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bis zu der weitgedehnten lombardisch-venetianischen Tiefebene bilden, orographisch und
geologisch einen noch complicirteren Bau als in den Nordalpen.
In dem westlichsten auf unser Staatsgebiet entfallenden Theile der Zone, in
Judikarieu und im Etschgebiete, herrschen nordnordöstliche Streichungsrichtungen, weiter
in den südlichen lind östlichen Umgebungen des Bozener Porphyrstockes haben wir es mit
einem, man möchte sagen chaotischen Gewirre von jüngeren Sediment- und Ernptivgesteinen
zu thun, und erst mit den carnischen Alpen stellt sich das regelmäßige westöstliche Streichen
ein, welches nun durch die Karavanken, die nördliche Hälfte der julischeu Alpen, die
Sannthaler Alpen uud das Bergland von Cilli anhält bis an die große steirisch-ungarische
Ebene, gegen welche unser Gebirge in weit vorspringenden Riffen abbricht.
Diesem westöstlich streichenden Zuge aber schließt sich, einer Linie entlang, welche
ungefähr durch den unteren Lauf des Jfonzo bis gegen Tolmein bezeichnet wird, dann
gegen Kraiuburg und »veiter, etwa der Save entlang, verläuft, ein noch ausgedehnteres,
im Allgemeinen gleichförmig gebautes Gebirgslaud an, welches die südliche Hälfte der
julischen Alpen nnd das Karstplateau, nicht minder aber auch den ganzen Zug der
Gebirge von Dalmatien und des Oecupationsgebietes umfaßt. Weuu überhaupt, so
köuueu wir nur nach der bezeichneten Linie vom geologischen Standpunkte aus eine
Scheidung zwischen den Südalpen und den Ketten an der Westseite der Balkanhalbinsel
annehmen, während nach geographischen Gesichtspunkten diese Grenze viel weiter nach Südost
gelegt wird.
Betrachten wir erst die Südalpen im engeren Sinne des Wortes. Im Allgemeinen
herrschen hier dieselben Gesteine wie in den Nordalpen, und die verschiedenen Glieder
der Trias und der rhätischen Stufe, die wir in den letzteren kennen gelernt haben, bilden
auch in den Südalpen vorwaltend das Material zum Aufbau der gewaltigen Gebirgsstöcke
und Gebirgsketten, in welchen oft, wie in der Sella-Gruppe Dolomite die Kalksteine ganz
oder theilweise verdrängen. Es sind aber einige unterscheidende Momente leicht zu
erkennen. Dahin gehört das schon früher erwähnte Auftauchen von Inseln krystallinischer
Gesteine, welche auch auf die Physiognomie jener Theile der Südalpen, in welchen sie
das Kalkgebirge unterbrechen, ihren bestimmenden Einfluß ausüben; ferner die bedeutende
Verbreitung, welche verschiedene der mesozoischen Zeit angehörige Eruptivgesteine mit ihren
Tuffen, namentlich in den durch ihre schroffen Formen so charakteristischen südtiroler
Dolomitalpen, in dem Gebiete östlich vom Bozener Porphyrstocke, erlangen. Solche
sind der Monzonsyenit und der Tnrmalingranit von Predazzo, körnig-krystallinische
Gesteine, wie man sie sonst nur in der archaischen Epoche zu finden gewohnt ist, weiter
Melaphyr und Augitporphyr uud der sogenannte Syenitporphyr, die aber alle
erst in der Epoche der Ablagerung der oberen Triasformation die Sedimentgesteine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch