Page - 92 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
Image of the Page - 92 -
Text of the Page - 92 -
92
Wir werden zunächst die erstere zu betrachten haben, in den Nebenzonen aber weiter noch
mehrere Specialgebiete, und zwar die Grauwackenzonen, die nördlichen Kalkalpen, die
Wiener Sandsteinzone und die südlichen Kalkalpen, denen sich die auf unser Staatsgebiet
fallenden Gebirge des Balkansystems unmittelbar anschließen, abgesondert behandeln.
Centralzone.
Die Centralalpen oder die krystallinische Mittelzone der Alpen besteht durchwegs
aus Gesteinen der archaischen Epoche, unter welchen allerorts die krystallinischen Schiefer-
gesteine über die krystallinischen Massengesteine weitaus vorwalten. Die Grenzlinie übrigens,
welche dieselben von den Sedimentgesteinen scheidet, stimmt nicht überall genau mit jener
überein, welche man vom orographischen Standpunkte zwischen den Centralalpen und den
Kalkalpen gezogen hat. So finden wir beispielsweise auf der Karte Seite 27 die Gruppen
des Hochschwab und der Veitsch, die aus mesozoischen Kalksteinen bestehen, noch der
Centralzone zugezählt, anderseits sind die ganzen Ortler Alpen und die Adamello-Gruppe,
sowie im Osten das Bachergebirge, obgleich sie zum Theil oder ganz aus krystallinischen
Gesteinen bestehen, mit der südlichen Nebenzone vereinigt, und analoge Abweichungen
ergeben sich auch an anderen Stellen. Auch mag hier gleich hervorgehoben werden, daß,
wenngleich die Centralzone das eigentliche Herrschfeld der archaischen und die Nebenzonen
jenes der Sedimentgesteine bilden, sich doch einerseits beträchtliche Massen der letzteren,
an manchen Stellen der mittleren Kette, in isolirten Schollen über den krystallinischen
Gesteinen vorfinden, wie z. B. an der Landesgrenze in den Ortler Alpen oder am Brenner,
oder endlich auf der zu den steirischen Alpen gehörigen Stangalpe, und daß anderseits
an manchen Stellen der südlichen, nicht aber anch der nördlichen Nebenzonen Inseln
krystallinischer Gesteine aus den umgebenden Sedimentgesteinen emportauchen. Die
wichtigsten der letzteren auf unserem Staatsgebiete sind der gewaltige, von krystallinischen
Schiefergesteinen umgebene Granitstock der Cima d'Asta in Südtirol, der schmale Zug von
Glimmerschiefer, welcher der Einsenknng des Gailthales in Kärnten folgt, im Westen aber
mit der Centralzone doch in Verbindung steht, und ein ähnlicher langer und schmaler Zug
von krystallinischen Schiefer- und Massengesteinen, der südlich von der Karavankenkette,
den Längsthälern der Miß und Javoria entlang, fortstreicht.
So wenig wie in der Bodenplastik, ebensowenig zeigt sich auch iu der geologischen
Zusammensetzung im Gebiete der Mittelzone eine regelmäßige, dem westöstlichen Haupt-
streichen des ganzen Gebirges folgende Anordnung. Hier wie in anderen Gebieten hat man
erkannt, daß von den drei Hauptarten der krystallinischen Schiefergesteine der Gneiß das
tiefste und älteste, der Glimmerschiefer das nächst jüngere und der Thonschiefer das jüngste
Gebilde ist. Keines dieser Gesteine aber erscheint, der ganzen Erstreckuug der Ceutralkette
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch