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die Hohlräume aus. Einstürze erfolgen, wenn die Tragkraft der Deckengewölbe nicht mehr
ausreicht, und geben sich an der Oberfläche als Dolmen zu erkennen, die, uud zwar namentlich
wohl an Stellen, an welchen die Wässer auf eiuem undurchläfsigeu Gesteinsniveau in der
Tiefe sich fortbewegen, allmälig zu bliudeu Thälern, und sind die letzten Deckengewölbe
gefallen, endlich zu offenen Thälern sich umbilden.
Diese Karsterscheiuuugen sind aber nicht allein an die jüngeren Kalksteine in den
Küstengebieten gebunden. Dringen wir von diesen weg weiter in das Innere des Landes vor,
so stoßen wir auf Kalksteine älteren Datums, die übrigens in ihrem petrographifchen Habitus
so wenig Verschiedenheit von den ersteren zeigen, daß nur der glückliche Fund seltener
Petrefacteu zu ihrer sicheren Altersbestimmung führt. Die Hauptmasse derselben gehört
wie in den Alpen der Triasformation an, und daß auch sie der Karsterscheinungen nicht
entbehren, dafür geben die oberen Triaskalke in der Umgebung des Cirknicer Sees, in
welcher dieselben mit zur vollkommensten Entwicklung gelangen, ein evidentes Beispiel.
Erst unter dem Triaskalk tauchen, und zwar hin und wieder schon in den vorderen,
in weit größerer Verbreitung aber in den inneren Ketten Werfener Schiefer und unter
diesen paläozoische Gesteine, meist wieder Schiefer, die theilweise eine ziemlich hoch-
krystallinische Beschaffenheit besitzen, empor. Mit diesen Gebilden, die schon in Krain und
im kroatischen Küstenlande in ausgedehnten Partien zu beobachten sind, namentlich in
Bosnien aber zu mächtigen selbständigen Zügen sich entwickeln, ändern sich der Charakter
der Landschaft und die Bedingungen ihrer Fruchtbarkeit. Statt der Felsgebirge der Kalk-
steine, die übrigens — wie der Birnbaumer und Tarnowaner Wald in Krain, dann auch
manche Gebiete in Bosnien zeigen — durchaus nicht von Natur aus zu absoluter Sterilität
verdammt sind, finden wir sanftere Formen und vielfach ackerbaufähigen Boden.
Man kann mit einigem Rechte die paläozoischen Ketten in Bosnien als die Axe
eines bilateral gebauten Gebirges betrachten, denn an der Nordostflanke schließen sich
denselben wieder jüngere Sedimentgebilde an. Unter diesen aber befindet sich eines von
ganz besonderem Interesse. Es ist der auf der geologischen Karte von Bosnien als Flysch-
eomplex bezeichnete Zug von Gesteinen, der von Glina in Kroatien mit zunehmender
Breite südostwärts streichend die nordöstlichen Theile des Occnpationsgebietes zum größten
Theil zusammensetzt. Dieser Complex besteht aus Sandsteinen von analoger Beschaffenheit
wie jene, welche wir als Wiener Sandstein und Macigno bereits kennen gelernt haben;
nicht nur aber sind dieselben hier häufiger mit reineren Kalksteinen in Verbindung,
sondern es siud ihnen auch allerorts zahlreiche und mächtige Züge von Serpentin und
Gabbrogesteinen eingelagert, welche allen anderen analogen Sandsteingebieten unserer
Monarchie fehlen, in ähnlicher Weise aber in den Macignosandsteinen der Apenninen
bekannt sind.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch