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Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Page - 1559 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž

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1559 Zweisprachigkeitsideologie, Kärntner Menschenrechte. Als eines der Ziele der Vertre- ter der Z.-I. kann angesehen werden, eine wesentliche menschliche Dimension des Seins, nämlich die Spra- che und Kultur, einer politisch-ideologischen Finalität mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf zivilisato- rische Verluste zu unterwerfen (→  »Entethnisierung«). Gleichzeitig werden durch die propagandistische und manipulative gesellschaftliche Positionierung und My- thologisierung der »vermeintlichen« Zweisprachigkeit des slowenischen Landesteiles bzw. der Slowenen tiefe kognitive Dissonanzen auch in der Mehrheitsbevölke- rung geschaffen, die eine gesellschaftliche Akzeptanz der Missachtung von Kernelementen der universellen Grund- und Menschenrechte psycholinguistisch fes- tigen, was dazu führt, dass Menschenrechtsverletzun- gen – die Missachtung der verfassungsmäßig gewähr- leisteten Grundrechte in Bezug auf Sprache – von der politischen Öffentlichkeit nicht oder kaum hinterfragt werden. Solchermaßen erfasst diese Ideologie nicht nur weniger gebildete Bevölkerungsschichten, wie man meinen könnte, sondern durchaus auch Bildungs- schichten. Mehrheit. Erwähnenswert ist, dass es im deutsch- sprachigen Bereich nicht zu einem ähnlichen ›enteth- nisierenden‹ Sprachgebrauch kommt. Deutschspra- chige Personen und Vereine, die den interkulturellen Dialog fördern, werden nicht als »zweisprachig« quali- fiziert. Bei sprachlichen Mängeln von weniger gebilde- ten deutschen Muttersprachlern wird deren ethnische Identität nicht infrage gestellt. Im öffentlichen Diskurs kommt vielmehr der Gegensatz zwischen Mutterspra- che (=  Umgangssprache) und einer vermeintlich uni- versellen Fremdsprache zum Tragen. Damit kommt es zu einer erhöhten gesellschaftlichen Akzeptanz, eine Sprache NICHT zu können und KEINE intellektuellen Ansprüche zu haben. In der Folge führt diese Haltung jedoch zu einer allgemeinen verminderten Fähigkeit, eine Fremdsprache zu erlernen. Die damit gefestigten Denkmuster (»Wir-sind-wir-Mentalität«) führen zu großen Einschränkungen, die eigene Situation und ei- genen Denkweisen durchaus auch im Sinne eines intel- lektuellen Strebens zu relativieren, was sich langfristig negativ auf die Zukunftsdynamik und Zukunftsfähig- keit der Gemeinschaft auswirkt. Insgesamt ist damit die Mehrheitsbevölkerung selbst leichter politisch zu manipulieren und im Grunde auch Opfer der Z.-I. Auswege. Gesellschaftliche Auswege dieser zivili- satorischen Tragödie, die durch die propagandistisch positionierte Pseudo-Zweisprachigkeit als Vektor zur Förderung der deutschsprachigen Einsprachig- keit verursacht wird, sind in einer Neuinterpretation des Begriffs der →  Zweisprachigkeit selbst bzw. in dessen differenzierter Nutzung zu suchen. Das heißt, dass entsprechende, von Humanismus getragene, psy- cholinguistische Strategien gegen psycholinguistische Manipulationen eingesetzt werden müssen. Das Kon- zept der Zweisprachigkeit ist neu zu definieren, etwa in Anlehnung an das Verständnis der Zweisprachigkeit des Landes, wie es sich in der zweisprachigen, deutsch- slowenischen →  Landesverfassung von 1849 und der multiethnischen Staatskonzeption der →  Oktroyier- ten Märzverfassung von 1849 widerspiegelte und wie sich dies in den von Statthalter/Landeshauptmann →  Schloissnig/Šlojsnik erstellten →  Ortsreperto- rien wiederfindet (vgl. →  Landessprache, →  Landes- einteilungs-Erlass 1849, 1854). Die Aufstellung von zweisprachigen deutsch-slowenischen Ortstafeln – in einer nicht von kognitiven Dissonanzen minimalisier- ten Interpretation der verfassungsmäßig und völker- rechtlich gewährleisteten Grund- und Menschenrechte – wäre ebenso, abgesehen von der menschenrechtlichen Verpflichtung, ein Beitrag, die zivilisatorischen ne- gativen Auswirkungen der Z.-I. zu überwinden. Im Übrigen stellt eine moderne institutionelle Zweispra- chigkeit im öffentlichen Raum, im Bereich der Verwal- tung und den Selbstverwaltungskörpern (Kammern), Landtag, Parteien und Universitäten eine Notwen- digkeit und ein zivilisatorisches Bedürfnis dar, um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinschaft insgesamt zu er- höhen, wenn nicht gar zu gewährleisten. Ebenso wäre eine verfassungsrechtliche Verankerung der Slowenen in der Landesverfassung ein wesentlicher Beitrag, der dem österreichsichen Verfassungsauftrag aus Art. 8/2 BVG entspräche und diesen verwirklichen würde. Lit.: T. Veiter : Das Recht der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich. Wien, 1970 ; K. Sturm-Schnabl : Die slovenischen Mund- arten und Mundartreste im Klagenfurter Becken (Phil. Diss.). Wien 1973, 287 S.; H. Haas, K. Stuhlpfarrer : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977 ; G. Fischer : Das Slowenische in Kärnten. Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Spra- che und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Ge- sellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980 ; Comité européen pour la défense des réfugiés et immigrés (CEDRI) (Hg.) : Gemeinsam oder getrennt ? Die Situation der slowenischen Minderheit in Kärnten am Beispiel der Schulfrage. Bericht einer internationalen Beob- achterkommission, Basel 1985 ; T. Domej : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848. (Phil Diss.). Wien 1986, VII, 562 S ; O. Kronsteiner : »Alpenroma- nisch« aus slawistischer Sicht. In : Das Romanische in den Ostalpen. Hg.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
3 : PO - Ž
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
566
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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