die in der slowenischen Volks-
gruppe eine führende Rolle gespielt hatten, darunter 19
Priester, und zwar vor allem wegen der angeblichen öf-
fentlichen Bekundung ihrer projugoslawischen Haltung.
Einige Kärntner Slowenen, aber auch deutschspra-
chige Kärntner standen in Verbindung mit der Wider-
standsorganisation der Küstenlandslowenen → TIGR
(Triest, Istrien, Görz, Reka), die im Frühjahr 1940 drei
Sabotageaktionen auf Eisenbahnstrecken in Österreich
und eine in Italien mit dem Ziel, die Kohlelieferun-
gen aus Deutschland nach Italien zu behindern, durch-
führte. Die beiden Staaten hatten nämlich am 13. März
1940 einen Vertrag über eine jährliche Lieferung von 12
Millionen Tonnen Kohle nach Italien geschlossen, da-
mit Italien als Verbündeter Deutschlands von der Ein-
fuhr britischer Kohle unabhängig wäre. So erlangten
die Eisenbahnlinien zwischen Deutschland und Italien
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602