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granit , ein, wie sich aus den Wirkungen, die er ans die umgebenden Nebengesteine aus-
geübt hat, ergibt, jüngeres aus Plagioklas, Quarz, schwarzem Glimmer und Hornblende
bestehendes Gestein, in einer geschlossenen, noch weit über die Landesgrenze hinaus aus-
gebreiteten Masse zu Tage tritt; weiter in der Cima d'Asta nördlich von Strigno in Tirol,
dann in den nördlichen Umgebungen von Brixen, wo ein ansehnlicher östlich bis über Brnneck
hinaus fortstreichender Zug von echtem Granit zn Tage tritt, endlich in den Rottenmanner
Tanern und im Bachergebirge, die ebenfalls größere Granitstöcke einschließen.
In den westlicheren Theilen der Alpen, wo dieselben zu den höchsten Gebirgsmassen
aufgestaut erscheinen, zeigen sich auch die größten Verwicklungen im Gebirgsban. Vergeblich,
so scheint es, mühte sich bisher der Scharfsinn und oft mich die Phantasie der Geologen
ab, die Faltungen, Überstürzungen und Knickungen der Schichten, die Verschiebungen,
Brüche und Verwerfungen ganzer Gebirgstheile in dem wilden Chaos der Felsmafsen,
deren ursprünglichen Zusammenhang eine ungezählte, Jahrtausende hindurch thätig gewesene
Erosion »och unkenntlicher gemacht hat, im Einzelnen zu entwirren und zu erklären. Wir
müssen uns hier damit begnügen, in der fortschreitenden Abkühlung des Erdballs selbst und
in der durch sie bewirkten Contraction, welche eine Znsainmenschiebung der starren Anßen-
rinde uud Gebirgsaufstauuug zur Folge haben mußte, also in der letzten Ursache der
plastischen Gestaltung der Erdoberfläche überhaupt auch die der Gestaltung der Alpenkette
zu erkennen, ohne in das Detail der widerstreitenden Meinungen einzugehen, welche bezüglich
der einzelnen Episoden in der Geschichte des Baues unseres Gebirges herrschen.
Dieser Bau des Gebirges, die Schieferung und Schichtung der vorwaltenden Gesteine,
die Art der Verwitterung der letzteren, die von ihren mineralogischen Bestandtheilen
abhängig ist, endlich die Erosion bedingen einerseits die äußeren Formen des Gebirges und
anderseits seine Eignung für den Pflanzenwuchs und damit auch seinen cnltnrellen Werth
für die Bewohner.
Die Zeichnung der Krimler Tanern gibt ein treffliches Bild von der Physiognomie
der Gipfel uud Thäler in dem Hochgebirge unserer Centralalpen. Oft in längeren
Zügen an einander gereihte Pyramiden, Spitzen und Zacken, meist nach der einen Seite
entsprechend der Neigung der Schichten in mehr weniger steilen Platten abfallend, an
der entgegengesetzten Seite, wo die Schichtköpfe zu Tage stehen, in zerrissenen Formen
abstürzend, dazwischen enge, seltener von senkrechten, häufiger von steil abfallenden Wänden
begrenzte Thäler bilden den Charakter derselben, der sich auch, wenngleich in gemilderten
Formen, in den minder hoch ansteigenden Gebirgen im östlichen Theile unserer Kette zu
erkennen gibt.
Die Verwitterung, die hauptsächlich nach Maßgabe des größeren oder geringeren
Quarzgehaltes langsamer oder rascher vorschreitet, erzeugt namentlich bei den Feldspath
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch