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Norden, so finden wir in Mies in der nördlichen Böhmerwaldhälfte zahlreiche im Thon-
schiefer austretende Quarzgänge mit reicher Bleiglanzführung, in den Umgebungen von
Karlsbad und Elbogen mächtige Lagen von Kaolin, einem Verwitternngsprodncte des
Granit, welches der so blühenden böhmischen Porzellanindustrie zur Grundlage dient,
endlich im Erzgebirge eine Reihe von altberühmten Bergbanloealitäten, die aber mit wenigen
Ausnahmen mehr im Rückgang als im Aufschwung begriffen sind. Es gehören dahin
Joachimsthal mit seinen Blei- und Silber-, dann aber auch Nickel-, Kobalt-, Uran-,
Wismnth- und Arsenikerzen; Graupen und Schlaggenwald mit Zinn- und Wolframerzen;
Platten mit Manganerzen und Rotheisensteinen n. s. w.
Bevor wir das Gebiet der archaischen Formationen gänzlich verlassen, müssen wir
noch der Neogenablagernngen in dem sogenannten Bndweis-Wittinganer Becken gedenken.
War auch das böhmische Festland, wie schon früher erwähnt, seit den ältesten Zeiten frei
von jeder Meeresbedeckung, so bestand doch im Gebiete desselben in der jüngeren Zeit ein
ausgedehnter Süßwassersee, welcher Schichten ablagerte, die wir in horizontaler Lage als
Beckenausfüllung, weite Flächenräume einnehmend, in der Umgebung der gedachten Orte
antreffen. Sie bestehen zu uuterst aus bunten Thonen, die mit Sandsteinen wechsellagern
und hin und wieder Thoneisensteine führen; über diesen folgen dunkle grau und braun
gefärbte Thone, ebenfalls mit Sandsteinen wechsellagernd, die nicht unbedeutende Flötze
einer lignitartigen Braunkohle einschließen und endlich von Ablagerungen eines groben
Schotters bedeckt werden. Nur Reste von Land- und Süßwasser-, aber keine von Meeres-
organismen werden in diesen Ablagerungen gefunden.
2. Sedimentgesteine im Innern des krystallinischen Ringes.
Im Innern des Ringes nun, der, wie wir gesehen haben, von den krystallinischen
Gesteinen der hercyuisch-sudetischeu Gebirge gebildet wird, wie am Außenrande desselben
sind Sedimentgesteine abgelagert, aber von wesentlich verschiedener Art, so daß eine abge-
sonderte Betrachtung beider Gebiete geboten erscheint.
Im Innern des Ringes bilden marine Ablagerungen der ältesten paläozoischen,
der Silurzeit, die Ausfüllung eines Beckens zwischen den krystallinischen Gesteinen, welches
aus der Gegend von Elbe-Kostelec, Prag und Auwal nach Südwesten reicht über Pilsen
und Pribram bis gegen Klattan. Ausgezeichnet durch einen außerordentlichen Reichthum
an Petrefaeteu, die in stets wechselnden Arten die lange Reihe regelmäßig über einander
folgender Schichtengruppen charakterisireu, ist das „böhmische Silurbecken" mit einer
Genauigkeit erforscht und bei den Geologen zu einer Berühmtheit gelangt wie kaum ein
anderes Gebiet des Reiches. Die unteren Abtheilungen der Ablagerung, welche den
weitaus größeren Flächenraum des ganzen Beckens einnehmen, bestehen vorwaltend aus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch