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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Page - 1510 -
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Page - 1510 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž

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1510 Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung lich der Sprachenfrage, die in der Aufkündigung des Abkommens von 1954 seitens kroatischer Kulturinsti- tutionen gipfelten, was in der Folge durchaus zu Refor- men führte. Jedenfalls zeigte diese Phase bereits eth- nonationale Risse in der jugoslawischen Gesellschaft, die unabhängig davon, wieweit sie tatsächlich weitere Bevölkerungsmassen mobilisieren konnten, zukünftige Entwicklungen vorwegnahmen. Im Zuge des jugoslawischen Zerfallsprozesses in den 1980er- und 1990er-Jahren kam es zum vielfach poli- tisch motivierten oder traumatisch bedingten sprach- lich-terminologischen Differenzierungsprozess, der in Bosnien 1993/94 formalisiert wurde, wobei sich das Serbische in Bosnien im Unterschied zur Amtssprache in Serbien, die das ›Ekavische‹ verwendet, an das »Ije- kavische« anlehnte, das weitgehend auch von Kroaten und von den Bosniaken verwendet wird. Die drei bzw. mit dem Montenegrinischen vier Sprachen sind jedoch nach wie vor weitestgehend interkommunikabel (so wird etwa im bosnischen Kontext Gemeinde/Gemein- derat zu bosn./kroat.: općina und Općinsko vijeće [OV] und zum serb.: opština/општинa und Skupština opštine/ Cкупштина  општине [SO/CO]). In einem Urteil des BiH-Verfassungsgerichts vom 19. August 2000 wurde allerdings nach Gröschel 2009 (S. 217  f.) die exklu- sive Amtssprachenregelung gekippt. Eine europäische Analogie könnte man im Ver- hältnis zwischen der österreichischen und der deut- schen Variante des Deutschen sehen : So wird etwa in deutsch-deutschen und österreichisch-deutschen Rechtstexten jeweils die spezifische Rechtstermino- logie verwendet (die European Charter of Local Self- Governance des Europarats heißt so in der offiziellen deutsch-deutschen Übersetzung »Europäische Charter zur kommunalen Selbstverwaltung und in der amtlichen österreichischen Übersetzung Europäische Charter zur lokalen Selbstverwaltung). Ansonsten wurde jedoch weder der gesamte deutschsprachige EU-Aquis mit dem Beitritt Österreichs zur EU 1995 in ein Öster- reichisch-Deutsch übersetzt, noch werden seither die EU-Rechtstexte in beide Sprachvarianten »übersetzt«. Im Alltag haben allerdings auch einheimische BKS- sprechende Einwohner der Staaten des Wesbalkan aller BKS-sprechenden ethnischer Gruppen sowie solche, die keiner dieser Gruppen angehören, biswei- len Schwierigkeiten, konsequent die neuen ethnischen Sprachregeln umfassend und »fehlerfrei« anzuwenden. Zudem treibt die Diskussion um das wichtige »Grund- recht« auf die eigene Sprache auf einer anderen Ebene bisweilen ihre Blüten. So fordern zeitweise Einheimi- sche in »Ex-Jugoslawien« von Ausländern, die nicht BKS als Muttersprache haben und unmöglich alle dif- ferenzierenden Details kennen können (ebenso wenig wie zahlreiche Einheimische selbst), von diesen in der informellen öffentlichen Kommunikation eine ethnisch reine Sprachvariante ein. Damit sprechen sie ihnen gleichsam das Recht auf »ihren« kreativen Gebrauch der Fremdsprache ab bzw. vergessen, dass die auslän- dischen Kommunikationsträger davon ausgehen müs- sen, dass sie gerade in den durchwegs multiethnischen Nachfolgestaaten Jugoslawiens eben nicht vor einem monoethnischen Publikum sprechen bzw. nicht von ei- nem monoethnischen Publikum gelesen werden. Von den BKS-›Muttersprachlern‹, die nicht Angehörige einer der drei konstitutiven Völker sind (etwa Roma/ Sinti, Juden oder Walachen), ganz abgesehen. Insge- samt hat eine solche Haltung jedoch vor allem Aus- wirkungen auf die globale Attraktivität der Sprache für nicht Muttersprachler ebenso wie für die zweite und dritte Generation der BKS-Diaspora sowie folglich auf die Chancen der nachhaltigen Entwicklung der Sprache in einem globalen Umfeld. Mit dem Sprach- partikularismus und der Negation der gemeinsamen Schriftsprache in mehreren Varianten verlor die einst tolerante und offene »Weltsprache« Serbokroatisch ihre transnationale Kommunikationsfunktion innerhalb der verschiedenen BKS sprechenden Ethnien wie auch für die nicht bosnisch/kroatisch/montenegrinisch/serbisch sprechenden Angehörigen der Völker des Westbal- kan und anderer, insbesondere slawischer Völker und Volksgruppen. Als Kontrastbeispiel kann hier wohl am ehesten die weltumspannende sprachliche Toleranz des Englischen herangezogen werden, das eben gerade des- halb attraktiv ist und so stetig an Bedeutung gewinnt (Gröschel 2009, Kordić 2010 sowie Europarat 1985). Neueste Entwicklungen im Rahmen der EU-Bei- trittsprozesse, im Zuge welcher nach Medienberichten Kroatien seine Übersetzungen des Acquis Serbien und Bosnien und Herzegowina als Zeichen gutnachbar- schaftlicher Beziehungen zur Verfügung gestellt hat, deuten darauf hin, dass es strukturell im Rahmen der EU wieder zu einer terminologischen Angleichungs- tendenz kommen wird, wie sie bereits im 19. Jh. kon- zeptualisiert worden war und die zur gemeinsamen Schriftsprache mit unterschiedlichen Varianten geführt hat.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
3 : PO - Ž
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
566
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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