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Zwitter, Fran
Fran Zwitter deren Mitglied er auch nach seiner Übersiedlung nach
Novo mesto blieb. In Novo mesto war er ein engagier-
tes Mitglied des slowenischen Lesevereins (čitalnica).
Am 15. Februar 1913 trat Z. dem Österreichischen
Flottenverein (Avstrijsko mornariško društvo) bei, der
eine Außenstelle in Novo mesto hatte.
Z. ehelichte im Oktober 1904 Franja Majzelj,
Tochter eines Gutsbesitzers, Händlers und Gastwirts
in Bela Cerkev (in der Dolenjska). Das Paar hatte drei
Kinder, Fran →
Zwitter (Bela Cerkev, 1905), Lidija
(Mokronog, 1907) und Martina (Novo mesto, 1910).
Das Glück der Familie, die sich ein gediegenes Heim
in Novo mesto geschaffen hatte, währte nicht lange.
Am 18. August 1918 nahmen Vater und Sohn Z. an
einer großen Gedenkfeier anlässlich der Einweihung
der Gedenktafel zu Ehren von Dr. Janez Evangelist
→
Krek in Šentjanž bei Novo mesto teil, an der als
Festredner Dr. Anton → Korošec sprach und an der
Fran Saleški → Finžgar die Gedenkmesse hielt. Nach
dem Ausflug erkrankte Davorin Zwitter an Ruhr
und starb unerwartet nach kurzer Krankheit. Er ist in
Bela Cerkev bei Novo mesto begraben. Z. war stets mit
seiner Kärntner Heimat und Kärntner Familie in en-
gem Kontakt geblieben.
Quellen : Familienarchiv.
Lit.: A. Dular : Davorin (Martin) Zwitter. In : KK 2014. Klagenfurt/
Celovec 2013, 190–199.
Anja Dular ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Zwitter, Fran (* 24. Oktober 1905 Bela Cerkev
[Šmarješke Toplice, Dolenjska], † 14. April 1988
Ljubljana), Historiker.
Z. maturierte 1924 am klassischen Gymnasium in
Novo mesto, studierte danach 1924–1926 Geschichte
und Geografie an der Universität in Ljubljana und
1926–1928 an der Universität Wien. Er wurde 1929
an der Universität in Ljubljana promoviert. 1930–1932
folgten Ergänzungsstudien in Paris, wo er mit den
neuen methodologischen Ansätzen der Historiker um
die Zeitschrift Annales vertraut wurde. 1933–1938 war
Z. Lehrer am klassischen Gymnasium in Ljubljana. Er
wurde 1937 Privatdozent und 1938 ordentlicher Do-
zent für allgemeine Geschichte der Neuzeit an der
philosophischen Fakultät der Universität in Ljubljana.
Z. wurde als Mitglied der Befreiungsfront OF von den
italienischen Okkupationsmächten im März 1942 in
Aprica an der italienisch-schweizerischen Grenze in-
terniert. Nach der Kapitulation Italiens gelangte er zu Fuß nach Slowenien und schloss sich wieder der natio-
nalen Befreiungsbewegung OF NOB an. Im Kočevski
Rog war er von Jänner 1944 bis März 1945 Leiter des
Wissenschaftsinstituts, das die Partisanen unterhielten,
1945–1947 war er als Experte für Grenzfragen am In-
stitut für die Erforschung internationaler Fragen beim
jugoslawischen Außenministerium in Belgrad tätig.
1947 kehrte er an die philosophische Fakultät der Uni-
versität in Ljubljana zurück, wurde 1948 ordentlicher
Professor für neue Zeitgeschichte und lehrte bis zu sei-
ner Pensionierung 1975. Z. war 1952–1954 Rektor und
1954–1956 Prorektor der Universität in Ljubljana.
Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit wa-
ren die Städte im Mittelalter sein Forschungsthema.
Nachdem er aus Paris zurückgekehrt war, wandte er
sich der Erforschung der neueren Geschichte zu. Die
Entstehung und Entwicklung des politischen →
Il-
lyrismus bei den jugoslawischen Völkern, die → Illy-
rischen Provinzen, die wirtschaftlichen und sozialen
Grundlagen des Prozesses der nationalen Ausformung
im europäischen und östlichen Raum sowie die An-
fänge der Nationalbewegung bei den Slowenen (Anton
Tomaž → Linhart, → Preporod) standen zunächst
im Fokus seiner Forschungen. Seine 1936 vorgelegte
Habilitationsschrift Prebivalstvo na Slovenskem od srede
18. stoletja do današnjih dni [Die Bevölkerung im slo-
wenischen Raum von der Mitte des 18. Jahrhunderts
bis heute] bedeutet in der slowenischen → Geschichts-
schreibung eine wirkliche Wende. In seiner Habilita-
tionsschrift hat Z. die demografische Entwicklung in
»eine kausale Verbindung mit der sozialen und öko-
nomischen Entwicklung« gebracht und versucht, sie
in die »Entwicklungslinie der gesamten slowenischen
Geschichte« einzuschreiben. Nach dem Zweiten Welt-
krieg befasste sich Z. systematisch mit der slowenischen
nationalen Frage im erweiterten (mittel-)europäischen
Raum. Seine ausgezeichnete Kenntnis der nationalen
Problematik bewies er in seinem bekannt gewordenen
Referat auf dem internationalen Historiker-Kongress
1960 in Stockholm. Dafür bereitete er zusammen mit
Jaroslav Šidak und Vasa Bogdanov eine umfang-
reiche Studie unter dem Titel Les problèmes nationaux
dans la Monarchie des Habsbourgs [Die Nationalitäten-
frage in der Habsburgermonarchie] vor, die in Buch-
form 1962 auch in slowenischer Sprache erschienen ist.
Darin weist Z. nach, dass die nationalen Bewegungen
und ihre unterschiedlichen Dynamiken in Europa vor
allem auch das Resultat der Unterschiede in der So-
zialstruktur der Eliten und der Bevölkerung sind und
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602